Das große Zurückkämpfen

13.08.2020

Die Skyline von Shanghai / Foto: © TTstudio – stock.adobe.com

China hat in den zurückliegenden Dekaden eine beispiellose Entwicklung vollzogen. Sozusagen von weit unten bis ganz nach oben. Mehr als 40 Jahre sind nun seit der Öffnung durch den „Reformer“ Mao vergangen. Zuletzt trübte sich dieses glanzvolle Bild etwas ein. Das Corona-Virus hatte wohl seinen Ursprung im Reich der Mitte. Dank seines weltweiten Einflusses und der finanziellen Mittel bleibt es dennoch nahezu unverzichtbar in einem diversifizierten Portfolio.

Die von den Regierungsstellen herausgegebenen Statistiken gaben jahrelang sagenhafte Wachstumsraten aus. Zwischen 7 und 10 % p. a. waren üblich und passten zum verkündeten Vorsatz, China zur größten und leistungsstärksten Volkswirtschaft auf dem Globus zu machen. Mitunter schenkt man diesen Statistiken nicht viel Glauben, aber die positive Entwicklung hielt an. Gleichwohl gab es in der jüngeren Vergangenheit vermehrt Zweifel über den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg. „Die Aufholjagd verliert zunehmend an Fahrt; die Wachstumsrate der Volkswirtschaft sank 2019 auf 6,0 %“, war als Resümee zum Jahr 2019 zu lesen. Sicherlich haben auch die Handelsstreitigkeiten mit dem Rivalen USA zu diesem leichten Schwächeanfall beigetragen. Besteht Grund zur Sorge, dass es mit der mächtigen Macht Asiens – auch nach Corona – weiter bergab geht?

Erholung ja, aber wie kräftig?

Jie Song, Equity Specialist Emerging Markets and Asia Equities der UBS, zeigt sich zum aktuellen Stand verhalten optimistisch: „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu sagen, aber wir können Ihnen sagen, auf welche Variablen besonders genau geschaut werden muss: Der weitere Verlauf der Pandemie sowohl in China als auch im Ausland, die Gefahr einer zweiten Welle und natürlich auch potenzielle ‚monetary and fiscal measures‘. Es ist wohl mit einer Belebung zu rechnen, wie groß sie ausfällt, muss noch genau beobachtet werden.“ Peter Ru, China Fixed Income Strategy Leader bei Neuberger Berman, verweist in diesem Kontext abermals auf die Möglichkeit der chinesischen Regierung, eine proaktive Fiskalpolitik zu betreiben, die zu einem stärkeren Wachstum im weiteren Jahresverlauf führen könne, ergänzt aber, dass die Erholung im Vergleich zu früheren Abschwüngen weniger kräftiger ausfallen dürfte. Luke Barrs, Leiter GSAM Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management, bringt es zahlenmäßig so auf den Punkt: „Wir schätzen, dass die Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres 2020 Boden gutmachen und 2021 wieder deutlich steigen. Konsens-Schätzungen des Gewinnwachstums für China A-Aktien liegen für dieses Jahr bei 9 %, verglichen mit -8 bzw. -20 % für Schwellen- und Industrieländer.“ Die Hoffnungsschimmer wurden zuletzt untermauert durch positive Signale im chinesischen Dienstleistungssektor, der seit Januar wieder zu Wachstum zurückkehrte, als sich die Wirtschaft von strengen coronavirusinduzierten Eindämmungsmaßnahmen erholte, gleichwohl die Nachfrage nach Beschäftigung schwach blieb. Immerhin macht der Dienstleistungssektor rund 55 % der Wirtschaftsleistung aus.

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