Das Ende der klassischen Lebensversicherung
12.11.2010
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Die Allianz beendet den Vertrieb von Lebensversicherungen mit hundertprozentiger Beitragsgarantie. Branchenbeobachter rechnen damit, dass weitere Versicherungsunternehmen dem Beispiel von Deutschlands größtem Lebensversicherer folgen werden. Verbraucherschützer erwarten daher mittelfristig das Aus für die beliebte Altersvorsorge.
Kapitalbildende Lebensversicherungen waren über Jahrzehnte eine wichtige Stütze der privaten Altersvorsorge in Deutschland. Aufgrund der hohen Sicherheit, Kapitalgarantien und auskömmlicher Renditen erfreuten sich die Produkte einerseits großer Beliebtheit bei den Kunden und erwiesen sich andererseits als Renditebringer für die Versicherungsunternehmen. Aktuell gibt es rund 82 Millionen laufende Lebensversicherungspolicen - mehr als Deutschland Einwohner hat. Alleine diese Zahl zeigt die Tragweite der Allianz, den Vertrieb dieser Produktkategorie einzustellen.
Wirklich überraschend kommt der Lebensversicherungs-Exit der Allianz hingegen nicht. Eine Dekade historisch niedriger Zinsen sowie strenge gesetzliche Vorgaben hat es den Lebensversicherern seit der Finanzkrise 2008/2009 immer schwerer gemacht, die Garantiezinsen zu erwirtschaften. Ganz unverschuldet ist die Situation der Versicherungsunternehmen allerdings nicht. Durch einen Mix aus hohen Kosten, Dauerniedrigzinsen und jahrelangen Fehlkalkulationen habe sich die gesamte Branche in eine desolate Situation manövriert, kritisiert Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bundes der Versicherten (BdV) gegenüber Focus Online.
Die Versicherungsnehmer haben sich längst entschieden. Während Altverträge meist weiterbedient wurden, ist der Vertrieb klassischer, kapitalbildender Lebensversicherungen in den letzten Jahren fast zum Erliegen gekommen. Zwischen 2004 und 2019 sank der Gesamtbestand in Deutschland von 94,9 Millionen auf 82,8 Millionen Policen. Gleichzeitig stieg die Bereitschaft die Policen zu stornieren oder beitragsfrei zu stellen. Doch bei vorzeitigem Vertragsende droht vielen Versicherungskunden ein böses Erwachen. Die Lebensversicherer erheben bei einem Storno der Policen hohe Gebühren und bieten häufig Rückkaufswerte, die unter den eingezahlten Beiträgen liegen.
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