Den Marktemotionen einen Schritt voraus sein

Das antizyklische Investieren eröffnet eine Perspektive, die den Mutigen und Weitsichtigen unter uns die Chance bietet, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Das Schwimmen gegen den Strom ist nicht nur eine Frage der Strategie, sondern auch der mentalen Stärke.

Während die Herde in eine Richtung läuft, zieht es einige wenige in die entgegengesetzte. Diese Anleger, die gegen den Trend investieren, folgen nicht der Masse, sondern suchen nach verborgenen Schätzen in einem Markt, der von Emotionen und Herdentrieb dominiert wird. Doch was macht diese Strategie so besonders und warum ist sie oft erfolgreicher als das klassische Mitlaufen mit dem Markt? Die Antwort liegt nicht nur in der sorgfältigen Analyse und dem Verständnis von Marktzyklen, sondern auch in der Fähigkeit, emotionale Impulse zu kontrollieren und rationale Entscheidungen zu treffen.

Das Investieren gegen den Trend, auch bekannt als konträres oder antizyklisches Investieren, basiert auf der Idee, Wertpapiere zu kaufen, wenn diese von der Mehrheit der Anleger gemieden werden, und sie zu verkaufen, wenn sie allgemein favorisiert werden.
Diese Strategie beruht auf der Annahme, dass Finanzmärkte zu Übertreibungen neigen und dass sich die Kurse von Wertpapieren langfristig wieder ihrem inneren Wert annähern.
Der fundamentale Gedanke dabei ist, dass durch das Kaufen von unterbewerteten und das Verkaufen von überbewerteten Wertpapieren überdurchschnittliche Renditen erzielt werden können.

Das Investieren gegen den Trend

Ein wesentlicher Vorteil dieser Strategie ist die Möglichkeit, Wertpapiere zu einem Preis zu erwerben, der unter ihrem eigentlichen Wert liegt, und somit von der späteren Marktkorrektur zu profitieren. Das Prinzip ist auch als Value Investing bekannt. Antizyklisches Investieren verlangt jedoch eine gründliche Analyse der Märkte und der einzelnen Wertpapiere, um deren tatsächlichen Wert zu ermitteln. Darüber hinaus erfordert es eine hohe Disziplin und die Fähigkeit, emotionale Entscheidungen zu vermeiden, da es oft bedeutet, gegen die vorherrschende Marktstimmung zu handeln.

Die Herausforderung bei dieser Investitionsstrategie liegt in der emotionalen Komponente. Viele Anleger neigen dazu, von den aktuellen Markttrends und der allgemeinen Marktstimmung beeinflusst zu werden. Diese emotionale Trendfolge kann dazu führen, dass Anleger zu Höchstpreisen kaufen, wenn die Euphorie groß ist, und zu Tiefstpreisen verkaufen, wenn die Angst am Markt herrscht. Solche emotionalen Entscheidungen können die langfristigen Anlageerfolge erheblich einschränken, da sie oft zu Kauf- und Verkaufsentscheidungen führen, die nicht mit den fundamentalen Werten der Wertpapiere übereinstimmen. Kurz gesagt: Anleger, die vor allem dem Trend folgen, laufen der eigentlichen Stärke eines Wertes immer hinterher.

Perfektes Timing

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Timing. Während das Konzept des antizyklischen Investierens theoretisch fundiert ist, ist es in der Praxis extrem schwierig, den optimalen Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren zu bestimmen. Märkte können länger irrational bleiben, als Anleger liquide bleiben können, was bedeutet, dass selbst unterbewertete Wertpapiere kurz- bis mittelfristig weiter an Wert verlieren können, bevor sie sich erholen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Investieren gegen

den Trend für Anleger lohnend sein kann, die in der Lage sind, fundierte Analysen durchzuführen, diszipliniert zu handeln und sich von den emotionalen Schwankungen des Marktes zu distanzieren. Es erfordert eine langfristige Perspektive und die Bereitschaft, kurzfristige Schwankungen zu akzeptieren, um von der langfristigen Normalisierung der Marktpreise zu profitieren. Die größten Herausforderungen sind dabei die Überwindung der eigenen Emotionen und das Timing der Investitionen, da beides entscheidend für den Erfolg dieser Strategie ist.

Kolumne von Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH in Düsseldorf