Die Generali gibt in Deutschland Gas

20.05.2015

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Die Generali Gruppe hat ihre Organisationspläne für Deutschland veröffentlicht. In den Vorständen gibt es einige Wechsel, zwei bewährte Managerinnen erhalten mehr Verantwortung und Macht.

2015-05-21 (fw/db) Die Generali Group meldet die strategische Neuausrichtung ihres Geschäfts in Deutschland. Ziel sei die Stärkung der Wettbewerbsposition der Gruppe im deutschen Markt bis Ende 2018.

Dies soll durch eine vereinfachte und am Markt orientierte Steuerung, ein neues Geschäftsmodell in der Lebensversicherung zur Sicherstellung der langfristigen Rentabilität, einen stärkeren Fokus auf Kunden und Vertriebe sowie eine moderne und schlankere operative Plattform erreicht werden.

„In den letzten zwei Jahre haben wir unser Geschäft in den europäischen Kernmärkten wie Italien und Frankreich reorganisiert, um die betrieblichen Prozesse einfacher und effizienter im Hinblick auf mehr technische Exzellenz zu gestalten. Nach dem Erwerb der verbliebenen Minderheitsanteile im vergangenen Jahr sind wir nun bereit, unsere strategische Neuausrichtung zu starten. Mit dieser Neuausrichtung wappnen wir uns für die vor uns liegenden Herausforderungen in Deutschland, unserem zweitgrößten Markt. Deutschland wird in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, erstklassige Versicherungsleistungen zu erbringen und die Attraktivität für unsere Aktionäre weiter zu verbessern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das neue Vorstandsteam gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen unser deutsches Geschäft erfolgreich neu ausrichten und weiter nach vorn bringen wird“, sagt Mario Greco, CEO der Generali Group.

Giovanni Liverani, CEO der Generali Deutschland, ergänze: „Wir müssen heute die richtigen Entscheidungen treffen, um morgen das Rennen zu gewinnen und die Herausforderungen des Marktes erfolgreich zu bewältigen. Dazu gehören die niedrigen Zinsen, eine strenge Regulierung und der intensive Wettbewerb, welche die Lebensversicherer in Deutschland zukünftig stark unter Druck setzen. Wir haben unsere Strategie entwickelt, indem wir allen Stakeholdern sehr aufmerksam zugehört haben und drei Grundprinzipien befolgen: Erstens besserer Service für unsere Kunden durch Nutzung unserer Vertriebsstärke. Zweitens Angebot smarterer Produkte durch Einsatz schlankerer Prozesse auf Basis neuer Technologien und der Digitalisierung. Drittens eine schlankere Steuerung, die schnellere Entscheidungsprozesse, höhere Effizienz und ein besseres Verständnis für den Markt ermöglicht.“

Bündelung der Stärken aller Konzerntöchter

Generali wird das Produktangebot in den drei Vertriebssäulen noch stärker am Kunden ausrichten. Die Generali Deutschland wird der Mehrspartenversicherer für Leben und Schaden/Unfall mit Fokus auf Exklusiv-Vertrieb und Versicherungsmakler. Die AachenMünchener, führend bei fondsgebundenen Produkten, wird die DVAG, den stärksten Finanzvertrieb Deutschlands, bedienen. Cosmos Direkt, die Nr. 1 in der Direkt- und Digitalversicherung und führend in der Risikoversicherung. Darüber hinaus zählt die Gruppe weiter auf ihre spezialisierten Produktgeber den privaten Krankenversicherer Central, den Rechtschutzversicherer Advocard, den Biometrie-Spezialisten und Maklerversicherer Dialog und die Bausparkasse Badenia. Dieser Fokus auf maßgeschneiderte Lösungen für Kunden und Vertriebskanäle soll zukünftig mit der schlankeren und vereinfachten Steuerung des Geschäfts auf Landesebene kombiniert werden.

Organisatorisch soll die Generali Deutschland Holding mit der Generali Versicherung und der Generali Leben in der neuen Gesellschaft Generali Deutschland AG (GD AG) mit Sitz in München zusammengeführt werden.

Die Generali Deutschland AG soll durch eine funktionale Matrixorganisation das Geschäft aller deutschen Gesellschaften steuern und somit Kostendopplungen reduzieren, Synergien im Land heben und internationale Best Practices nutzen. Diese Aufstellung wird eine Reduzierung der Overhead-Funktionen und Vorstandsebenen sowie eine stärkere Nähe des Country Managements zu Kunden, Vertrieb und allgemeinen Geschäftsprozessen ermöglichen.

Die Generali Deutschland will ihren Kundenservice weiter stärken und unnötige Kosten reduzieren, um die Lücke zu den besten Wettbewerbern im Markt zu schließen. Bei den Kosteneinsparungen liegt der Fokus überproportional auf den Sachkosten. Das Unternehmen wird nun mit den Arbeitnehmervertretern Gespräche darüber aufnehmen, wie dieses Ziel am besten erreicht werden kann.

Ein umgestaltetes Geschäftsmodell: „Neue Normalität“

Das deutsche Modell des Lebensversicherungsgeschäfts wird umgestaltet und eine „Neue Normalität“ etabliert. Die Gruppe wird ihr Produktportfolio für Privatkunden in Leben neu gestalten und den Vertrieb reiner traditioneller Sparprodukte – auf die insbesondere die Generali Leben fokussiert ist – reduzieren. Das Angebot an fondsgebundenen Versicherungen, hybriden Sparprodukten und Risikoversicherungen, bei denen die Generali Deutschland dank der Aachen Münchener sowie der Cosmos Direkt bereits Marktführer ist, verstärkt werden.

Die Gruppe wird weiterhin selektiv im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge mit traditionellen Produkten tätig sein und das Neugeschäft sowie das Cross Selling mit Risiko- und Berufsunfähigkeitsversicherungen ausbauen. Zudem wird die Generali gezielt das Bestandsmanagement in Angriff nehmen, indem sie die Effizienz erhöht und das Asset/Liability-Management steuert. Maßnahmen zur Kundenbindung und eine weitere Verbesserung des Cross Selling in Leben, Kranken und Schaden/Unfall werden diesen Turnaround im Geschäft unterstützen.

Das Produktangebot der Generali wird stärker auf die digitale Transformation ausgerichtet, um den vollen Nutzen der auf Gruppenebene entwickelten Innovationen ausschöpfen zu können. Dazu zählt, Vorreiter dabei zu sein, Menschen zusammenzubringen und Versicherungslösungen anzubieten, die durch Telematik, Domotik sowie Wellnessmanagement ermöglicht werden, beispielsweise das brandneue Konzept der Vitality-Services.

Stärkung der IT und Digitalisierung der Prozesse

Die Generali wird ihre IT-Architektur straffen und verbessern, um die Kernprozesse vollständig zu digitalisieren, den Multi-Access-Ansatz zu etablieren und die Interaktion mit Vertrieb und Kunden moderner zu gestalten. Jedes Unternehmen der Generali in Deutschland wird seinen Kundendienst stärker individualisieren. Gleichzeitig werden die Back-Office-Tätigkeiten ohne Kundenkontakt, die derzeit sehr fragmentiert sind, auf Landesebene in die Generali Deutschland Services integriert, um Größen- und Standortvorteile zu nutzen. Zudem wird auch das Schadenmanagement noch effizienter organisiert, indem konzernweit standardisierte Verfahren und Best Practices eingeführt werden.

Neue Aufstellung des Vorstandsteams in Deutschland

Die Generali Deutschland AG soll zukünftig nach internationalem Vorbild durch einen sechsköpfigen Vorstand gesteuert werden. Drei neue Vorstände wurden heute vom Aufsichtsrat der Generali Deutschland Holding (GDH) mit Wirkung zum 1. Juni 2015 bestellt und werden zunächst den Vorstand auf Landesebene vervollständigen:

Claudia Andersch, derzeit Vorstand der Cosmos Direkt, wird Country Chief Life and Health Officer. Monika Sebold-Bender, derzeit Vorstand der Generali Versicherungen, wird neuer Country Chief P&C Officer. Ulrich Caspar Nießen wird, nach langjährigen Erfahrungen im deutschen Versicherungsmarkt in großen internationalen Unternehmen, in die Generali Gruppe als Country Head of HR eintreten. Zusammen mit dem Country CFO Torsten Utecht und dem Country COO Rainer Sommer sowie dem CEO Giovanni Liverani ist die Aufstellung des Vorstands der GDH nun abgeschlossen.

Auf der Ebene der Konzerngesellschaften soll – nach der Ernennung von Christoph Schmallenbach zum neuen CEO der AachenMünchener – Jochen Petin, bislang CEO der Badenia, neuer Vorstandsvorsitzender der Central Krankenversicherung werden. Die Ernennung steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Aufsichtsrats.

Dietmar Braun