Deutliche Outperformance: 4 Gründe, warum Wall Street Europa schlägt
05.10.2016
Dr. Phillip Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim
Die Entwicklungen der Aktienmärkte in den USA und Europa klaffen weit auseinander: Seit Jahresanfang sind es immerhin 5,5 Prozentpunkte, mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre sogar fast 40. Was sind die Ursachen für die gravierenden Performanceunterschiede?
Dr. Philipp Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim, hat vier Gründe ausgemacht:
- Gewinnentwicklung „Den europäischen Unternehmen gelingt es nicht, ihre Gewinne zu steigern, die Gewinnmargen sind vergleichsweise niedrig.“ In Europa ist der Gewinn (je Aktie) in den vergangenen 5 Jahren um 43 % gefallen, in den USA um 6 % gestiegen. Die mittlere operative Gewinnmarge lag dabei in den USA bei 12,7 % und damit im Mittel 4,1 Prozentpunkte höher als in Europa (8,6 %).
- Sektorgewichtung „Sektoren mit strukturellen Problemen haben in Europa ein höheres (Index-)Gewicht.“ Finanzdienstleister und Rohstoffunternehmen, die großen Underperformer der letzten Jahre, haben in europäischen Indizes ein höheres Gewicht. Entsprechend wurden diese Indizes stärker in Mitleidenschaft gezogen. Auch nach den (relativen) Verlusten der vergangenen Jahre kommen Finanzdienstleister und Rohstoffunternehmen im MSCI Europa noch auf ein Gewicht von 25 % im Vergleich zu 19 % im MSCI USA.
- Emerging Markets „Europäische Unternehmen leiden stärker unter der konjunkturellen Schwäche der Emerging Markets.“ Das Wirtschaftswachstum der Schwellenländer hat sich in den vergangenen 5 Jahren abgeschwächt. Darunter leiden die europäischen Unternehmen stärker: Ihr auf Schwellenländer entfallender Umsatzanteil liegt 10 Prozentpunkte höher als bei US-Unternehmen.
- Aktienrückkäufe „US-Unternehmen verfolgen eine vergleichsweise aktionärsfreundliche Politik.“ Die Aktienrückkäufe in den USA bewegen sich auf Rekordniveau. In den vergangenen fünf Jahren haben US-Unternehmen fast 40 % ihres operativen Gewinns darauf verwendet, eigene Aktien zurückzukaufen. In Europa ist diese Praxis kaum verbreitet.
Die Folge: Der Bewertungsabschlag europäischer Aktien hat sich zuletzt deutlich erhöht.
Kolumne von Dr. Philipp Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim
Mehr aus dieser Kategorie
Value und Small Caps könnten internationale Aktien antreiben
Inwieweit die Inflations- und Zinsschocks von 2022 die Dynamik internationaler Aktien außerhalb der USA verändern, dürfte sich im kommenden Jahr deutlicher zeigen. Wir erwarten, da...
Umgang mit Übergewichtungen US-Titel im Portfolio
Auch das Jahr 2024 scheint wieder ein gutes Börsenjahr zu werden. Es war ebenfalls keine schlechte Idee, in US-Titeln übergewichtet zu sein. Der US-Kapitalmarkt ist der größte der ...