Der „black swan“ könnte US-Dollar heißen
06.11.2018
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Seit der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten, ist Amerika wieder „first“. Die Wirtschaft wächst mit über vier Prozent, die Unternehmensgewinne um 20 Prozent. Die Arbeitslosenquote sinkt. Der S&P stieg von ca. 2.100 auf heute 2.682, nachdem im September das bisherige Hoch bei 2.940 erreicht wurde. Die FED hat die Zinsen in unregelmäßigen Abständen erhöht. Die Zinsen für die zehnjährigen Treasuries haben sich von 1,40 auf 3,14 Prozent mehr als verdoppelt. Ein Zeichen der Stärke. Alles im grünen Bereich. Nur die Währung zeigt Schwächen.
Trotz Brexit, Griechenland oder Italien ist der Euro vom Tief im 4. Quartal 2016 bei 1,04 bis heute um etwa zehn Prozent gestiegen. Dies, obwohl sich die Zinsdifferenz zum Dollar kräftig ausgeweitet hat. Diese Entwicklung ist eigentlich unlogisch. Wer sich jetzt intensiv mit der amerikanischen Währung beschäftigt, findet plötzlich auch Begründungen, nach denen die Zweifel berechtigt sind.
Die Niedrigstzinsen bis 2017 haben zu einem regelrechten Konsumrausch geführt. Die Kreditkarten-, Auto- und Immobilienfinanzierungen erreichten Rekordhochs. Ebenso die Studentenkredite. Neben dem Effekt der Vorkonsumierung (die Nachfrage fehlt in den kommenden Jahren), und damit der Gefahr für das Wachstum der Wirtschaft, verschärfen die gestiegenen Zinsen die Risiken für die ordnungsgemäße Rückzahlung bzw. der Bedienung der Zinskosten für die Konsumer. Auch Trump hat den Aufschwung mit einem Rekorddefizit finanziert. Behält die Regierung dieses Neuverschuldungstempo bei, hat die USA in den nächsten Jahren ein Kreditproblem. Langfristig kann nun mal der politische Wille die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nicht unterdrücken.
Wie jeder Analyst weiß, ist Amerikas Wirtschaft sehr zinssensibel. Auch, weil das Wachstum mit über 70 Prozent vom Konsumverhalten abhängt. Ein höherer Kreditzins bedeutet aber für den schon hoch verschuldeten Ami, dass er einen noch größeren Teil seines Gehaltsschecks für Zinszahlungen verwenden muss. Dies hat zwei Auswirkungen: Er kann weniger konsumieren und er ist weniger Kreditwürdig.
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