Ideenschmiede börsennotierter Indexfonds
11.05.2016
Sascha Specketer, Country Head Retail & Wholesale Germany Invesco / Foto: © Invesco
Die Investmentbranche hat ein gutes Jahr 2015 hingelegt. Börsennotierte Indexfonds (ETFs) sind auf der Überholspur. Sascha Specketer, Managing Director, Head of Germany, Austria & Eastern Europe bei Source UK Services Limited, gibt Auskunft:
Er gibt eine Stellungnahme zur Kritik an börsennotierten Indexfonds ab und gibt Auskunft zu aktuellen Trends.
INTERVIEW
finanzwelt: Welche Entwicklungen zeichnen sich derzeit auf dem ETF-Markt ab? Specketer: Seit Beginn des Jahres sehen wir eine starke Nachfrage nach Gold ETCs zur Absicherung von stark schwankenden Aktienmärkten. Insgesamt sind nun über $4Mrd in Gold ETCs in Europa geflossen – davon haben wir sehr profitiert und ca. 20 Prozent der gesamten Nettozuflüsse auf uns vereint. finanzwelt: Im ersten Quartal 2016 wurden vermehrt Bond-ETFs auf den Markt gebracht. Auf was setzt Ihr Haus? Specketer: Wir glauben, das Renten-ETFs ein großes Aufholpotenzial zu Aktien-ETFs haben. Derzeit sind in diesen nur 27 Prozent des in ETFs verwalteten Vermögens von insgesamt €430Mrd in Europa investiert. Wir selber setzen derzeit auf das Hochzins-Segment mit kurzer Durations-Laufzeit. Das Hochzins-Segment weist derzeit eine erwartete Rendite bis zum Laufzeitende der Bonds von 7,5 Prozent auf. Die effektive Duration beträgt hingegen nur 1,9 und reduziert so das Risiko aus der bevorstehenden Zinswende in den USA. Der Source PIMCO Short Duration High Yield ETF hat insgesamt bereits Gelder in Höhe von $869mio erhalten und wir glauben, dass dieser ETF auf das richtige Rentensegment setzt. finanzwelt: Schon seit Langem tobt ein Preiskampf bei den ETFs. Ist damit in absehbarer Zeit Schluss? Specketer: Ich würde dies keinen Preiskampf bezeichnen. Wir sowie andere ETF-Anbieter haben insbesondere bei Benchmarks, in denen mehrere Milliarden Gelder verwaltet werden, die Gebühren gesenkt. Dies hat verschiedene Vorteile und wir geben somit diese Größen- und Kostenvorteile in diesen ETFs an unsere Kunden weiter. finanzwelt: Welche ETF-Produkte werden Ihrer Ansicht nach in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen? Specketer: Wir glauben, dass die erste Generation von ETF-Investoren und somit Investoren, die nun schon mehr als 10 Jahren in Europa in ETFs investieren, sich zunehmend neuen Themen wie Smart oder Strategic Beta annehmen werden. Diese Investoren sind bereits von den Vorteilen eines transparenten, häufig regelbasierten und liquiden Investments überzeugt. Dies ist auch in den Zuwachsraten an sogenannten Smart Beta ETFs zu erkennen. In Europa sind bereits knapp €100Mrd in solche ETFs investiert und machen somit bereits einen Anteil von 23 Prozent aus. Die Wachstumsraten über die letzten 10 Jahre betragen dabei 68 Prozent p.a. finanzwelt: Die Kritik an den Indexfonds -Stichwort Wildwuchs, zunehmende Intransparenz- reißt nicht ab. Was halten Sie dagegen und wo sehen Sie tatsächlich Verbesserungsbedarf? Specketer: Ich denke, dass ETFs das Investmentumfeld bereits revolutioniert haben und wir dennoch erst am Anfang dieser Entwicklung stehen. Für viele Investoren gibt es nun eine Vielzahl an Anlageklassen, die für sie so in der Vergangenheit nicht investierbar gewesen sind. Die Informationen zur jeweiligen Strategie oder zum Index der durch den ETF abgebildet wird, sind in der Regel immer über den jeweiligen Anbieter und auf deren Webseite für alle Investoren frei zugänglich zu erhalten. Wir bieten unseren Kunden nun auch einen Live Chat an, damit Kunden direkte Fragen stellen können, sollten sie die gewünschten Informationen nicht bereits auf unserer Webseite finden. Ich kann dem also nicht zustimmen, sondern bin davon überzeugt, dass die ETFs dazu beitragen, dass Investoren ihre Anlageziele wesentlich einfacher, transparenter und kostengünstiger umsetzen können.
Das Interview führte finanzwelt