Die Krise als Chance nutzen

14.04.2020

Geir Lode, Head of Global Equities (li.) und Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes / Foto: © Federated Hermes

Die Corona-Pandemie hält uns noch immer im Griff. Die Nachrichten über Neuerkrankungen und Genesungen prägen den Alltag. Ein Thema der jüngeren Vergangenheit ist dabei etwas in den Hintergrund gerückt. Nachhaltigkeit. Wie sich die aktuelle Krise auf nachhaltiges Investieren auswirkt, beleuchten Experten von Federated Hermes.

Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes:

“Die ultimative Lösung zur endgültigen Eindämmung der Pandemie liegt außerhalb des Finanz- und Wirtschaftssystems und ist von großer Unsicherheit geprägt. Dennoch können wir über die ausgewogene Bilanz der Entwicklungen nachdenken, die die Märkte kurz- und langfristig prägen werden.

Kurzfristig gesehen und auf der Positivseite vermerkt, normalisiert sich die Marktliquidität langsam wieder. Selbst im Bereich der Hochzinsanleihen, wo sich eine Zeitlang einfach nichts bewegte. Neuemissionen, zumindest im Investment-Grade-Segment, scheinen wieder in vollem Gange zu sein, wobei sich der Markt bewusst ist, dass die Fed nun zu den engagierten Käufern zählt. Die implizite Volatilität bewegt sich von ihren Höchstständen nach unten und die Korrelationen kehren auf ein normaleres Niveau zurück. Die Streuung, der Freund der aktiven Manager, ist ebenfalls wieder aufgetaucht. ESG-Faktoren, die Anleger zu nachhaltigen Unternehmen führen, haben den Markt ebenfalls übertroffen. Längerfristig gibt es Anzeichen dafür, dass medizinische Maßnahmen zu greifen scheinen. Zentralbanken und politische Entscheidungsträger scheinen bereit zu sein, einfach "alles zu tun, was nötig ist" - ähnlich wie Mario Draghi im Jahr 2012. Wir wissen auch, dass sich die Finanzmärkte im Großen und Ganzen gut halten, auch wenn einige Lecks gestopft werden mussten.

Auf der Schattenseite ist zu vermerken, dass die Gewinne eindeutig massiv geschrumpft sind, da die Dividenden und Rückkäufe, die in den letzten Jahren die Hausse stark unterstützt haben, auf breiter Front gekürzt wurden. Viele Einzelpersonen und Unternehmen sind verzweifelt auf der Suche nach liquiden Mitteln. Und selbst wenn diese ankommen, wird das die verlorene Wirtschaftsleistung nicht ersetzen können. Die Krise ist auch in den Schwellenländern noch nicht voll zum Tragen gekommen. Hier wird die Herdenimmunität aufgrund der mangelnden Infrastruktur des Gesundheitswesens wahrscheinlich die einzige verfügbare Strategie sein. Blicken wir etwas weiter in die Zukunft, so werden die gesellschaftlichen Kosten der notwendigen Maßnahmen immer deutlicher und mit ihr der Einfluss des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit auf das Verbraucherverhalten.

Aber um mit einer positiven Bilanz abzuschließen: Noch nie zuvor hatten wir eine so große Gelegenheit, neu zu überdenken, wie der Kapitalismus für unseren Planeten funktioniert. Wir kehren nicht zum alten Normalzustand zurück, sondern haben die einzigartige Chance, Dinge künftig besser zu machen.“

Warum die aktuelle Krise eine Chance im Bezug auf den Nachhaltigkeitsaspekt sein kann, lesen Sie auf Seite 2