Die Mobilität der Zukunft beginnt jetzt

10.01.2020

Lorenz Blume, Mobilitätsexperte und Fondsmanager bei der LBBW Asset Management / Foto: © LBBW

Die Art und Weise, wie wir Menschen uns fortbewegen und wie wir Güter und Waren transportieren, verändert sich enorm. Gründe dafür sind der Klimaschutz, die Ressourcen-Problematik, die Urbanisierung und der technologische Fortschritt. Anleger können an den Chancen des Megatrends partizipieren.  

Die Straßen New Yorks werden bis zum Jahr 1910 in meterhohem Pferdemist ersticken. Das prognostizierten Stadtplaner um 1850. Doch es kam anders. Nachdem Carl Benz 1886 das benzinbetriebene Auto patentieren ließ, erlebte die Welt einen ungeahnten Wandel der Mobilität. Autos ersetzten Pferdekutschen – das befürchtete Pferdemist-Problem blieb aus. Heute wandelt sich die Mobilität erneut, weil wir vor neuen Herausforderungen stehen. Firmen, die innovative Lösungen entwickeln, sind gefragt. Anleger können von dem Megatrend profitieren.

Bis 2030 dürfte sich der Elektroantrieb durchsetzen

Für die neue Evolution der Mobilität gelten vor allem drei Beschleunigungsfaktoren: die zunehmende Ressourcen-Problematik, die wachsenden Bemühungen zum Schutz unseres Klimas und die damit verbundenen Regulierungen seitens der Politik. Um den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid (CO2) zu reduzieren, werden weltweit die zulässigen Grenzwerte für neue Automobile fortlaufend verringert. Hersteller, die in der Europäischen Union die verschärften Grenzwerte ihrer Neuzulassungen ab 2020/2021 nicht einhalten, müssen künftig Strafzahlungen leisten. Mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren sind die neuen Grenzwerte nicht mehr einzuhalten. Die Zukunft gehört dem lokal emissionsfreien Fahren – wobei die Politik dem Elektroantrieb die Vorfahrt einräumt. Die Frage, ob sich diese Antriebsform durchsetzen wird, ist für Investoren in die Mobilität der Zukunft eigentlich überflüssig. Denn in Europa haben sich die Gesetzgeber einseitig auf diese Antriebsform versteift, sodass weder Hersteller noch Verbraucher eine große Wahl haben. Wir können daher davon ausgehen, dass sich die Menschen in Europa bis 2025 zunehmend elektrisch angetrieben fortbewegen werden. Wer von der Mobilität der Zukunft profitieren will, sollte deshalb sein Augenmerk unter anderem auf die Gewinner des Trends zur Elektromobilität richten. Dazu gehören insbesondere Batteriehersteller. Da die Autohersteller derzeit massiv auf Elektroautos setzen, dürfte die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien in den kommenden Jahren regelrecht explodieren.

Neue Mobilitätskonzepte bahnen sich ihren Weg

Die Mobilität der Zukunft beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Trend zur Elektromobilität und wird über den Klimaschutz hinaus von weiteren Faktoren beeinflusst. Etwa von der Sharing Economy. Vor dem Hintergrund der hohen Unterhaltungskosten und der geringen Nutzungs-intensität verliert das Auto als Statussymbol an Bedeutung. Das Nutzungserlebnis wird wichtiger als der Besitz. Diese Veränderung dürfte sich als erstes in den Städten vollziehen. Die fortschreitende Urbanisierung spricht dafür. Am Beispiel von Westeuropa wird dies deutlich: Lag der Bevölkerungsanteil in städtischen Regionen 1990 noch bei 74 Prozent, ist er bis 2015 bereits auf 79 Prozent gestiegen und soll nach einer Prognose der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2018 bis 2030 auf 82 Prozent steigen. Wer sich in diesen Megacities nicht ohnehin schon mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, wird dort künftig sehr wahrscheinlich auf das eigene Auto verzichten und sich stattdessen von automatisierten Taxis, sogenannten Robo-Cabs, durch die Gegend fahren lassen. Ich rechne damit, dass Robotaxis ab 2025 zu unserem Straßenbild dazugehören und das autonome Fahren ab 2030 auch in Personenwagen für den Individualverkehr zur Marktreife entwickelt wird. Damit eröffnen sich vielversprechende Chancen, insbesondere für nachgelagerte Branchen. Zahlen des Zentralverbands der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie belegen: Während in einem herkömmlichen Auto im Durchschnitt Prozessoren im Wert von 337 Euro verbaut sind, benötigt ein Elektrofahrzeug zusätzliche Prozessoren für 410 Euro. Durch automatisiertes Fahren kommen weitere 910 Euro für Mikroprozessoren hinzu.

Wie sich der Gütertransport verändern dürfte und welche Chancen diese Entwicklung für Investoren bietet, lesen Sie auf Seite 2