Corona-Krise ist Bedrohung für den Euro

07.04.2020

Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting / Foto: © Fotostudio Kutscha

Die Aktienmärkte konnten in der vergangenen Woche ihre Erholung nicht fortsetzen und verloren von der Spitze ca. 5 %. Wir werden nun täglich mit weiteren Horrormeldungen aus der Industrie konfrontiert, die auch vor großen Unternehmen nicht halt machen. Lufthansa, TUI und Thyssen seien hier beispielhaft erwähnt. Die Hoffnung auf ein nahendes Ende der extremen Einschränkungen sollten allerdings zu einer Stabilisierung der Aktienmärkte beitragen. Es spricht einiges dafür, dass der DAX zunächst zwischen 9.000 und 10.000 Punkten verharren wird. Kurzfristig wird ein Ausbruch in Richtung 11.000 Punkten nicht gelingen. Langfristig sind die Kurse selektiv Kaufkurse.

Im Bereich Private Equity sitzen die kapitalansammelnden Unternehmen auf hohen Liquiditätsreserven, die diese zu attraktiveren Konditionen in den nächsten Monaten einsetzen können. Dies, sowie die Tatsache, dass bei PE-Investments keine laufende Bewertung wie an den Aktienmärkten zur Nervosität beiträgt, sollte die Branche wieder, wie 2009 bis 2011, relativ besser aussehen lassen. Sollte die Krise allerdings länger als erhofft andauern, sind auch bei PE Bewertungskorrekturen erheblichen Umfangs wahrscheinlich.

Gold konnte sich bei rund 1600 USD für die Feinunze in der letzten Woche stabilisieren. Während Lieferanten von physischem Gold über extreme Lieferengpässe klagen, halten sich große Player, wie die Zentralbanken, derzeit mit Goldkäufen zurück. Weitet sich die Pandemie auch zeitlich aus, wird Gold neue Höhen erklimmen.

An den Immobilienmärkten herrscht noch relative Ruhe, die Ruhe vor dem Sturm?

Die Beschlüsse der Bundesregierung zu der Aussetzung von Mietzahlungen wurden vielfach falsch verstanden. Es handelt sich nur um einen Aufschub. Die Mieten müssen mit Zinsen nachgezahlt werden, es darf nur während dieser Frist bis zum 30.6.2020 nicht deswegen gekündigt werden. Dass große Mieter, wie z.B. Adidas u.a., dies schamlos ausnutzen wollten, war mit Sicherheit nicht beabsichtigt. Trotzdem hat es gezeigt, dass Mieteinnahmen volatil sein können und so manches Finanzierungs- und Anlagekonzept nun auf den Prüfstand muss. Speziell bei Gewerbeimmobilien kann ich mir nicht vorstellen, dass es angesichts der zu erwartenden Pleiten nicht zu Preiskorrekturen kommen wird. Insbesondere Neubauvorhaben werden erst einmal zurückgestellt, aber zahlungsunfähige Mieter werden ausreichenden Raum zur Verfügung stellen. Die Probleme bei Karstadt-Kaufhof u.a. werden die Innenstädte verändern und erhebliche Auswirkungen auf Ladenimmobilien haben.

Ziemlich anders beurteile ich die Situation bei Wohnimmobilien. Neubauvorhaben, die geplant, noch nicht genehmigt und oder noch nicht begonnen sind, werden zeitlich zurückgestellt. Wohnimmobilien im Bau werden fertiggestellt werden, denn deren Finanzierung war ja vor der Krise im Allgemeinen gesichert. Gewohnt werden muss immer, und wenn sich das Angebot vorübergehend reduziert, wird es auf eine wenig veränderte Nachfrage treffen und somit preisberuhigend wirken. Ein weiterer Aspekt sind Anlagewohnimmobilien, die bei vernünftigen Preisen gesucht bleiben werden. Warum? Eingangs habe ich die Möglichkeit erwähnt, dass der Euro scheitern könnte. Was würde dies, was wir nicht hoffen dürfen, bedeuten? Die Rückkehr zu nationalen Währungen würde wohl unzweifelhaft mittelfristig zu Inflation führen, ebenso die Problematik der Schuldenbewältigung. Diese könnte allerdings auch durch einen Schuldenschnitt oder eine Währungsreform behoben werden. In all diesen Fällen werden, wie auch in der Vergangenheit, Sachwerte, also Aktien, Private Equity und insbesondere Immobilien einen relativen Schutz bieten. Selbstverständlich muss auch bei Wohnimmobilien auf die Renditefähigkeit und Preiswürdigkeit geachtet werden. Die vor uns liegende Zeit ist nicht die Zeit von Preisübertreibungen, sondern von Augenmaß.

Gastbeitrag von Georg Seil, Geschäftsführer Georg Seil Consulting