Der Aufschwung geht in die nächste Runde
13.10.2021
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Die deutsche Wirtschaft ist gut aufgestellt. Die Rahmendaten fallen überwiegend positiv aus, zu großer Sorge besteht aktuell kein Anlass. Daran ändert auch die richtungsweisende Bundestagswahl nichts. Einzig eine Beteiligung der Linken wäre für viele Konzerne und Unternehmenslenker ein Graus. Insofern bleiben Investments in deutsche Aktien im Berateralltag unverzichtbar. Unternehmen mit einer starken Digitalisierungsstrategie und Klimabezug stehen eindeutig im Fokus.
Stärke und Stabilität – das verkörpern viele deutsche Unternehmen, die auch jenseits der eigenen Landesgrenzen international aktiv sind. Gerade wegen der weltweiten Handelsbeziehungen sind inländische Konzerne gut positioniert und können Rückschläge besser verkraften. So überrascht es nicht, dass die deutsche Wirtschaft ihre Produktion zuletzt trotz Engpässen bei wichtigen Vorprodukten gesteigert hat. Anders ausgedrückt: Die Richtung stimmt, aber etwas Sand ist nach wie vor im Getriebe. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Union Investment, brachte es kürzlich so auf den Punkt: „Der Konjunkturmotor brummt zwar, aber er läuft nicht rund“. Dennoch stehen die Signale weiter auf Wachstum. Dafür sorgten im zurückliegenden 2. Quartal vor allem die privaten Haushalte, die über 3,0 % mehr ausgaben als zuletzt. Und dieser grundsätzlich positive Tenor spiegelt sich auch an der Börse wider. Kratzte der DAX zu Jahresbeginn noch an der 14.000 Punkte- Marke, so nimmt er nun die nächste Hürde bei 16.000 Zählern ins Visier. Damit ist der deutsche Leitindex seit seinem Tief im März 2020 um mehr als 80 % gestiegen. Beeindruckend! Gerechtfertigt?
Gute Bilanzsaison verleiht Flügel
„Insbesondere Mittelständler sind gut aufgestellt und profitieren von der globalen, konjunkturellen Erholung. Zudem verfügen viele als Nischenplayer über eine starke Marktstellung, die sie von strukturellen Trends profitieren lässt. Auch ist die Bilanzsituation der meisten Unternehmen insbesondere im europäischen Vergleich sehr gut. Dies erlaubt es ihnen, einerseits in das eigene Unternehmen weiter zu investieren oder die Marktposition durch M&A weiter auszubauen“, sagt Andreas Strobl, Leiter deutsche Aktien und Fondsmanager des Berenberg Aktien Mittelstand und des Berenberg Aktien Deutschland. Und Ivan Domjanic, Capital Market Strategist bei M&G Investments, ergänzt, dass auch das Bewertungsniveau vieler Unternehmen angesichts der deutlichen Gewinnsteigerungen durchaus attraktiv sei. „Der deutsche Aktienmarkt erscheint beispielsweise auf Basis des KGVs nicht mehr wirklich teuer bewertet“, so Domjanic.
Mittel- bis langfristig gute Aussichten, das sollte die Marktteilnehmer erfreuen. Dies, zumal die Börse tendenziell der Volkswirtschaft vorwegläuft und die Zukunft antizipiert. A propos die naheliegende Zukunft. Mit der Wahl zum neuen deutschen Bundestag fand eine Zäsur statt. Die Ära Merkel ist zu Ende. Und wissen Sie, wo der deutsche Leitindex bei ihrem Amtsantritt stand? Er schwankte um die 5.000 Zähler. In Merkels-Regierungszeit gab es lediglich drei Jahreszeiträume, in denen der DAX nachgab. 2008, 2011 und 2018. Ansonsten war die Bilanz rundum positiv. Das allein der deutschen Regierungschefin und ihrem jeweiligen Kabinett zuzuschreiben, greift natürlich zu kurz. Denn was nutzt die beste Performance hierzulande, wenn sich das globale Wirtschaftsklima eintrübt. Dennoch, rein wirtschaftlich und bezogen auf die Börsenlandschaft gesehen, waren es gute Jahre. „Allgemein ist für Unternehmen (für die Planungssicherheit) eine Stabilität im gesellschaftlichen, rechtlichen und regulatorischen Umfeld wichtig. Gleichwohl könnte eine grüne Revolution auch zu verstärkten Investitionen in Erneuerbare Energien, aber auch die Digitalisierung führen“, fügt Berenberg- Fondsmanager Strobl aus. Und Martin Wirth, Gründer und Vorstand der FPM Frankfurt Performance Management AG, ergänzt, dass eine etwaige rot-grün-rote Koalition den Investoren nicht gelegen käme, bei den anderen Koalitionsoptionen würde es letztlich auf die Verhandlungen ankommen.
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