Immobilienmärkte in Großbritannien
23.06.2016
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Die Entscheidung der britischen Wähler, die Europäische Union zu verlassen, wird zu einer Volatilität über alle Investmentmärkte hinweg führen. Immobilien bilden hierbei keine Ausnahme. Die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen wirtschaftlichen Lage in Großbritannien wird einige Transaktionen, die zunächst zurückgestellt waren, auf Eis legen.
Gleichzeitig werden Nutzer ihren Flächenbedarf überdenken. Sowohl ein sinkendes Pfund als auch fallende Immobilienpreise sind nach einer ersten Korrektur indes ein Kaufsignal für opportunistische Investoren aus dem Ausland. Die Renditeschere zwischen Immobilien und Anleihen wird größer werden. Die Renditen für Immobilien werden steigen, diejenigen für Anleihen dagegen vor dem Hintergrund einer Lockerungspolitik der Bank of England fallen. Dadurch werden Immobilien eine beliebte Anlageklasse in einem unbeliebten Investmentland.
Der Büromarkt in Central London
Die Entscheidung, die Europäische Union zu verlassen, bietet sowohl Gefahren als auch Chancen für den Büromarkt in Central London. Wirtschaftliche Unsicherheit ist selten positiv für einen Markt, und kurzfristig rechnen wir damit, dass einige Nutzer ihre Entscheidungen über Umzüge vertagen und zunächst abwarten werden, wie sich die neue Situation auf ihr Geschäft auswirkt. London ist der größte Markt für Handel in Euro. Wichtige Banken mit Euro-Handelsabteilungen in London könnten zu dem Schluss kommen, einige Funktionen in Büromärkte innerhalb der EU zu verlagern. Auch wenn das keine massenhafte Abwanderung bedeutet, sollten nach einer Restrukturierung Flächen von Banken in London frei werden. Viele in London ansässige Firmen fokussieren sich aber auch auf Märkte außerhalb der EU. Auf diese Unternehmen hat der Brexit nur geringe Auswirkungen. Das Referendum und ein möglicher Brexit waren seit dem Sieg der Conservative Party bei den britischen Unterhauswahlen im Mai 2015 ein Thema in Großbritannien. Seit diesen Wahlen haben sich Mieter überdurchschnittlich viele Büroflächen vertraglich gesichert. Globale Unternehmen wie die Deutsche Bank, Thomson Reuters, Ashurst, Google und Facebook haben sich mit langfristigen bedeutenden Verträgen zu London bekannt. Voraussichtlich werden einige Flächen frei. Viele Unternehmen werden den Gürtel enger schnallen, bis die neuen Handelsverträge abgeschlossen sind. Doch die aktuellen Leerstandsraten sind sehr niedrig, und die Zahl der Neubauprojekte ist begrenzt. Daher besteht ein gewisser Spielraum, auf den Markt kommende Flächen zu absorbieren, ohne dass gleich die Spitzenmieten sinken werden. Die Auswirkungen auf den Investmentmarkt in Central London werden voraussichtlich geringer ausfallen als diejenigen auf den Bürovermietungsmarkt. Während die wirtschaftliche Unsicherheit während der Austrittsverhandlungen zweifelsohne einige heimische Anleger abschrecken wird, dürften die Abschläge für Käufer anderer Währungen erhebliches Interesse schüren. Mittelfristig werden Gewerbeobjekte in Central London weiterhin höhere Renditen als die meisten anderen Assetklassen bieten. Sie könnten sogar von der Instabilität der Aktienmärkte profitieren.
Stellungnahme von Mark Clacy-Jones, Partner bei Knight Frank, Research Gewerbeimmobilien