Bitcoin – Erdbeben an den Kryptomärkten

21.05.2021

Florian Grummes, Managing Director Midas Touch Consulting / Foto: © Midas Touch Consulting

Der Bitcoin und damit der gesamte Krypto-Sektor kamen gestern dramatisch unter die Räder. Vom neuen Allzeithoch im Umfeld des Coinbase Börsengangs bei knapp 65.000 US-Dollar verloren die Bitcoin-Notierungen in gerade einmal fünf Wochen fast 55 % und fanden gestern erst um 29.500 US-Dollar das Tief. Seitdem ist bereits eine starke Erholung bis auf Kurse oberhalb von 40.800 US-Dollar (+38,1 % in 18 Stunden) zu beobachten gewesen.

Quelle: Bybt Liquidation Data

Die unglaubliche Volatilität war vor allem der überbordenden Spekulation mit Hebel und Fremdkapital geschuldet. Positionen im Wert von über 8 Mrd. US-Dollar wurden gestern auf zahlreichen Börsen innerhalb weniger Minuten durch Zwangsliquidationen geschlossen.

Quelle: Bloomberg

Der Blick auf das größere Bild offenbart jedoch, dass der Bitcoin im April nach den starken Anstiegen seit dem Herbst 2020 einfach sehr stark überkauft gewesen ist und die heftige Korrektur letztlich „nur“ eine gesunde Bereinigung gewesen sein dürfte.

Quelle: Visualcapitalist

Im langfristigen Vergleich ist der 55 %-Rücksetzer der sechststärkste, den der Bitcoin-Markt seit seinem Bestehen verkraften musste. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das gestrige Tief bei 29.500 US-Dollar für einige Zeit halten und erstmal nicht mehr unterschritten werden wird. Nach derart heftigen Korrekturen kamen die Preise zudem im Anschluss jedes Mal nicht nur schnell zurück, sondern stiegen über kurz oder lang auch auf neue Allzeithochs.

Tageschart Bitcoin in US-Dollar – Stark überverkauft

Quelle: Tradingview

Ausgehend vom neuen Allzeithoch um 65.000 US-Dollar kamen die Bitcoin-Notierungen in den letzten fünf Wochen um 55% bis auf 29.500 US-Dollar zurück. Dieser Crash hatte sich langsam abgezeichnet, nachdem bereits im Februar und März das Momentum stetig abgenommen hatte. Zuletzt verdoppelte sich dann Ethereum innerhalb von nur wenigen Wochen. Dieses Kursverhalten ist an allen Märkten typischerweise ein klares Warnsignal. Dass Ethereum dann innerhalb von nur einer Woche um 55% nach unten durchgereicht wurde, passt gut ins Bild.

Auf dem Tageschart ist der Bitcoin nun allerdings stark überverkauft und sollte daher zunächst mal die gestern begonnene Erholung fortsetzen können. Das nächste imminente Kursziel wartet in Form des 38,2%-Retracement um ca. 43.000 US-Dollar.

Insgesamt ist es noch zu früh, um eine ganz eindeutige Schlussfolgerung aus dem Bitcoin-Crash zu ziehen. Schließlich kam es auch in den vergangenen Bitcoin-Bullenmärkten immer wieder zu heftigen Rücksetzern, die sich im Nachhinein jedoch allesamt als Kaufgelegenheiten entpuppten.

Quelle: Fear & Greed Index

Psychologisch betrachtet regieren jetzt wieder blanke Angst und im Falle einer Erholung zunächst hohe Skepsis an den Krypto-Märkten. Damit sollte der Bitcoin zumindest an einer “Wall Of Worry” nach oben klettern können und einen Großteil der Verluste wieder aufholen. Kursen um ca. 47.000 US-Dollar und auch oberhalb von ca. 50.000 US-Dollar sind bei diesem hochvolatilen digitalen Asset daher bereits in wenigen Tagen oder Wochen möglich. Auch eine große Erholung bis ca. 55.500 US-Dollar ist nicht unwahrscheinlich.

Ob die Krypto-Hausse allerdings direkt weitergehen wird, ist aktuell noch nicht eindeutig. Der gestrige Crash hat definitiv technischen Schaden angerichtet und fiel im langfristigen Vergleich etwas zu hoch für einen intakten Bullenmarkt aus. Solange die Aufwärtstrendlinie im Bereich um 30.000 US-Dollar allerdings hält, haben die Bullen die besseren Argumente.

Gastbeitrag von Florian Grummes, Managing Director Midas Touch Consulting