Die Märkte drängen China zu neuem Handeln

26.08.2015

Überraschend kam die in dieser Woche durchgeführte geldpolitische Lockerung der People’s Bank of China (PBOC) nicht. Aber welche weiteren Schritte werden jetzt folgen?

Wird China ein Programm zur Belebung der Konjunktur umsetzen? Und falls ja, in welchem Umfang? Wir sind der Meinung, dass Peking nur noch kleinere Impulse zur Stabilisierung setzen wird - nicht annähernd vergleichbar mit dem umfangreichen Fiskalprogramm von 2009. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Regierung versuchen wird, einige öffentliche Investitionsprojekte zeitlich vorzuziehen oder mit zweckgebundenen Krediten für bestimmte Sektoren die Konjunktur anzutreiben.

Kurzfristig wären wir zudem nicht davon überrascht, wenn China eine weitere Zinssenkung vollzieht und Liquiditätsimpulse setzt. Denn gerade angesichts der jüngsten aktiven Währungsintervention ist die übergreifende Geldpolitik gegenwärtig noch vergleichsweise zurückhaltend. So oder so: Noch ist völlig unklar, ob die Maßnahmen zur Unterstützung des Wachstums in punkto Ausmaß und Auswirkungen die beabsichtigte Wirkung erzielen werden. Daher erwarten wir vielmehr, dass der Markt China dazu drängen wird, mehr für die Wiederbelebung des Wachstumszyklus einzusetzen.

Auf Basis der Kommentare aus Peking gehen wir immer noch davon aus, dass die People’s Bank of China den Wechselkurs bis zum Jahresende weiterhin niedrig bei ca. 6,4 bis 6,5 Renminbi pro US-Dollar halten wird.

Um eine verlässliche Prognose für das kommende Jahr abzugeben, sind hingegen noch zu viele Faktoren ungewiss. Falls sich jedoch nach einer möglichen Zinserhöhung der Fed in diesem Jahr die Stärke des US-Dollar abschwächen sollte, sehen wir mittelfristig keinen Grund für eine Abwertung des Renminbi.

Im Gegenteil: Unsere Überzeugung, dass die chinesische Währung langfristig aufwertet, ist untermauert von der klaren Zielsetzung der Regierung, den Renminbi zu internationalisieren: das heißt, seine Bedeutung für globalen Handel und Investitionen auszuweiten und ihn als wichtige globale Reservewährung zu veredeln.

Lesen Sie zu weiteren Hintergründen hier auch eine Analyse der AB-Experten Hayden Briscoe, Anthony Chan und Stuart Rae dazu, wie Chinas Reformen die Weltmärkte längerfristig verändern:

https://www.abglobal.com/Instrumentation/White-Papers/Research_on_China.pdf

Autor: Anthony Chan, Asien-Volkswirt bei AB