Das steckt hinter der InsurTech-Map
16.04.2021
Katka Letzing, CEO und Mitbegründerin von Kickstart Innovation / Foto: © Kickstart
In den vergangenen Jahren sind immer mehr InsurTechs auf den Markt gekommen und machen den etablierten Versicherern Konkurrenz. Einen Überblick über den rasant wachsenden Markt gibt die vor wenigen Wochen gestartete interaktive InsurTech Map, die vom House of InsurTech Switzerland, F10 und Kickstart entwickelt wurde (finanzwelt berichtete). Welche Ziele mit der Karte verfolgt werden, warum die geografische Verteilung auf dieser derzeit so unterschiedlich ist und wie die Zukunft der InsurTechs aussehen könnte, darüber sprachen wir mit Katka Letzing, Gründerin und CEO von Kickstart Innovation.
finanzwelt: Sie haben eine InsurTech-Map erstellt. Welches Ziel beabsichtigen Sie mit dieser? Katka Letzing: Wir hoffen, das InsurTech-Ökosystem zu unterstützen und Startups sowie Unternehmen die Möglichkeit zu eröffnen, sich in Form von Partnerschaften und Investitionen weiter zu vernetzen. Darüber hinaus ermöglicht die InsurTech Map einen virtuellen und interaktiven Ort, um Einträge von Startups und relevante innovative Lösungen in der gesamten Wertschöpfungskette der Versicherung aufzuzeigen.
finanzwelt: Beim Blick auf die Karte fällt auf, dass die Schweiz mit 41 InsurTechs fast halb so stark vertreten ist wie das deutlich größere Deutschland mit 91. Österreich ist hingegen nur mit acht InsurTechs vertreten, selbst das sehr kleine Liechtenstein ist mit 3 InsurTechs verzeichnet. Womit sind diese Unterschiede zu erklären? Katka Letzing: In der Tat gibt es eine große Vielfalt im Hinblick auf die Vertretung der über 140 InsurTechs in der DACH-Region. Als wir mit der Karte angefangen haben, lag der Fokus zunächst auf der Schweiz und dann haben wir allmählich auch Anfragen aus der DACH-Region erhalten. Da die Zahlen noch weiterwachsen werden, beobachten wir auch einen sehr starken Trend der Zunahme der InsurTechs in den letzten 2 Jahren im Allgemeinen, vor allem mit Themen wie Digitalisierung, Kundenlösungen und anderen.
finanzwelt: Inwieweit sind die InsurTechs auch grenzüberschreitend vertreten und profitieren damit von den unterschiedlichen Potenzialen der Märkte? Katka Letzing: Der Zugang zu verschiedenen Ländern und die Möglichkeit des Markteintritts sowie die Gewinnung neuer Investoren und potenzieller Kunden ist für alle InsurTechs immer nur von Vorteil. In den vergangenen Jahren haben wir mit Scaleups wie Fjuul zusammengearbeitet, das ursprünglich aus Finnland stammt und seine Präsenz jetzt in der DACH-Region ausbaut, oder mit weiteren wie beispielsweise Omocom. Es gibt auch Schweizer Startups, die mit Daten arbeiten, wie decentriq, die jetzt ebenfalls in andere Länder skalieren. Derartige Vorgänge können wir mehr und mehr beobachten.
finanzwelt: InsurTechs werden oftmals als Bedrohung für den Maklermarkt wahrgenommen. Wie viel Wahrheit steckt in solchen Befürchtungen? Katka Letzing: InsurTech verändert sich wie jeder andere Bereich und passt sich den Innovationstrends an, und so wird es natürlich auch Fälle geben, in denen einige Wertschöpfungsketten gestört werden. Dazu gehört auch der Maklermarkt.
finanzwelt: In welchem Bereich haben InsurTechs noch den größten Entwicklungsbedarf? Katka Letzing: Ich glaube, dass InsurTechs ein großes Potenzial haben, die Herausforderungen in den Bereichen Kundenbindung, Last-Mile-Delivery, Schadensregulierung, Datenintegration und Digitalisierung im Allgemeinen zu lösen. Außerdem beobachten wir einen Zuwachs an InsurTechs mit digitalen Lösungen mit Schwerpunkten wie Cybersecurity und Hausratversicherung, sowie InsurTechs mit Fokus auf Leben und Gesundheit.
finanzwelt: Wie sehen Sie generell die Zukunft der InsurTechs? Welche Rolle werden diese Ihrer Meinung nach im Versicherungsmarkt der Zukunft spielen? Katka Letzing: Ich kann mir vorstellen, dass der Trend und das Engagement der InsurTechs noch weiter zunimmt. Im Jahr 2020 stiegen die Investitionen in Deals innerhalb von 18 Monaten um 20 % und erreichten laut CB Insights über 7,1 Milliarden US-Dollar. Unsere Partner wie Mobiliar, Axa und Sanitas haben viele interessante Schwerpunktthemen in Bezug auf Kooperationen und Investitionen mit Scaleups in der DACH-Region und darüber hinaus. (ahu)