Der Technologiesektor performt auch bei höheren Zinssätzen
06.02.2023
Andrew Harvie, Global Equities Client Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle / Foto ©: Columbia Threadneedle
Die US-Zinserhöhung wirkte sich negativ auf die Performance des Nasdaq-Index im Jahr 2022 aus. Stellt das aktuelle Niveau der US-Zinsen die Wachstumsaussichten der am höchsten verschuldeten Technologieunternehmen in Frage? Wie sich Geldpolitik auf Tech-Werte auswirken könnte und welche Faktoren noch eine Rolle spielen, erläutert Andrew Harvie, Global Equities Client Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle:
Der Technologiesektor performt auch bei höheren Zinssätzen
Angesichts von Niedrig- und Nullzinsen sowie schwachem Wirtschaftswachstum hat das langfristige und disruptive Wachstumspotenzial des Technologiesektors beträchtliches Anlegerkapital angezogen. Diese Entwicklung wurde durch eine Vielzahl an strukturellen Wachstumstrends unterstützt, denen die Pandemie zusätzlichen Auftrieb verlieh – beispielsweise das Wachstum des Online-Handels oder der Online-Werbung. Von der gestiegenen Nachfrage profitierten jedoch nicht nur die bereits rentablen Technologieunternehmen, sondern auch jene, bei denen die Gewinne (noch) dem Einsatz hinterherhinkten.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Zinssätze sind unerwartet schnell und stark gestiegen – und es kam in der gesamten Branche zu einem massiven Ausverkauf. Besonders stark litten unrentable Unternehmen, betroffen war jedoch im Großen und Ganzen der gesamte Sektor. Auch wenn eine Korrektur der Bewertungen in gewissem Maße wohl angemessen war: Auch bei höheren Zinssätzen liefert der Technologiesektor eine gute Performance. Nun, da die Ära des billigen Geldes vorbei ist, erwartet der Markt einen Beweis für die kurzfristige Rentabilität. Und auch die Bereitschaft, den negativen freien Cashflow zu finanzieren, sinkt. Die Devise lautet: Statt dem Wachstum hinterherzujagen, sollten Unternehmen stetig wachsen und dabei profitabel sein.
Halbleiter, Automatisierung und Cloud
In unseren globalen Aktienportfolios haben wir unser Engagement in der Technologiebranche angepasst. Wir bleiben übergewichtet, haben uns aber von verbraucherorientierten Technologiewerten abgewandt. Stattdessen haben wir zum Beispiel die Schwäche der Halbleiterindustrie genutzt, um dort aufzustocken. Sie dürfte von der zunehmenden Digitalisierung der Welt profitieren. Außerdem setzen wir auf den Bereich Automatisierung: Sie ist unverzichtbar, um strukturellen Problemen wie dem angespannten Arbeitsmarkt, der Deglobalisierung oder demografischen Herausforderungen zu begegnen. Auch die Umstellung auf Cloud-Dienste steht noch am Anfang.
Der Technologiesektor ist nach wie vor ein interessanter Sektor mit vielen Anlagemöglichkeiten. Und das Bewertungsrisiko ist wahrscheinlich gebannt. Im Jahr 2023 wird es darum gehen, Gewinne zu erwirtschaften. Wir konzentrieren uns daher auf hochwertige Unternehmen, von denen wir profitables Wachstum erwarten können.
Gastbeitrag von Andrew Harvie, Global Equities Client Portfolio Manager, Columbia Threadneedle Investments