Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen
10.12.2018
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Die Vielfalt von Investmentmöglichkeiten ist immens. Neben regionalen Schwerpunkten lässt sich auch auf sektorale Schwerpunkte abstellen. Und diese Rechnung kann aufgehen. Die Pharma-/Biotechbranche hebt sich positiv hervor, andere Branchen haben eher zu kämpfen. Ein Zwischenstand über Auf- und Absteiger.
Sie wollen Ihren Kunden nicht ein breites Investment über verschiedene Branchen
hinweg empfehlen, sondern ganz konzentriert in eine zukunftsweisende, ertragssichere Branche? Dann könnte ein dezidierter Blick auf so genannte Branchenfonds lohnen. Darunter ist grundsätzlich das Investment in einen Fonds zu verstehen, der das Kapital seiner Investoren entweder vollständig oder zumindest überwiegend in Wertpapiere investiert, die eben eine ganz bestimmte Branche (d. h. einen einzelnen Wirtschaftssektor oder einen Industriezweig repräsentieren). Soweit die graue Theorie. Klingt einfach und plausibel. Doch welche Haken gibt es möglicherweise?
„Das Anlageuniversum und der Anlageprozess sollten ausreichend groß sein. Insbesondere um zu verhindern, dass ein Portfolio aus stark korrelierten Aktien entsteht, das dann wiederum zu einem extrem volatilen Endportfolio führen kann“, so Rudi van den Eynde, Head of Thematic Global Equity Management beim europäischen Vermögensverwalter Candriam. Dem pflichtet Uwe Eilers, Geschäftsführer Frankfurter Vermögen GmbH zu und ergänzt, dass man „grundsätzlich zur Risikominimierung im Depot nicht nur auf eine Branche setzen solle, sondern zur Portfoliodiversifikation dies nur als Teil des Gesamtinvestments anzusehen habe.
Anders gesagt: Branche ist nicht gleich Branche, hier müssen Zyklen und Besonderheiten gesondert bewertet und im Rahmen der breiten Allokation eingeordnet werden. Nicht zum ersten und wohl nicht zum letzten Mal fällt die Biotechnologie-Branche positiv aus dem Raster. Hier sind viele Zukunftsthemen verortet und mitunter sind die Unternehmen in der weltweiten Analyse prächtig aufgestellt. Es fällt auf, dass die Biotechnologie-Sparte sich zunehmend als Wachstumsmotor etabliert. „Die Branche profitiert von einem starken Bedarf, der fast jeden Aspekt unseres Lebens betrifft. Regierungen haben das Ausmaß dieses Bedarfs erkannt und ergreifen Maßnahmen, um die Branche zu unterstützen. Vor dem Hintergrund des Markpotenzials in Kombination mit der derzeitigen Bewertung des Sektors halten wir die Biotechnologie-Branche für ein langfristig lukratives Investment“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, an dieser Stelle. Candriam-Branchenexperte van den Eynde wirft ergänzend ein: „Auf der anderen Seite ist die Aktienauswahl eine große Herausforderung und im Wesentlichen die Domäne spezialisierter Fondsmanager. Politische Kommentare zu Arzneimittelpreisen sorgen von Zeit zu Zeit für zusätzliche Volatilität.“ Kaum verwunderlich wird, global betrachtet, für die Branche ein jährliches Wachstum von 15 bis 20 % prognostiziert. Trotz dieser zum Teil sehr guten Argumente für ein entsprechendes Investment sei auch bemerkt, dass viele Biotech-Aktien in der Regel deutlich schwankungsbreiter sind als die meisten anderen Branchen. Das bedeutet, Ihre Kunden müssen mitunter mit einer höheren Schwankungsbreite rechnen und sollten unbedingt einen längeren Anlagehorizont mitbringen.
Die Fondspalette ist trotzdem überschaubar. Besonders hervorsticht der Candriam Equities Biotechnology, der bereits im Frühjahr 2000 aus der Taufe gehoben wurde. Per se lässt sich sagen, dass es sich hierbeium einen gut gemanagten Biotech-Fonds handelt, der seit Auflegung eine überaus ansehnliche jährlichen Rendite von 7 % erwirtschaftet hat. Allein im vergangenen Jahr konnte dieser Fonds eine Wertsteigerung von knapp 27 % erzielen. Auf 1-Jahressicht ist leider ein Minus von 5 % zu verzeichnen (Stand: Mitte November 2018), was aber mit Blick auf die Gesamtlage an den Kapitalmärkten nicht verwunderlich ist. Eine Alternative zu diesem Fonds ist unter anderem der Espa Stock Biotec. Dieser seit 2012 von den beiden Fondsmanagern Harald Kober und Jan Hajek betreute Fonds verfolgt ebenfalls einen Bottom-up-Ansatz.
Fernab des positiven Auftriebs bei Biotech-Unternehmen stellen Sie sich bestimmt die Frage, wie es grundsätzlich mit konzentrierten Brancheninvestments beim Thema Banken und/oder Versicherungen aussieht. Stratege Greil wirft ein, dass Finanzwerte derzeit grundsätzlich in den USA attraktiver als in Europa seien. „Das liegt zum einen am höheren Zinsniveau und der etwas steileren Strukturkurve, zum anderen am überzeugen deren US-Konjunkturtrend gegenüber Europa und nicht zuletzt an der Stabilität der Banken, denen in den USA nach der Lehman-Krise entschlossener unter die Arme gegriffen wurde als in Europa.“ Differenziert fällt das Fazit von Geschäftsführer Eilers in diesem Kontext aus. „Der Finanzsektor ist so stark gebeutelt und negativ behaftet, dass es sehr große Chancen auf eine deutliche Erholung gibt. Einige Bank-Aktien haben realistische Chancen auf 50 und mehr Prozent Kursgewinn.“ Manche Branchenexperten wenden hingegen ein, dass es den Privatkundenbanken bisher nicht in ausreichendem Maße gelungen sei, den Abstand auf die digitalen FinTechs zu verkürzen. Sicher ist hingegen, dass es insbesondere im Bankenbereich noch zu weiteren Konsolidierungen kommt. Eine Umfrage der Beratungsfirma Sopra Steria Consulting beispielsweise ergab, dass die Mehrheit der Befragten davon ausgeht, dass künftig wenige große Banking-Plattformen den Markt beherrschen werden. Dass die Aktie des hiesigen „Branchenprimus“ Deutsche Bank aktuell mit knapp unter neun Euro bewertet ist, sorgt mitunter für Bestürzen. Allein im laufenden Jahr weist diese Aktie einen Verlust von 45 % auf. Hier muss man einfach konstatieren, dass die US-Banken qua Geschäftsmodell viel besser und ertragreicher aufgestellt sind. Positiv gewendet und mit Blick auf 2019 könnte man jedoch sagen, dass reichlich Platz für Kursphantasie nach oben besteht. Insofern könnten aus diesen Verlierern mitunter „Gewinner“ in 2019 werden. Und dann wären Finanz-Branchenfonds tatsächlich wieder einen Blick wert. (hsd).
Fazit: Megatrends wie Nachhaltigkeit, Demografie, aber eben auch sektoral betrachtet Biotechnologie, besitzen weitere Kursphantasie. Da geht mitunter die Post ab und die Fonds laufen gut. Aber eben vornehmlich als Beimischung denn als Kerninvestment. Und vieles hängt eben von dem Weltwirtschaftsklima ab. Banken/Versicherer wurden in der Vergangenheit teilweise arg gebeutelt, hier könnte es künftig zu einem (positiven) Turnaround kommen.