Die Kasse klingeln lassen
27.01.2014
Die großen DAX-Unternehmen haben 2013 knapp 30 Mrd. Euro Gewinne an ihre Aktionäre ausgeschüttet, und auch für dieses Jahr wird mit einem vergleichbaren Wert gerechnet. Neben den Kursgewinnen sorgten diese Ausschüttungen für einen Renditekick entsprechender Fonds. Welche Kriterien spielen neben der Dividendenrendite noch eine Rolle?
Gut aufgestellte Unternehmen, die eine ordentliche Dividende ausschütten und damit unabhängig der Kursentwicklung eine gewisse Rendite liefern, das ist die Vorstellung, mit der sich Dividendenfonds speziell im niedrigen Zinsniveau gut verkaufen lassen. In vielen Ländern sind die Dividendenrenditen dabei mittlerweile höher als die jeweiligen Renditen 10-jähriger Staatsanleihen. Hierzulande liegt die durchschnittliche Dividendenrendite bei 3,3 %. Zudem entwickeln sich Aktienkurse der Dividendenpapiere stabiler als die Kurse der Unternehmen, die keine Ausschüttung vorsehen. Im finanzwelt-Interview bezieht Denise Kissner, Investment-Spezialistin bei Deutsche Asset & Wealth Management, Stellung zur Attraktivität von Dividendenfonds im aktuellen Marktumfeld und wie die Titel für das Fondsschwergewicht Top Dividende ausgewählt werden.
finanzwelt: Die Aspekte Rendite und Sicherheit stehen bei Investoren hoch im Kurs. Warum sind Dividendenfonds gerade in der aktuellen Marktlage empfehlenswert?
Kissner: Reinvestierte Dividenden machen das Gros der langfristigen Aktienmarktrendite aus. Somit sind defensive Dividendenstrategien für uns ein klassisches Basisinvestment, das unabhängig vom Timing in jeder Asset Allokation zu finden sein sollte. Darüber hinaus sollten risikobewusste Anleger vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Aktienmärkte, vor allem in den USA, wieder vermehrt auf ein vernünftiges Verhältnis von Rendite und Risiko achten und sich somit mit qualitativ hochwertigen Dividendentiteln beschäftigen.
finanzwelt: Dank guter Gewinne im laufenden Geschäftsjahr wird die Hälfte der im Deutschen Aktienindex (DAX) notierten Konzerne ihre Dividende im Frühjahr erhöhen. Gab es aus Ihrer Sicht Überraschungen?
Kissner: In diesem Jahr werden die DAX-Konzerne insgesamt eine neue Rekordsumme von rund 28 Mrd. Euro ausschütten. Aus unserer Sicht gab es aber keine Überraschungen. Vor allem Unternehmen mit zyklischen Geschäftsmodellen haben ihre Dividenden im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Hingegen haben Unternehmen aus den eher defensiven Sektoren wie Versorger und Telekommunikation den Rotstift angesetzt und ihre Dividende kürzen müssen.
finanzwelt: Die Fed hat bekannt gegeben, dass sie ihre Anleihekäufe drosselt. Unternehmen könnten doch als Sicherheitspolster mehr Cash anhäufen, dies zu Lasten von Dividenden. Wie schätzen Sie diese Situation ein?
Kissner: Mit Rückführung der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank rechnen wir durchaus mit einer höheren Schwankungsintensität im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren und einem etwas geringeren Gesamtertrag auf den Aktienmärkten. Eine Rückführung der Anleihenkäufe sollte die Dividendenpolitik von Unternehmen mittelfristig nicht beeinflussen. Vielmehr erwarten wir, dass Aktien mit hohen und nachhaltigen Dividenden und attraktivem Dividendenwachstum wieder mehr im Fokus stehen.
finanzwelt: Welche Kriterien sind neben der Dividendenrendite die entscheidenden Parameter?
Kissner: Das Fondsmanagement des DWS Top Dividende verfolgt einen zweistufigen Investmentprozess. Im ersten quantitativen Schritt filtert das Fondsmanagement dabei aus dem globalen Anlageuniversum Unternehmen mit einer hohen, nachhaltigen Dividendenrendite und niedrigen Ausschüttungsquote heraus, die darüber hinaus über ein attraktives Dividendenwachstum verfügen. Aus dieser Hitliste werden in einem zweiten Schritt die Fundamentaldaten, die Ertragsaussichten sowie die Stabilität der Ausschüttungen der Unternehmen analysiert. Ebenso werden die Qualität des Managements und die Dividendenpolitik des Unternehmens bewertet.
finanzwelt: Der DWS Top Dividende ist knapp 10 Mrd. Euro schwer. Wie hebt sich der Fonds von Wettbewerbern ab, insbesondere hinsichtlich Risiko, Volatilität und Kosten?
Kissner: Mittlerweile gibt es weit über 100 verschiedene Anbieter von globalen Dividendenfonds. Da es sich dabei aber nicht um einen geschützten Begriff handelt, ist bei der Auswahl Vorsicht geboten. Für uns steht ganz klar der defensive Charakter des DWS Top Dividende im Vordergrund. Dieser spiegelt sich zum einen in der niedrigen Volatilität und zum anderen im asymmetrischen Chancen-Risiko-Profil wider. Der defensive Charakter und die Asymmetrie des Fonds können jedoch in stark steigenden Märkten zu einer temporären Underperformance gegenüber dem breiten Markt und einigen Wettbewerberfonds – die teils (deutlich) offensiver agieren – führen. Im Umkehrschluss lagen diese Wettbewerber in Zeiten volatiler Märkte, wie 2008/09 und 2011, in der Wertentwicklung hinter dem Markt und deutlich hinter dem DWS Top Dividende. In Anbetracht seiner hohen Zuflüsse in den vergangenen Jahren sind wir überzeugt, dass die Strategie genau den Nerv der Anleger trifft. Vor allem deutsche Anleger möchten gerne, wenn sie in Aktienfonds investieren, ein defensives Basisinvestment mit attraktiver Ausschüttung. Im Vergleich zu anderen aktiv gemanagten Dividendenfonds ist der DWS Top Dividende mit einer Gesamtkostenquote von 1,45 % p. a. eher preiswert.
finanzwelt: Wie lassen sich Dividendenpapiere argumentativ derzeit am besten verkaufen?
Kissner: In Zeiten teilweise negativer Realrenditen bei Zinsanlagen und verbesserter Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft erscheint die Anlage in Aktien derzeit immer noch alternativlos. Nach dem Abschmelzen der Renditen bei Staats-und Unternehmensanleihen müssen Anleger, die ihr Vermögen langfristig halten oder gar mehren wollen, auch bei Zinsanlagen „ins Risiko gehen". Auch wenn viele Unternehmen mit einer guten Bilanzqualität und attraktiven Bewertungen überzeugen, scheuen viele Anleger, nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Märkte, ein Engagement in Aktien. Ein möglicher Weg aus dem Anlagedilemma können „defensive" Aktien sein, die hohe laufende und langfristig steigende Dividenden offerieren. Aufgrund ihres eher defensiven Charakters bieten Dividendentitel besonders für risikobewusste Anleger, die erste Schritte auf dem Aktienmarkt wagen möchten, eine gute Einstiegsmöglichkeit. Für bereits in Aktien investierende Anleger stellen Dividendentitel derweil ein hervorragendes Basisinvestment dar, das Stabilität ins Portfolio bringt.
(Das Interview führte Alexander Heftrich)