Car ist not over

06.04.2021

Foto: © Kiattisak - stock.adobe.com

Von der zivilisatorischen Errungenschaft zum Feindbild der Umweltschutzbewegung: Das Image des Autos hat in den letzten Jahren massiv gelitten und sogar sein baldiges Ende wurde prophezeit. Ausgerechnet Corona könnte hier allerdings eine Wende eingeleitet haben, wie eine Umfrage der Sparkassen DirektVerischerung AG (S-Direkt) zeigt.

Aufgrund von Homeoffice entfällt für viele Menschen seit mittlerweile einem Jahr der tägliche Weg auf die Arbeit und auch in der Freizeit gibt es deutlich weniger Gründe  wegzufahren. Das schlägt sich auch im Mobilitätsverhalten nieder. So gaben in der S-Direkt-Umfrage 37 % der Teilnehmer an, dass sie derzeit weniger Auto fahren als in der Prä-Corona-Zeit. Bei 43 % hat sich durch Corona nichts an der Autofahrhäufigkeit geändert, 16 % fahren aktuell sogar mehr Auto als davor. Deutliche Verluste müssen hingegen die öffentlichen Verkehrsmittel hinnehmen: So haben sich 45 % der Umfrageteilnehmer von diesen in der Corona-Zeit abgewandt, 35 % nutzen sie so häufig wie zuvor. Gerade einmal 4 % sind innerhalb der vergangenen zwölf Monate mehr Bus und Bahn gefahren als zuvor. Zu den Gewinnern zählt hingegen das Fahrrad, das von 44 % der Befragten nun öfter genutzt wird als zuvor. 32 % nutzen es genauso häufig wie zuvor, 9 % seltener. Auch sind nun mehr Menschen zu Fuß unterwegs: So gaben 41 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie derzeit mehr Strecken zu Fuß zurücklegen würden, bei 45 % hat sich diesbezüglich nichts geändert. 6 % gehen zurzeit weniger zu Fuß als zuvor. Die jeweilige Differenz zum Wert 100 liegt in der Antwortoption „keine Angabe“ begründet. „Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen lässt sich ein neues Mobilitätsverhalten der Bevölkerung beobachten. Seit einem Jahr werden viele Autos deutlich weniger bewegt als zuvor; Busse und Bahnen verzeichnen deutliche Passagierrückgänge“, berichtet Dr. Jürgen Cramer, Vorstandsmitglied der S-Direkt.

Dass gerade Bus und Bahn das Nachsehen haben dürfte laut den Studienautoren. neben einer coronabedingt anderen Alltagsgestaltung auch die Sorge eine Rolle spielen sich mit Corona zu infizieren. Hinzu kämen Planungsunsicherheiten. „Das sind alles Faktoren, die die Entwicklung der Mobilität prägen. Da wundert es kaum, dass insbesondere der öffentliche Nahverkehr das Nachsehen hat. Der Individualverkehr wird präferiert und ist stark im Kommen“, so Cramer über die Umfrageergebnisse.

Die Antworten lassen zudem auch Tendenzen für die zukünftige Entwicklung des Mobilitätsverhalten ableiten. So geht die S-Direkt davon aus, dass das Homeoffice in normalen Zeiten nicht derart verbreitet sein wird wie aktuell und dass künftig auch wieder mehr Ausflüge unternommen werden. Dabei wollten die Menschen jedoch nicht den Komfort des eigenen Autos missen. Zugleich hätten einige Menschen die Vorteile der Gesundheit für das eigene Wohlbefinden erkannt, was dem Fahrradfahren und dem Laufen zugutekommen könnte. „Es wird nicht alles auf den Kopf gestellt werden, aber die pandemiebedingten Verhaltensänderungen könnten grundsätzlicheren Charakter haben“, so Cramer. Ähnliche Ergebnisse zeigen Studien des ADAC, des DLR-Institut für Verkehrsforschung und Infas. (ahu)

Andere ThemenADACBahnBahznBusCorona-