Die Krise Brasiliens spitzt sich weiter zu

13.08.2015

Foto: © dislentev - Fotolia.com

Die Agentur Moody´s hat das Rating Brasiliens nach unten revidiert von Baa2 auf Baa3 und damit die niedrigste Stufe im Investmentgrade.

(fw/mk) Jeder weitere Schritt nach unten würde in den spekulativen Bereich führen, was eine Verkaufswelle für brasilianische Papiere auslösen würde weil die Richtlinien vieler Fonds und anderer institutioneller Investoren Anlagen unterhalb des Investmentgrade beschränken oder ganz ausschließen. Allerdings wurde der Ausblick auf stabil gesetzt, will sagen: Eine weitere Abwärtsrevision ist zumindest für die nächsten 12 bis 18 Monate unwahrscheinlich.

Hintergrund ist der Anstieg der Staatsverschuldung im Gefolge der Wirtschafts- und Regierungskrise: Der Korruptionsskandal um die verdeckte Parteienfinanzierung durch den Staatskonzern Petrobras und dessen Zulieferer aus dem Baugewerbe haben die regierende Arbeiterpartei und die Stellung von Präsidentin Rousseff so stark erschüttert, dass es der Administration nicht mehr gelingt, die nötigen Anpassungen im Haushalt durchzusetzen. Jüngste Umfrageergebnisse unterstreichen die prekäre Position: Nur noch 8 % der Wähler sind demnach mit Roussefs Politik einverstanden während über 70 % negativ urteilen. Vor allem aber unterstützen gut zwei Drittel der Wähler die Forderung nach einer Amtsenthebung wegen des Petrosbras-Skandals. Es deutet sich eine neue Protestwelle ähnlich der vom Frühjahr 2014 mit Großdemonstrationen an. Von daher ist nachvollziehbar, dass es Rousseffs Regierung auch nicht in der eigenen Partei gelingt, Mehrheiten für ihre Spar-Politik zusammenzubringen.

Moody´s Schätzungen zufolge müsste Brasilien jeweils ein Wachstum und einen Primärüberschuss des Haushalts (Saldo vor Zinszahlungen) jeweils 2 % vom BIP erreichen, um die Schulden zu stabilisieren. Die jüngste Schätzung des IWF (globaler Ausblick vom Juli) zeigt, wie hoch diese Hürde ist, -1,5 % und +0,7 % setzt der IWF für Brasiliens Wachstum 2015/16 an.

Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, die bremsenden Einflüsse überwiegen: Mit der Abschwächung der chinesischen Konjunktur fällt auch die Nachfrage nach Brasiliens Rohstoffen, vom Außenhandel her ist wenig zu erwarten. Die Abwertung des Real kurbelt nicht den Export sondern die Inflation weiter an (zuletzt 9,56 %), was die Notenbank zu weiteren Zinserhöhungen zwingen wird, die die Konjunktur weiter bremsen. Zu den steigenden Zinsen kommt die politische Unsicherheit als Investitionsbremse hinzu. Angesichts der politischen Schwäche der amtierenden Regierung ist der weitere Kurs der Wirtschaftspolitik nicht absehbar.

Dieses wenig erfreuliche Konstellation verschreckt natürlich auch die Anleger, Brasilien-Fonds stehen derzeit an der Spitze vieler Verlierer- oder Flopplisten mit Verlusten um 15 % bis 20 % innerhalb des letzten Monats, wobei sich die Verluste der ETFs nicht sonderlich von denen der aktiven Fonds unterscheiden Wir sehen unsere Warnungen (zuletzt Mai/Juni in der Printausgabe 3/2015) vor Anlagen in Brasilien bestätigt. Über Neuanlagen sollte erst nachgedacht werden, wenn eine Lösung der politischen Probleme erkennbar wird.