„Die nächste Korrektur kommt bestimmt“

Halbzeit an den Kapitalmärkten. Zeit, um durchzuatmen. Oder auch nicht. Denn wir leben in einer sich immer schneller wandelnden Gesellschaft. Gerade in diesen Phasen benötigen Investoren Orientierung und Leitplanken. finanzwelt hatte die Gelegenheit eines Gesprächs mit Dipl.-Ing. Robert Beer, der einen Rück- und Ausblick zum 20-jährigen Jubiläum des RB LuxTopic Flex gibt.

finanzwelt: Herr Beer, Ihr flexibler Mischfonds RB LuxTopic Flex feiert in diesen Tagen 20-jähriges Jubiläum. Eine bewegte Zeit mit Kriegen, Krisen und Korrekturen.  Welches Ereignis ist Ihnen in diesen Jahren am stärksten in Erinnerung geblieben?

Robert Beer: Die Lehman-Pleite war 2008 aus Sicht des Finanzmarkts schon ein Einschnitt, der vorher unvorstellbar war. Auch Fukushima und die Folgen, die sich nicht so leicht reparieren lassen kommen mir hoch. Corona und der Ukraine-Krieg mit dem menschlichen Leid ist zwar am Finanzmarkt fast wieder vergessen, bewegt mich aber weiter jedes Mal, wenn ich die Bilder sehe.

finanzwelt: Der klassische Mischfonds setzt auf die Kombination von Aktien und Anleihen, um die Risiken zu begrenzen. Sie setzen von Beginn an auf Aktien und ein aktives Risikomanagement. Wie funktioniert Ihre risikoadjustierte Strategie?

Beer: Zum einen ist ja hinlänglich bekannt, dass Aktien langfristig eine sehr attraktive Rendite versprechen, absolut wie im Vergleich zu anderen Anlagen. Daher besteht die Basis unseres RB LuxTopic Flex aus Blue Chip Aktien. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es immer wieder teils kräftige Korrekturphasen an den Aktienmärkten gibt. Finanzkriese, Fukushima, Euro-Krise, Corona und zuletzt Ukraine sind hierfür Beispiele. Daher kombinieren wir die Aktien mit einem systematischen Risikomanagement.

finanzwelt: Wie sieht dieses Risikomanagement denn konkret aus?

Beer: Aktives Risikomanagement bedeutet bei uns, dass wir unsere Aktienbasis mit Derivatestrategien kombinieren.  Damit wird das Risiko des Portfolios gesteuert. Fällt durch Risikoreduzierung der Rückschlag in einem fallenden Aktienmarkt geringer aus, so startet das Investment beim nächsten Anstieg von einem höheren Niveau. Diese Optionskomponente hat uns 2020 auch den größten Verlust erspart. Auch 2008 und 2011 hat diese Put-Strategie die Verluste abgemildert.  Und genau das ist das Ziel, abzufedern. Denn ganz vermeiden lassen sich Verlustphasen bei Aktien nur sehr selten.

finanzwelt: Die Aktienindizes sind insbesondere durch die großen Tech-Titel getrieben. Auf welche Aktien setzen Sie?

Beer: Wir haben einen dreistufigen Investmentprozess. Grundlage ist unsere FSR-Methode: Fundamental, Systematisch, Risikoadjustiert. Fundamental investieren wir beim RB LuxTopic Flex in weltweit tätige Marktführer, die die technologischen Trends abbilden und  kalkulierbare Erträge haben. Mit einem Algorithmus selektieren wir systematisch die trend- und renditestärkeren Aktien. So investieren wir in etwa 80-90 Unternehmen. Top-Konzerne, breit gestreut und systematisch selektiert. Die Streuung mit einer tendenziellen Gleichgewichtung ist hier zudem ein Baustein der Risikosteuerung.

finanzwelt: Das klingt recht optimistisch für Aktien, die zuletzt deutlich zugelegt haben und nahe der Allzeithochs notieren. Haben Sie also die Sicherung reduziert?

Beer: Wir handeln im RB LuxTopic Flex regelbasiert und systematisch. Daher sind wir auch jetzt risikoadjustiert aufgestellt. Aus langfristiger Sicht liefern Blue Chip Aktien um die 8%, die Bewertungen sind in der Breite fair, daher sind wir weiter optimistisch. Kurzfristig ist jedoch vieles möglich. Die falsche Nachricht kann jederzeit zu neuen Korrekturen führen. Interessanterweise sind Sicherungsgeschäfte bei den aktuellen sehr niedrigen Volatilitätsniveaus deutlich günstiger geworden. Für unsere Herangehensweise also eine durchaus positive Entwicklung.

finanzwelt: Für welche Anleger ist der RB LuxTopic Flex und eine solche Strategie geeignet?

Beer: Der RB LuxTopic Flex ist für Anleger gedacht, die langfristig von Aktienmärkten profitieren wollen. Dementsprechend auch Schwankungen in Kauf nehmen können und einen entsprechenden Anlagehorizont haben. Aufgrund der Struktur und der Herangehensweise besitzt er jedoch einen vermögensverwaltenden Charakter. Für Anleger, die europäische Aktien bevorzugen, ist der RB LuxTopic Aktien Europa ein Blick wert.

finanzwelt: In den letzten Jahren ist das Fondsvermögen in den beiden Fonds deutlich gewachsen.

Beer: In der Tat haben wir zuletzt viel Zuspruch. Beim RB LuxTopic Flex insbesondere aus dem Maklerbereich. Zum 20-jährigen ist das Fondsvermögen des Flex so hoch wie nie zuvor. Mit drei Vertriebsmitarbeitern und neben mir drei Verantwortlichen im Management sind wir hier ab er gut aufgestellt. Da auch Gespräche mit potentiellen Investoren erfolgversprechend sind, ist mir um die Zukunft nicht bange.

Das Wichtigste ist aber: Aktien sind weiterhin unseres Erachtens die langfristig attraktivste Anlageform und die nächste Korrektur kommt bestimmt.

finanzwelt: Herr Beer, Sie sind Anfang 60 und topfit. Erlauben Sie trotzdem die Frage: Wie lange wollen Sie das Management fortführen und wie ist Ihr Blick nach vorne?

Beer: Für mich bedeutet das Managen nicht Arbeit sondern Leidenschaft. Dennoch haben Sie natürlich recht, es kann schnell was passieren. Daher freute es mich umso mehr, dass die Zukunft unserer unabhängigen Boutique mit dem Eintritt meines Sohns Jonas gesichert ist. Wir planen ergo nicht für die nächsten Monate, sondern eher für die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus. (ah)