Der demografische Wandel stärkt die bAV

09.10.2013

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Die Towers Watson bAV-Konferenz 2013 „Begehrt, anhaltend, variabel - bAV 3.0" hat gezeigt, dass der demografische Wandel die Weiterentwicklung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) wesentlich prägen wird.

(fw) Die bAV-Konferenz, die Towers Watson am 9. Oktober 2013 für über 200 Teilnehmer in Frankfurt am Main ausgerichtet hat, kommt zu dem Schluss, dass die bAV durch den demografischen Wandel Aufwind erhält. So wurde herausgestellt, dass Mitarbeiter angesichts der Kürzungen in der gesetzlichen Rentenversicherung von ihren Arbeitgebern zunehmend Unterstützung bei der Altersvorsorge erwarten. Darüber hinaus könne die bAV in Kombination mit Zeitwertkonten und Demografiefonds wesentlich zur Mobilisierung der älteren Arbeitnehmer beitragen und Möglichkeiten für einen flexiblen Übergang in den Ruhestand eröffnen. Unternehmen würden jedoch ausreichend Gestaltungsspielraum benötigen, um bedarfsgerechte Lösungen für ihre Belegschaften erarbeiten zu können. Bei der Konferenz stellten Referenten von Unternehmen wie E.ON, MAN, EnBW, Akzo Nobel, Linde, IBM oder Bosch anhand ihrer Unternehmenspraxis Herausforderungen und Gestaltungsoptionen für die bAV vor. „Der demografische Wandel prägt unsere Gesellschaft – und erste Folgen sind bereits sichtbar, zum Beispiel als Arbeitskräftemangel in vielen Unternehmen", erläutert Dr. Reiner Schwinger, Managing Director von Towers Watson Deutschland. „Vielen Arbeitgebern und Mitarbeitern wird immer deutlicher bewusst, dass sich das Arbeitskräfteangebot, die Situation der Rentenkassen, die beruflichen Perspektiven vieler Menschen, kurz: alle Bereiche der Gesellschaft wesentlich verändern werden", so Schwinger weiter. Towers Watson sieht die bAV als Chance für Unternehmen im Wettbewerb um gute Mitarbeiter. „Gerade angesichts der absehbaren Situation der Rentenkassen erwarten viele Mitarbeiter, dass ihr Arbeitgeber sie mit einer bAV-Lösung bei der finanziellen Altersvorsorge unterstützt", so Dr. Thomas Jasper, Leiter der bAV-Beratung bei Towers Watson Deutschland.

Umfrage unter den Teilnehmern

Rund 80 % der Konferenzteilnehmer (HR-, Finanz- und bAV-Verantwortliche aus großen mittelständischen Unternehmen und weltweit agierenden Konzernen) bestätigten in einer Umfrage, dass sie die bAV für eine notwendige Voraussetzung für die Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber halten.

Aktuelle Herausforderungen für die bAV: Niedrigzinsphase, Finanztransaktionssteuer

Die aktuellen Rahmenbedingungen für die bAV stellen die Unternehmen derzeit vor einigen Herausforderungen. So beklagen rund 60 % der Unternehmen, dass die Niedrigzinsphase die Kosten für Festzinszusagen um 20 bis 50 % erhöhe. „Bei neueingeführten bAV-Lösungen setzen Unternehmen daher häufig auf kapitalmarktorientierte Zinsmodelle. Diese stellen sowohl aus Mitarbeitersicht (mit Blick auf die Wertentwicklung ihrer Versorgungsanwartschaften) als auch aus Unternehmenssicht (mit Blick auf eine planbare Finanzbelastung) eine gute Möglichkeit dar", so Towers Watson. Eine weitere Belastung für die bAV sieht das Beratungsunternehmen, das sich auch auf die betriebliche Altersversorgung spezialisiert hat, in der geplanten Finanztransaktionssteuer. Sie werde für deutsche Großunternehmen Mehrkosten für die bAV in Höhe von mehr als 500 Mio. Euro p. a. mit sich bringen, wie 45 % der Konferenzteilnehmer zutreffend schätzen. Nach einer Überschlagsrechnung von Towers Watson würden die Mehrkosten etwa 600 bis 1.000 Mio. Euro p. a. betragen, doch rund 55 % der Unternehmen würden diese Kostenbelastung jedoch unterschätzen.

Die Politik ist gefragt

Angesichts dieser Herausforderungen sei auch die Politik gefragt, fordert die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e. V. (aba). Ihr Vorsitzender Heribert Karch, einer der beiden Key-Note-Sprecher auf der Towers-Watson-Konferenz, betont: „Die Betriebsrente gehört ganz oben auf die To-Do-Liste einer neuen Bundesregierung. Bereits in die Koalitionsvereinbarung gehört ein deutliches und unmissverständliches Bekenntnis zum effizientesten System der kapitalgedeckten Altersversorgung. Die neue Koalition muss den Reformstau abbauen und unerledigte Projekte schnellstens angehen. Das Betriebsrentenrecht muss entschlackt werden, Betriebsrenten müssen wieder leichter administrierbar werden und die Rahmenbedingungen müssen dem Niedrigzinsumfeld angepasst werden."

Gestaltungspielraum für bedarfsgerechte Lösungen

Über 90 % der befragten Unternehmen erachten es als wesentlich, dass sich sowohl bAV-Lösungen als auch Modelle für den flexiblen Übergang in den Ruhestand flexibel auf die unternehmensspezifischen Anforderungen zuschneiden lassen. Managing Director Schwinger erklärt hierzu: „Die Folgen des demografischen Wandels werden sich für jedes Unternehmen, je nach Branche und internationaler Ausrichtung, anders darstellen. Auch jeder Mitarbeiter wird den Wandel – je nach Alter, Beruf, Lebenssituation etc. – anders erleben. Gerade deshalb lassen sich bedarfsgerechte Lösungen nur entwickeln, wenn die spezifische Situation des Unternehmens berücksichtigt werden kann."

Verbreitung der bAV durch Opting-out

In der Umfrage sprechen sich über 80 % der Unternehmen dafür aus, dass die bAV gemeinsam durch Unternehmen (über Arbeitgeberbeiträge) und Mitarbeiter (durch Gehaltsumwandlung) finanziert werden solle. Auch drei Viertel der Mitarbeiter können sich demnach vorstellen, einen gewissen Teil ihrer Bezüge für ihre betriebliche Altersversorgung aufzuwenden. Tatsächlich nutzt jedoch nur ein Viertel der Arbeitnehmer diese Möglichkeit, wie der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung zeigt. bAV-Experte Jasper weist darauf hin, dass manche Arbeitnehmer vor komplexen Vorsorge-Fragestellungen zurückscheuen und es daher versäumen, ihre Ruhestandsfinanzierung rechtzeitig zu planen. Die bAV könne noch einen viel größeren Beitrag zur Altersabsicherung leisten, wenn es gelänge, ihre Verbreitung sowie die Eigenvorsorge der Mitarbeiter durch Entgeltumwandlung zu steigern. „Hier können unternehmensindividuelle Opting-out-Lösungen helfen", erklärt Jasper. Bei solchen Lösungen werden Mitarbeiter automatisch in den betrieblichen Vorsorgeplan aufgenommen. Aus ihrem Gehalt werden automatisch Beiträge für die Betriebsrente angespart, wenn die Mitarbeiter sich nach einer Prüfung ihrer Vorsorgesituation dafür entscheiden. Rund 60 % der Unternehmen können sich die Einführung von betrieblichen Opting-out-Lösungen vorstellen, wie die Umfrage unter den Konferenzteilnehmern ergab. Allerdings seien hier unternehmensspezifische Lösungen erforderlich.

Towers Watson

Towers Watson ist eine weltweit tätige Unternehmensberatung und unterstützt Gesellschaften, den Unternehmenserfolg durch ein effektives HR-, Finanz- und Risikomanagement zu steigern. Mit rund 14.000 Mitarbeitern weltweit entwickelt das Unternehmen Lösungen für betriebliche Altersversorgung und Nebenleistungen, für das Personal- und Vergütungsmanagement sowie das Risiko- und Finanzmanagement, einschließlich der Beratung von Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen.

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