"Die Dividende ist der neue Zins in unserem Jahrzehnt"
29.06.2021
Nikolas Kreuz Geschäftsführer INVIOS GmbH - Foto: © INVIOS GmbH
Nach zum Teil massiven Dividendenkürzungen im vergangenen Jahr geht es mit den Ausschüttungen nun wieder aufwärts. Ist diese Entwicklung nachhaltig? finanzwelt sprach hierzu und zu den Aussichten mit Nikolas Kreuz, Geschäftsführer INVIOS GmbH.
finanzwelt: Welche Lehren können Investoren aus 2020 hinsichtlich eines Dividenden-Investments mitnehmen? Nikolas Kreuz: Das lässt sich schnell auf den Punkt bringen. Dividenden sind die besseren Kupons, wenn man Zeit und etwas Geduld mitbringt. Trotz eines pandemiebedingten exogenen Schocks an den Kapitalmärkten und einer vollzogenen Style-Rotation hat in der Regel ein Dividenden-Investment in den vergangenen zwölf Monaten festverzinsliche Anlagen im BBB-Bereich deutlich outperformt.
finanzwelt: Welche Gründe sprechen derzeit für ein Investment in (einen global anlegenden) Dividendenfonds? Kreuz: Wir beobachten schon seit längerer Zeit einen hohen und nicht abreißenden Mittelzufluss in Richtung globaler Dividendenfonds. Es gibt bereits seit einigen Jahren keinen risikolosen Zins mehr und damit besteht ein zinsloses Risiko nach Inflation und Verwahrentgelt. In unserer Branche bekannt ist ja die Abkürzung TINA: There Is No Alternative. Diese Perspektivlosigkeit sowie die generelle Beteiligung an Produktivkapital sind die wesentlichen Gründe, die für die globalen Aktienmärkte und somit für Dividendenfonds sprechen. Zur erwarteten positiven Kursentwicklung darf man dann noch mit dem Sahnehäubchen, also der Dividende, auf dem Investorenkuchen rechnen. Die Dividende ist der neue Zins in unserem Jahrzehnt.
finanzwelt: Viele Unternehmen haben im Zuge der Corona-Krise ihre Ausschüttungen gekürzt. Bekamen auch Sie das bei einigen Fondspositionen zu spüren? Kreuz: Nein. Die Allokationsmodelle für unserer diskretionären Mandate und die unserer Fonds basieren auf Praxiserfahrung und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die die stetigen Irrationalitäten der Marktakteure für unsere Kunden nutzen. Dabei bildet die Neurofinanz die Grundlage unserer Allokationsentscheidungen. Wir verfolgen systematisch eine momentumgetriebenen Multi-Asset- bzw. Multi-Style-Strategie, mit der maximale Diversifikationseffekte regelbasiert erzielbar sind.
Wir haben 2021 für unsere Flagship-Fonds, die INVIOS Vermögensbildungsfonds P und I, die Ausschüttungen sogar verdoppeln können und beabsichtigen für das nächste Jahr, die Ausschüttung weiter zu steigern. Hiermit wollen wir bewusst ein Zeichen zu Negativzinsen bzw. Verwahrentgelten setzen. Letztere grassieren leider in der Banken-Branche in Ermangelung funktionierender Geschäftsmodelle.
finanzwelt: Wie haben Sie generell die Krisensituation im Frühjahr 2020 gemeistert? Kreuz: Unsere Kunden erzielten im vergangenen Jahr weit über neun Prozent Nettorendite – also nach Kosten. Unsere Recovery-Period betrug lediglich drei Monate im Krisenjahr 2020. Das bedeutet, dass sich unsere Kundendepots bereits im Sommer 2020 auf Vorkrisenniveau befanden. Im Wettbewerbsvergleich war das outstanding.
finanzwelt: Wo sehen Sie aktuell regional als auch sektorenbezogen die besten Chancen für Dividenden-Engagements? Kreuz: Unserer Ansicht nach eignen sich Dividenden-Strategien besonders aufgrund der Reduktion des Gesamtrisikos durch „planbare“ Dividenden und sie erweisen sich als gute Hinweisgeber für tragfähige Geschäftsmodelle. Die stetigen Cashflows, die zum Teil zur Ausschüttung gelangen, können als eine Art Bar-Dividende angesehen werden und stellen für risikoaversere Aktienanleger eine Alternative dar, wenn breit über Regionen sowie Sektoren gestreut wird. Die Diversifikation ist hierbei Trumpf. Aus dieser Grundüberzeugung heraus empfehlen wir keine „taktischen Spielchen“ bzw. aktivistische Strategien, sondern setzen auf die langfristige Kraft der Dividende und auf den Zinseszinseffekt.
finanzwelt: Wie schaut es mit der Schwankungsbreite Ihres Fonds aus? Kreuz: Die Schwankungsbreite unseres risikoadjustierten INVIOS Vermögensbildungsfonds bewegt sich seit Auflage im einstelligen Prozentbereich bei positivem zweistelligen Outperformance-, Treynor Ratio sowie Excess Return. Sowohl Sharp-, Sortino- und Calmer Ratio sind positiv, so wie es im Lehrbuch stehen sollte. Wir freuen uns für unsere Kunden und sehen unsere Portfoliomanagementaufgabe in der Vermögenssicherung deutlich verankert. Man wird vermögend durch das, was man nicht verliert.
finanzwelt: Was gilt es bei Dividendentiteln auf jeden Fall zu beachten? Kreuz: Unserer Ansicht nach machen Dividenden-Aktien bzw. -Fonds für jeden Anleger grundsätzlich Sinn. Jedoch sollte Folgendes berücksichtigt werden:
- Man sollte bei der Auswahl von Dividenden-Aktien darauf achten, dass die Titel, die ausgewählt werden, innerhalb des jeweiligen Marktindexes bzw. innerhalb des jeweiligen Marktsegmentes eine überdurchschnittlich hohe Dividenden-Rendite
- Auf die maximale Ausschüttungsquote kommt es an. Wenn ein Unternehmen 50 Prozent der Gewinne in Form von Dividenden ausschüttet und 50 Prozent für spätere Investitionen zurückhält, ist das eine exzellente und ausgewogene Quote.
- Die Regelmäßigkeit der Dividenden und ihr stetiges Wachstum sagen viel über die Qualität eines Unternehmens aus. Ferner sollte die Dividende bei nichtzyklischen Aktien geringeren Schwankungen unterliegen.
- Es sollte Potenzial für Dividendensteigerungen vorhanden sein. Die Dividenden mögen noch so attraktiv sein – man sollte nicht in Unternehmen ohne Aussicht auf steigende Gewinne investieren. (ah)