Die richtigen Zutaten

18.02.2014

Olivier de Berranger

**Viele Anleger finden die Kombination von Aktien und Anleihen in einem Produkt attraktiv. Mischfonds waren und sind die großen Absatzlieblinge. Auf welche Faktoren kommt es nun an? *finanzwelt* sprach mit Olivier de Berranger, Fondsmanager der europäischen Mischfonds ARTY und Echiquier Patrimoine des französischen Vermögensverwalters Financière de l'Echiquier.**

finanzwelt: Neben Renten- stehen Mischfonds derzeit ganz oben auf der Beliebtheitsskala bei den Investoren und konnten über 18 Mrd. € im vergangenen Jahr (Quelle: BVI) einstreichen. Nur ein Modetrend oder eine dauerhafte Ausrichtung?

de Berranger: Der Trend in Richtung Mischfonds in Europa ist struktureller Natur. Viele Investoren haben von dem vergangenen 30-jährigen Abwärtstrend der Zinsen bei Staatsanleihen der Industrieländer profitiert. Der nächste Zinszyklus zeigt nun, nachdem wir den Boden erreicht haben, mittel bis langfristig klar nach oben. Dies sind negative Vorzeichen für reine Anleihefonds, die klar die Stars der vergangenen Jahre waren. Mischfonds bieten hier eine attraktive Alternative, um in den nächsten Jahren reale Performance zu erwirtschaften. Investoren müssen in Zukunft mehr Risiken eingehen, um kein Geld zu verlieren – Mischfonds sind da eine gute Lösung.

finanzwelt: Mit welchen Argumenten können Berater beim Kunden dauerhaft punkten und entsprechende Fonds unter die Anlegerschaft bringen?

de Berranger: Gemischte Fondslösungen schlagen eine Brücke zwischen reinen Renten- und Aktienstrategien. Mit einer Volatilitätsspanne von 2 bis 12 Prozent sind sie ein gutes Angebot für Investoren, die die höhere Volatilität bei Aktien nicht aushalten können oder möchten.

finanzwelt: Timingqualitäten spielen bei flexibel gesteuerten Mischfonds eine zentrale Rolle. Marktentwicklungen zu antizipieren und Umschichtungen durchzuführen sind die Schlüssel zum Erfolg. Der erhoffte Mehrwert ist aber nicht so einfach zu generieren?

de Berranger: Die Anlagestrategie eines gemischten Portfolios sollte möglichst einfach sein. Wir sind davon überzeugt, dass eine einfache Strategie einen wesentlichen Faktor für den langfristigen Investmenterfolg darstellt. Ein Mischfonds kann nicht alle Assetklassen erfassen die es weltweit gibt. Letztlich sollten die Performancetreiber auch verständlich für den Endanleger sein.

finanzwelt: Was gilt es für den Investor zu berücksichtigen, wenn er in diese Anlageklasse investiert? Welche Produktlösungen bietet Ihr Haus an?

de Berranger: Das Verständnis darüber, wie sich die Performance bildet, ist unseres Erachtens fundamental. Mit dem defensiven Echiquier Patrimoine und dem ausgewogenen europäischen Mischfonds ARTY bieten wir sehr verständliche Investmentlösungen, die sich auf Unternehmen fokussieren. Auf lange Sicht betrachtet sind private Unternehmen die einzigen echten "Wertentwickler". Davon sind wir überzeugt. Daher konzentrieren wir uns bei beiden Fonds auf Investments in Unternehmen, sowohl bei Aktien, Anleihen als auch bei Geldmarktprodukten. Während der Echiquier Patrimoine eine Volatilität von etwa 2 Prozent nicht überschreiten sollte ist der ARTY etwas chancenorientierter ausgerichtet und kann eine Volatilität von 6 bis 8 Prozent erreichen. Die Strategie zielt auf verzinste Anlagen, sprich Aktien mit einer guten Dividendenpolitik und Unternehmensanleihen mit einer guten Prämie gegenüber Staatsanleihen.

finanzwelt: Welche Anlagechancen sehen Sie aktuell in Europa und welche Chancen bieten sich bei Anleihen?

de Berranger: Auch wenn europäische Aktien nicht mehr ganz so günstig sind, wie es 2012/13 der Fall war, so bieten sie nach wie vor Mehrwert. Dennoch wird es in Zukunft darauf ankommen, selektiver zu investieren. Den Index zu kaufen ist nicht mehr die richtige Strategie, denn Kursanstiege auf breiter Front sind nicht zu erwarten. Gezieltes Stock Picking dürfte 2014 der Garant sein, um die beste Qualität im Aktienbereich zu identifizieren. Auf der Anleiheseite sollten Anleger einen großen Bogen um Staatsanleihen machen. Ob nun in Deutschland, Spanien oder Italien – es lassen sich durchaus gute Unternehmensanleihen finden mit Risikoprämien deutlich über denen von Staatsanleihen, die signifikant die Zinsen im jeweiligen Land erhöhen. Wie favorisieren nach wie vor Hochzinsanleihen bei kurzen Laufzeiten. Wir gehen aber auch davon aus, dass aktives Durationsmanagement in 2014 zum kritischen Erfolgsfaktor wird. Zudem steht unseres Erachtens ein Ende der Performance bei Hochzinsanleihen bevor. Die damit verbundenen Risiken werden von den meisten Investoren aber noch völlig unterschätzt. Marktteilnehmer sollten daher genau im Blick behalten, wann die Stimmung bei Hochzinsanleihen dreht.

(Das Interview führte Alexander Heftrich)