Cybersicherheit: Wachsende Bedeutung bedingt Investmentchancen
10.03.2025

Bertrand Born, Portfoliomanager, Swisscanto / Foto: © Swisscanto
Innerhalb des nachhaltigen Investmentthemas ‚Digital Economy‘ gehört die Cybersicherheit zu den Bereichen, die enorm an Bedeutung gewinnen dürften. Denn es steht außer Frage, dass die Gefahren mehr und nicht weniger werden. Erstens führen zunehmende geopolitische Spannungen zu einem (noch) unsichereren Gesamtumfeld. Die Unberechenbarkeit wird noch gesteigert aufgrund komplexer Lieferketten und Abhängigkeiten im Welthandel. Und schließlich geben neue Technologien wie beispielsweise die Künstliche Intelligenz Cyberkriminellen neue, mächtige Instrumente in die Hände.
Generell machen sich auch weiter die Kräfte der Digitalisierung bemerkbar. Die Vernetzung mit dem Internet schreitet rasant voran, die Grenze zwischen Cyberspace und realer Welt verschwimmt zusehends. Das schafft immer neue Einfallstore für Cyberkriminelle. Demgegenüber erscheinen die Ziele solcher Angriffe als zunehmend verwundbar. Gerade in den Schwellenländern und bei kleineren Akteuren wie KMU ist das Vertrauen auf die eigenen Abwehrkräfte angeschlagen, wie die Umfrage zur einer aktuellen WEF (World Economic Forum)-Studie zeigt. 38% der befragten öffentlich-rechtlichen Organisationen sehen sich unzureichend resilient gegenüber Attacken. Etwas sicherer fühlen sich laut dem Report Akteure der Privatwirtschaft, wo 10% der Umfrageteilnehmenden eine mangelnde Resilienz befürchteten.
Was nicht heißen will, dass Unternehmen die Cybersicherheit auf die leichte Schulter nehmen. In einer Umfrage der Beratungsfirma Capgemini aus dem Jahr 2024 gaben 92% der Organisationen an, ein Sicherheitsleck entdeckt zu haben. Dies gegenüber 51% noch drei Jahre zuvor. Die erfolgreichen Attacken nehmen also stark zu. Und sie gehen ins Geld: die durchschnittlichen Kosten eines ‚Hacks‘ werden laut einem Report von IBM von 2024 auf rund USD 4,8 Millionen geschätzt, Tendenz steigend. Schwerwiegender sind dabei oft die langfristigen Folgen: Reputationsverlust und beschädigtes Kundenvertrauen können zu dauerhaften Geschäftsverlust führen.
Wie der WEF-Report zur Cybersicherheit zeigt, sind dabei so genannten Ransomware-Attacken besonders gefürchtet: Dabei blockieren Hacker IT-Dienste oder Daten des Opfers und verlangen Lösegeld für deren Freigabe. Ebenfalls Sorgen bereiten den Unternehmen Betrugsmaschen wie Phishing oder das Risiko eines Unterbruchs von Lieferketten. Ebenfalls als nicht ungefährlich gelten Distributed Denial of Service-Angriffe (DDoS). Bei Letzteren werden etwa Webseiten mit zahllosen Aufrufen eingedeckt und damit zeitweilig lahmgelegt.
Die Allgegenwärtigkeit des Internets als Teil der Digitalisierung hat dabei zur Folge, dass praktisch jede Organisation zum Opfer solcher Angriffe werden kann. Im Visier von Cyberkriminellen befinden sich auch die von der Finanzbranche betreuten großen Geldsummen oder kritische Infrastruktur wie Energie- und Wasserversorgung. Ein erfolgreicher Angriff kann hier dramatische Folgen für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit nach sich ziehen.
Mit Blick auf die Chancen des langfristigen Investmentthemas digitale Wirtschaft gibt es in dieser Gemengelage aber auch eine gute Nachricht: Das Segment der Anbieter von Diensten und Lösungen für Cybersicherheit entwickelt mindestens ebenso dynamisch. Die Branche wächst jährlich um mehr als 10%, und es gibt viele innovative Lösungen. Die Beratungsfirma McKinsey wiederum rechnet im Report ‚Cyber Market Map‘ zum Thema Cybersicherheit vor, dass bereits im Jahr 2021 der Markt für solche Lösungen einen Wert von USD 140 bis 150 Milliarden erreichte – und das wäre nur ein Zehntel des gesamten adressierbaren Markts.
Das erscheint plausibel, wenn bedacht wird, dass viele Betriebe nach wie vor nur ein geringes Maß an Cybersicherheit gewährleisten können. Viele kleinere Organisationen, die früher noch vom Internet getrennt waren, sind unserer Meinung nach noch gar nicht oder kaum mit Sicherheitstools ausgerüstet. Auch der aktuelle WEF-Report stellt eine zunehmende Schere fest – nämlich zwischen oftmals wenig resilienten KMU und großen Konzernen, die sich das Wettrüsten mit den Hackern eher leisten können. Entsprechend groß erscheint der Nachholbedarf – ein weiterer Treiber für den Markt für Cybersicherheit.
Dort setzen die Anbieter ebenfalls auf modernste Technologien und scheinen damit die Zukunftsfähigkeit des Investmentthema digitale Wirtschaft zu bestätigen. So sind fortschrittliche, auf der Daten-Cloud beruhende Sicherheitslösungen skalierbar und können relativ rasch auf neue Bedrohungen reagieren. KI-Systeme wiederum analysieren riesige Datenmengen und erkennen so frühzeitig verdächtige Aktivitäten. Und so genannte Zero-Trust-Anwendungen können verhindern, dass sich unbefugte Personen unbemerkt Zugang zu Systemen verschaffen. So erhalten Nutzerinnen und Nutzer nur Zugriff auf die von ihnen jeweils angeforderten spezifischen Bereiche. Bei jedem zusätzlichen Dienst wird geprüft, ob die vorhandenen Anmeldedaten den Zugriff rechtfertigen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die zunehmende Digitalisierung macht Cybersicherheit für jedes Unternehmen unverzichtbar. Derweil treiben innovative Technologien wie KI und Cloud-Lösungen die Innovation und Effizienz in diesem Segment der digitalen Wirtschaft voran. Alle Entwicklungen zusammengenommen bieten interessante Investmentchancen für Anlegerinnen und Anleger, die langfristig und mit entsprechendem Risikoprofil dieses Segment der digitalen Wirtschaft im Portfolio berücksichtigen möchten.
Marktkommentar von Bertrand Born, Portfoliomanager bei Swisscanto

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