Corona als Wachstumstreiber?
17.12.2020
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Gepaart mit einem auch künftig niedrigen Zinsniveau könnten die Einschränkungen und Umstellungen der vergangenen Monate die Nachfrage nach Baufinanzierungen steigen lassen. Das Thema Digitalisierung dürfte nicht nur in der Beratung an Bedeutung gewinnen.
Für fast jeden zweiten Deutschen sind die eigenen vier Wände nicht ihr Eigentum, sondern nur gemietet. Die Corona-Pandemie könnte jedoch für eine Änderung sorgen. So zeigen Studien, dass durch die Einschränkungen der vergangenen Monate das Interesse an Wohneigentum gestiegen sein könnte. Eine Entwicklung, die auch Thomas Hein wahrnimmt. „Aus unserer Sicht liegt die Nachfrage nach wie vor deutlich über dem Angebot, was sich auch an der Kaufpreisentwicklung ablesen lässt. Damit erfreut sich die Baufinanzierung entsprechendem Interesse“, berichtet der Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland. Dass selbst die steigenden Kaufpreise kein Hemmnis sind, Immobilieneigentum zu erwerben, macht der Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung von Oktober 2020 deutlich. Demnach hat sich die durchschnittliche Darlehenshöhe in der Baufinanzierung binnen eines Jahres um 34.000 Euro erhöht und lag Ende Oktober mit 296.000 Euro auf einem neuen Rekordhoch. Thomas Hein zufolge könnte besonders der durch Corona beschleunigte Wandel der Arbeitswelt für deutliche Veränderung auf dem Immobilienmarkt und damit auch für einen weiteren Nachfrageschub bei Baufinanzierungen sorgen. „Die erweiterten Home-Office-Möglichkeiten fördern die Nachfrage, da Menschen nach neuen Räumen suchen - auch in den ländlicheren Gegenden, weil die Preise dort günstiger sind und keine tägliche Fahrt zur Arbeit ansteht. Eine Verstetigung dieser Entwicklung bleibt aber abzuwarten.“ Dennoch erwartet Hein, dass die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen weiterhin hoch sein wird. Seine Meinung begründet er neben neuen Potenzialen wie dem Home-Office auch mit dem wohl weiterhin niedrigen Zinsniveau: „Bei der Zinsentwicklung sehen wir keine wesentlichen Veränderungen, mit Ausnahme von möglichen kurzfristigen Ausschlägen. Die Gründe liegen im gesamtwirtschaftlichen Umfeld sowie in der Staatsverschuldung in Europa.“
Steigende Nachfrage nach Digitalität
Inwieweit die Corona-Zeit für die Art, wie wir leben und arbeiten tatsächlich eine Disruption darstellt, bleibt abzuwarten. Ein Beschleuniger war sie aber in jedem Fall in Bezug auf die Digitalisierung, was sich auch im Kapitalanlagebereich bemerkbar macht. „In Zeiten persönlicher Einschränkungen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie werden digitale Angebote grundsätzlich stärker nachgefragt, weil der Weg beispielsweise zum Bankberater teilweise oder gar nicht mehr möglich ist“, erläutert Simon Brunke, CEO der Exporo AG. Das macht sich auch bei der ING bemerkbar, die laut Thomas Hein in der aktuellen Situation von ihrem hohen Digitalisierungsgrad profitiert. Die Corona-Zeit könnte bei vielen Kunden zudem die Frage nach geeigneten Investments aufgeworfen haben. „Unsere letzte Umfrage zeigt, dass sich 62 % der Deutschen durch die Corona-Krise in Ihrem Anlageverhalten verunsichert sehen“, berichtet Simon Brunke. Seiner Meinung nach hat sich die Assetklasse Immobilien auch während der Krise als stabil erwiesen. Aus diesem Grund sieht sich der Hamburger Anbieter von Crowdinvestings auch in seinem Vorhaben bestärkt, digitale Immobilieninvestments zu attraktiven Renditen für jeden möglich zu machen. (ahu)