Die Rechnung geht auf

02.09.2015

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Die Lebenserwartung steigt unaufhörlich weiter. Dennoch sorgen die Bundesbürger eher mangelhaft für ihr Alter vor. Dies liegt auch an der – scheinbar – niedrigen Rendite, hat TNS Infratest herausgefunden. Wer sich die Zahlen allerding genauer ansieht, kommt zu erstaunlichen Ergebnissen. Makler sollten dies gegenüber ihren Kunden verdeutlichen.

Der map-report hat Licht in den Dschungel gebracht. Schon fast traditionell behaupten Kritiker privater Rentenversicherungen, die Kunden müssten steinalt werden, um aus den Leistungen im Alter einen positiven Saldo gegenüber den Einzahlungen erreichen zu können. Die Versicherer selbst verweisen stets darauf, dass schließlich niemand wissen könne, wie lange er lebe. Die Analyse des Brancheninformationsdienstes spricht – abseits aller Spekulationen um die Lebenserwartung – eine klare Sprache. Zwar waren die Ergebnisse vor 20 Jahren und damit vor den vielen folgenden Krisen an den Finanzmärkten und rund um einzelne Staaten der Europäischen Union noch deutlich komfortabler für die Kunden. So erreichte laut map-report ein Mustervertrag mit konstantem Überschusssystem ab 1995 einen positiven Saldo zwischen Ein- und Auszahlungen bereits nach zehn Jahren und neun Monaten. Elf Jahre dauert es bei der teildynamischen Rente und elf Jahre und acht Monate bei der dynamischen Rente. Fünf Jahre später fiel die Rechnung dann schon deutlich ungünstiger aus. Mit der teildynamischen Rente vergingen dreizehneinhalb Jahre, bei der konstanten Rente 13 Jahre und acht Monate und bei der dynamischen Rente 14 Jahre.

Und der map-report machte auch keinen Hehl aus weiteren Verschlechterungen:

„Für die im Jahr 2005 beginnenden Rentenzahlungen dürfte sich der Zeitraum noch einmal deutlich verlängern. Während beispielsweise die dynamische Rente mit Rentenbeginn zum Jahresbeginn 2005 nach zehn Jahren eine Summe an Rentenzahlungen von durchschnittlich 30.320 Euro erzielte, wurden bei der im Jahr 1995 beginnenden Rente im gleichen Zeitraum noch Rentenzahlungen in Höhe von 42.678 Euro geleistet, für die im Jahr 2000 beginnende Rente 36.871 Euro.“ Doch dieser Entwicklung steht noch eine ganz andere gegenüber, wie Marlies Tiedemann, Leiterin Produktmarketing Leben der Basler Versicherungen, erklärt: „Die Lebenserwartung steigt seit Jahren unaufhörlich – immer mehr Menschen werden ‚steinalt‘.“ Trotzdem orientierten sich viele Bundesbürger noch am Alter ihrer Großeltern – bei 2,5 Jahren zunehmender Lebenserwartung pro Generation müssten aber auf deren Sterbealter sieben bis acht Jahre hinzu addiert werden. Tiedemann: „Wir halten das Langlebigkeitsrisiko und den damit verbundenen zusätzlichen Rentenbedarf für ein stark unterschätztes Risiko. Dies müssten Makler stärker ins Feld führen.“ Maximilian Buddecke, Leiter Maklervertrieb der Versicherungsgruppe die Bayerische, rät zu einer differenzierten Sichtweise: „Makler sollten sich bei der Beratung zur Altersvorsorge auf die Absicherung des hohen Alters ausrichten – weg von der reinen Renditebetrachtung. Denn die ständig wachsende Lebenserwartung ist bei den Kunden nicht präsent.“ Und in der Tat taugt der Blick nur auf die derzeit maximal gewährten Garantiezinsen von 1,25 % wenig. Denn letztlich geht es um die Absicherung des Alterseinkommens – neben einem zunehmend maladen gesetzlichen Rentensystem. Und ohnehin weisen die Sterbetafeln nicht nur eine ständig wachsende Lebenserwartung aus – sie gleichen sich auch mehr und mehr an, was für eine höhere Verlässlichkeit spricht. Dies gilt etwa für die Sterbetafel der Deutschen Aktuarvereinigung und für diejenige des Statistischen Bundesamtes.

Und da gehen Theorie und Praxis eben weit auseinander, wie eine aktuelle Untersuchung von TNS Infratest zeigt.

Arbeitnehmern ist durchaus bewusst, dass ein dringlicher Bedarf für die eigene private Altersvorsorge besteht. So gestehen sich 48 % der berufstätigen Bundesbürger ein, dass ihre private Altersvorsorge noch nicht vollständig geregelt ist. In einer Repräsentativ-Studie hatten die Finanzmarktforscher von TNS Infratest insgesamt 1.400 Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zum Thema private Altersvorsorge befragt. Nur jeder dritte Bundesbürger ist danach allerdings bereit, sich heute finanziell etwas einzuschränken, um zusätzlich in die private Altersvorsorge zu investieren. „Das Problem wird als unangenehm empfunden und auf die lange Bank geschoben“, so Manfred Kreileder, Versicherungsexperte bei TNS Infratest. Zudem sei die Bereitschaft der Bundesbürger gering, langlaufende Sparverpflichtungen einzugehen. Gefragt seien dagegen flexibel gestaltete Angebote der Versicherungswirtschaft, die sich unkompliziert an veränderte Lebensumstände anpassen ließen. Die klassischen Lebens- und Rentenversicherungen gelten den meisten Bürgern angesichts des niedrigen Garantiezinses laut Studie mittlerweile als unattraktiv. „Die neuen Angebote mit höherer Renditechance bei gleichzeitig höherer Volatilität sind aber noch recht wenig bekannt und stehen mit der weit verbreiteten Risikoaversion der Deutschen in Konflikt“, so Kreileder. Laut TNS Infratest besitzen die neuen Lebensversicherungsmodelle prinzipiell zwar das Potenzial, der Altersvorsorge mit Hilfe kapitalbildender Versicherungen zu neuer Attraktivität zu verhelfen. Allerdings werden diese Angebote bislang noch wenig wahrgenommen und bedürfen eines qualifizierten Beraters, um die damit verbundenen Vorzüge transparent zu machen.

Wenig bekannt scheinen den Bundesbürgern aber auch die in den Tarifen erfolgten Leistungsverbesserungen und Flexibilisierungen bei einzelnen Unternehmen zu sein. Beispiel Basler: Das Unternehmen bietet neben der normalen lebenslang garantierten Rente auch die sogenannte Rente mit Kapitaloption. Der Kunde kann die Rente hierbei auch noch während des Rentenbezuges kündigen und erhält dann das eingesetzte Kapital abzüglich der bereits ausgezahlten Renten zurück. Im Todesfall geht der Betrag an die Hinterbliebenen. Denn die Rentenversicherung ist im Neugeschäft und im Bestand ein Schwergewicht. Reinhard Klages, Chefredakteur des map-report ist jedenfalls von der Zukunft der Policen überzeugt: „Die Rentenversicherung ist im Neugeschäft und im Bestand ein Schwergewicht.“ (hwt)

Onlineausgabe 03/2015