Die Blockchain und andere Renditetreiber

16.08.2021

Sascha Specketer, Head of DACH & CEE Distribution Invesco Ltd. / Foto: © Invesco

Die Blockchain ist bekannt als Technologie hinter Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Doch sie kann noch viel mehr und verfügt über ein enormes Marktpotenzial. Solche und andere Entwicklungen verändern zusehends unseren Alltag. Anleger können mit Themeninvestments in strukturelle Trends investieren und vom Wandel profitieren.

Ein Picasso als Geldanlage? Ob ein Gemälde des spanischen Künstlers an der Wand aus Investmentsicht eine gute Idee ist oder nicht – diese Frage dürften sich die meisten Menschen nie gestellt haben. Denn es war ohnehin keine Option. Zur Einordnung: 2015 wechselte die „Version O“ aus der Serie „Les femmes d’Alger“ für fast 180 Millionen US-Dollar den Besitzer – und ist damit hinter Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ (450 Millionen US-Dollar) das zweitteuerste Gemälde aller Zeiten. Heute ist es jedoch möglich, bereits für kleines Geld ein Stück der großen Meisterwerke zu kaufen – dank der Blockchain. Seit Mitte Juli bietet eine auf digitale Vermögenswerte spezialisierte Schweizer Bank auf Basis dieser Technologie Teilstücke des Picasso-Gemäldes „Fillette au béret“ ab 5.000 Schweizer Franken an, umgerechnet rund 4.600 Euro.

Kunstinvestments via Blockchain sind mit Sicherheit noch ein Nischenthema. Sie zeigen jedoch bereits, dass die Technologie mehr zu bieten hat als Kryptowährungen wie den Bitcoin. So könnte die dezentrale Datenbank, bei der Transaktionen fälschungssicher parallel auf zahlreichen Rechnern gespeichert werden, das globale Zahlungssystem revolutionieren und sowohl in den Bereichen Lieferketten-Management und Mobilität als auch in der öffentlichen Verwaltung disruptives Potenzial entfalten. Sie könnte die globale Gesellschaft in den kommenden Jahren ebenso prägen wie Veränderungen im Konsumverhalten sowie technologische und medizinische Fortschritte – strukturelle Trends, die Anlegern langfristig Renditechancen bieten können.

Lieferketten nachverfolgen, autonomes Fahren, digitale Verwaltung – strukturelle Trends sind überall erkennbar

Im Lieferketten-Management beispielsweise kann die Blockchain Prozesse verschlanken und für eine höhere Transparenz sorgen. Die Unternehmensberatung PwC sieht hier „riesiges Potenzial“. Da alle beteiligten Akteure ihre Daten in der Blockchain speichern, verfügen sie jeweils über die gleichen Informationen. Die Technologie steigere dadurch das Vertrauen, die Sicherheit und Geschwindigkeit. Dank ihr lassen sich Produkte entlang der Lieferkette jederzeit nachverfolgen – von der Ernte auf dem Feld bis in den Supermarkt.

Sicherheit, Transparenz und Nachverfolgbarkeit: Diese Attribute machen die Blockchain auch für Mobilitätslösungen wie Carsharing und autonomes Fahren interessant: Selbstfahrende Autos müssen permanent Daten aus der Umgebung sammeln – etwa zum Straßenzustand oder dem Verhalten anderer Fahrzeuge. Der dezentrale Charakter der Blockchain ermöglicht es sämtlichen Autos im Netzwerk, nahezu gleichzeitig auf alle Daten zuzugreifen.

In Estland steht die Technologie sogar im Zentrum der Verwaltung: Die Bürger haben eine elektronische Identität, mit der sie Zugriff auf nahezu sämtliche staatliche Dienstleistungen haben – von der Steuererklärung bis zur digitalen Krankenakte.

Mit ihrer Vielzahl an revolutionären Anwendungsmöglichkeiten bietet die Blockchain riesiges Marktpotenzial. Für 2021 schätzt das Analyseunternehmen International Data Corporaten (IDC) die weltweiten Ausgaben für Blockchain-Technologien auf 6,6 Milliarden US-Dollar – 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis 2024 rechnen die Experten mit einem Marktvolumen von fast 19 Milliarden US-Dollar.

Cloud Computing & Fortschritte in der Medizintechnik – noch immer unterschätzt

Ebenfalls über enormes Wachstumspotenzial verfügen die globale Gesundheitsbranche sowie Cloud Computing. Anbieter von Cloud-basierter Software machen traditionellen Unternehmen immer mehr Marktanteile streitig. Dabei handelt es sich aus unserer Sicht um einen der am stärksten unterschätzten globalen Veränderungsprozesse. In der Medizintechnik ist das Innovationspotenzial ebenso hoch und die Nachfrage steigt.

Einem strukturellen Wandel unterworfen ist auch das Konsumverhalten weltweit, zusätzlich beschleunigt durch die Corona-Pandemie. So ersetzen Videokonferenzen zunehmend Geschäftsreisen, der Onlinehandel ist massiv gewachsen und die Nutzerzahlen von Videospielen und Musik- sowie Video-Streamingdiensten sind gestiegen – Trends, die sich fortsetzen dürften.

Angesichts der gewichtigen globalen Veränderungen wird Innovationskraft für Unternehmen noch wichtiger als ohnehin schon. Der Nasdaq Next Generation 100 Index listet die 100 größten Innovationsführer aus unterschiedlichen Wachstumsbranchen, die auf den Nasdaq 100 folgen. Viele Investoren verbinden mit der Nasdaq grundsätzlich Technologie. Insbesondere im Next Generation Index finden sich jedoch innovative Unternehmen aus weiteren Zukunftsbranchen wie dem Gesundheitssektor.

Wie Anleger von einer Investition in strukturelle Trends profitieren können

Blockchain, globale Veränderungen, Wandel im Konsumverhalten und Innovation: Wie können Anleger an diesen strukturellen Trends partizipieren? Eine interessante Möglichkeit ist ein Investment in einen Themen-ETF, der sich an bestimmten disruptiven Entwicklungen orientiert und gezielt wachstumsstarke Unternehmen abbildet, die vom jeweiligen Trend profitieren.

Solche Investments sind zwar nicht so schön anzusehen wie ein Picasso – vielleicht aber einmal deren Wertentwicklung – jedoch leichter investierbar, sparplanfähig, breiter diversifiziert und deutlich einfacher zu lagern.

Autor: Sascha Specketer, Vertriebsleiter in der DACH-Region bei Invesco