Das Risiko Jahresendgeschäft – alle Jahre wieder

18.11.2014

Die englische Komödie „Dinner for one“ amüsiert jedes Jahr das Publikum aufs Neue. Vor allem, wenn sich der Diener bei der Lady erkundigt: „Ob sie die gleiche Prozedur, wie jedes Jahr wünsche?“

2014-11-18 (fw/db) Pünktlich zum Jahresende läuft im Vertrieb die gleiche Prozedur, wie jedes Jahr. Nur die werblichen Begründungen ändern sich. Das Motto für das Jahresendgeschäft – also der Verkauf unter Zeitdruck für Kunden und Vertrieb – läuft immer nach den gleichen platten Ritualen ab. Während der Diener in der Komödie „Dinner for one“ nur über einen Löwen stolpert oder auch nicht, wird mancher Dienstleister, von einem solchen Raubtier, am Ende gefressen.

In der Finanzbranche spielen Adelige, ehemalige Offiziere, und sonstige Lebenskünstler eine Rolle, manchmal auch Finanzdienstleister. Irgendwas sei nur bis zu einem bestimmten Termin erhältlich, und dann nie wieder. Irgendwelche Vorteile würden dem Vertrieb und den Kunden entgehen. Dabei wird oft nicht auf die konkreten Lösungen, deren Bedingungen und Risiken geachtet, sondern zumeist nur auf sehr vordergründigen Werbeaussagen.

Die erste Welle ist der Wechsel der Kraftfahrtversicherung. Hier wird banal über die günstige Prämie argumentiert, um davon abzulenken, dass im Schadensfall im Kofferraum des Fahrzeugs „hoffentlich ein Warndreieck ist, aber garantiert kein Geld für die optimale Schadensregulierung“.

Unterschiede in Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkaskoleistung und deren Bedingungen werden genauso verwässert, wie unter anderem, Werkstattbindung, Rabattretter, Laufzeit des Neuwert-Ersatz oder die Definition des „wirtschaftlichen Totalschadens bei Altfahrzeugen“.

„Geiz und Gier“ zählen hier. Es wird an falschen Stellen gespart, um dann, in der Realität von Schäden und Leistungsfällen, festzustellen, dass der Verlust möglicherweise das 100-fache der realen Ersparnis beträgt und sich bei (nur) einem Schaden erst nach weiteren 100 Lebensjahren wieder rechnet.

In der zweiten Welle wird es noch riskanter. Jetzt wird geworben sich einen Unterschied beim Garantiezins, einer lebenslangen Versicherung oder privaten Rente, bis zum Jahresende, mit Wirkung vom Beginn der Rente bis zum Lebensende, zu sichern.

Das ist nicht nur Schwachsinn, sondern auch höchst gefährlich. Die Sicherheit einer biometrisch garantierten Altersvorsorge besteht aus viel wichtigeren Faktoren, wie den konkreten Tarifen, der konkreten Kapitalanlage, den Kollektiven, dem Risikoausgleich in der Ansparphase und der lebenslangen biometrischen Garantie am Beginn des 365-Tage-Urlaubs, wo die dynamische private Zusatzrente jedes Jahr neu gebraucht wird.

In der dritten Welle war es in der Vergangenheit meist kriminell und befasst heute nur noch die Gerichte. Hier wird mit einer Steuerersparnis oder „Traum-Rendite über Sachwerte“ geworben, die es so nur noch bei Kauf bis zum Jahresende gäbe. In diesem als „Grauer Kapitalmarkt“ bezeichnetem Segment wird auf die Blindheit durch Gier, sowohl beim Kunden, wie auch beim Vertrieb gesetzt. Das Ende reicht dann von einem finanziellen Alptraum für die Kunden bis zum Gefängnis-Urlaub für Initiatoren und Verkäufer.

Fazit: Was soll diese Show am Jahresende? Vernünftiger erscheint es, in Ruhe das ganze Jahr, nach geeigneten Versicherungslösungen, Kapitalanlagen oder über geeignete Immobilien vor Ort zu recherchieren. Auffällig erscheint, dass ehrbare Kaufleute und seriöse Anbieter sich meistens von Dezember bis Ende Januar ihrer Familie zuwenden und zumeist Urlaub machen. Viele wollen sich für die Beratungszeit von Beginn Februar bis Mitte November erholen und stärken. Über den Jahreswechsel sollen neue Ideen, Lösungen und Resultate überprüft werden, um die Ziele für sich und die vertrauenden Kunden richtig zu setzen. Viel Erfolg beim Endspurt oder auch dem kritischen Nachdenken. Oder einfach mal wieder die beliebte Komödie „Dinner for One“ genießen.

Dietmar Braun