Das Beste aus zwei Welten

13.02.2014

**Ein gebranntes Kind scheut das Feuer – wie sonst ist es zu erklären, dass auch im vergangenen Jahr viele Anleger die Aktienrallye verpasst haben. *finanzwelt* sprach am Rande des Fondskongress mit Martin Kühle, Produktspezialist des Schroder ISF Global Convertible Bond, zum Thema Wandelanleihen.**

Das Börsenjahr 2013 hat wieder einmal bewiesen, dass vor allem Privatanleger mehr Geld vom Sparbuch zur Börse bringen sollten. Gleichzeitig sorgen steigende Zinsen – unter anderem durch die Ankündigung der amerikanischen Notenbank Fed, ihre Anleihenkäufe zu drosseln – dafür, dass Anleihen teils kräftige Kursverluste hinnehmen müssen. Wem in eben diesem Marktumfeld ein Aktienengagement dennoch zu risikobehaftet ist, der sollte sich einmal Wandelanleihen näher anschauen. Denn schon Altmeister André Kostolany sah in dem Zwitterprodukt eine „tödliche Konkurrenz" zu Aktien.

Ein Blick auf den Börsenmonat Januar verrät wieso: Der Nikkei musste, wie viele andere Aktienmärkte in den Industrienationen auch, mit bis zu 8,44 Prozent deutliche Verluste hinnehmen. Die Emerging Marktes litten unter hohen Kapitalabflüssen, was ebenfalls auf Aktienmarkt und Währung drückte. Investoren mit Wandelanleihen in ihrem Portfolio konnten hingegen einen ausgeglichenen, wenn auch schwachen Monat verbuchen und somit das Geschehen an den Aktienmärkten ruhig und entspannt beobachten.

Der Grund ist die einzigartige Verbindung des Schutzes einer festen Verzinsung mit dem Renditepotenzial einer Aktie. Wandelanleihen werden von börsennotierten Unternehmen begeben und bieten neben einer festen Verzinsung auch ein Wandelrecht. Ein Anleger kann während der Wandlungsfrist die Wandelanleihe in entsprechende Aktien des Emittenten tauschen. In der Zwischenzeit steigt der Kurs der Wandelanleihen, wenn der Aktienkurs des Emittenten steigt. Fällt die Aktie wird die Wandelanleihe zu einer normalen Schuldverschreibung. Der Anleger kassiert die feste Verzinsung und erhält am Ende der Laufzeit den Nominalbetrag zurück.

Dennoch sind Wandelanleihen noch immer ein Nischenprodukt, obwohl sie gerade für Privatanleger eine attraktive Versicherung bieten. Das kann auch mit den teilweise recht hohen Stückelungen zusammenhängen. Davon sollten sich Investoren aber nicht sofort abschrecken lassen. Denn neben dem Schutz, den Wandelanleihen bieten, können sie auch ein äußerst dynamisches Investment sein. Mit steigendem Aktienmarkt verändert sich auch ihr Risikoprofil. Höhere Kurse bedeuten auch eine höhere Partizipation an weiteren Steigerungen. Mit anderen Worten: Das Aktienrisiko wird in steigenden Märkten automatisch erhöht, während es in schwachen Märkten verringert wird. Und auch ihre Anleihen-Eigenschaften sind absolut attraktiv: Die kurzen Laufzeiten und das Wandelrecht machen Wandelanleihen zinsresistent. Anleger haben nicht nur die Möglichkeit, Aktien zu kaufen, sie können die Anleihe auch verkaufen – quasi eine Put-Option auf die Anleihe – was eben besonderen Schutz bei steigenden Zinsen bedeutet.

Das alles spricht eine deutliche Sprache für Wandelanleihen. Und die gute Nachricht ist außerdem: Obwohl Wandelanleihen insgesamt fair bewertet sind, lassen sich regional noch einie Schnäppchen finden. Wer sich jedoch allein auf die Suche nach chancenreichen Investments im Wandelanleihen-Segment machen möchte, sollte gewarnt sein: Die Bewertung und das Modellieren des Wandelrecht benötigen nicht nur langjähre Erfahrung, sondern auch die entsprechenden Ressourcen. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, auf einen aktiven, erfahrenen Asset Manager zu setzen.

(Autor: Martin Kühle, Produktspezialist des Schroder ISF Global Convertible Bond)