Der Ruf nach Freiheit

17.02.2021

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Der Staat fördert mit unterschiedlichen, steuerlichen Werkzeugen die zusätzliche Altersvorsorge seiner Bürger. Das ist mehr oder weniger erfolgreich; vor allem im Riester-Modell knirscht es bedenklich. An Ideen für neuen Schwung mangelt es nicht, doch sie müssten auch umgesetzt werden. Darauf warten die Bürger – und letztlich auch die Makler.

Eine über das Renteneintrittsalter hinausreichende Erwerbszeit können sich 39 % der Deutschen vorstellen beziehungsweise haben schon länger gearbeitet als gesetzlich vorgesehen. Das hat die Befragung im Rahmen der 50plus-Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel »Übergänge zum Altern« ergeben. Für 48 % dagegen kommt oder kam eine solche Verlängerung der beruflichen Karriere nicht in Frage. Unter den noch Berufstätigen ist die Bereitschaft zu einer verlängerten Erwerbsphase sogar leicht höher. Zugleich wollen oder können sich 15 % der Erwerbstätigen noch nicht festlegen, ob dies für sie einmal eine Option sein wird. Wenn es so weitergeht mit der finanziellen Altersabsicherung mittels gesetzlicher Rente, Riester & Co. wird sich das Verhältnis zugunsten der Willigen möglicherweise deutlich verschieben (müssen). Denn es liegt einiges im Argen, die Politik bleibt nach wie vor wirkliche Entscheidungen schuldig – und vor allem das Riester-Modell tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Schon seit einigen Jahren sinkt die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge kontinuierlich. Sollte also der Staat mehr für die Abschlussfreudigkeit der Deutschen im Hinblick auf Riester und Rürup tun? Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment bei der Stuttgarter Lebensversicherung, sagt hierzu: „Laut Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sind derzeit drei Millionen Selbstständige in Deutschland für das Alter nicht abgesichert. Deshalb sollte der Staat neben der ‚Verjüngungskur‘ bei der Riester-Rente die angedachte Altersvorsorgepflicht für Selbständige zügig umsetzen.“ Alternativ zu einer Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung oder in ein Versorgungswerk sollten Selbstständige dann auch mit einer Rürup-Rente vorsorgen können. Was er unter Verjüngungskur versteht, erklärt Göhner so: „Das System, zum Beispiel rund um die Zulagenförderung, ist sehr komplex. Dadurch ist die Riester-Rente für Kunden teilweise schwer verständlich.“ Dazu kämen die starren staatlichen Vorgaben wie der zwingende Beitragserhalt. Vor allem wegen der Niedrigzinsphase litten darunter die Renditechancen. Die Stuttgarter unterstütze deshalb das gesetzliche Vorhaben, die zwingende 100-Prozent-Garantie abzuschaffen und geringere Garantien zuzulassen.

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