Biogas ist ein Multitalent
04.10.2018
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Für Solarenergie muss die Sonne scheinen und Windenergie ist davon abhängig, ob der Wind weht. Biogas kann hingegen bei jedem Wetter produziert werden – und das rund um die Uhr. Ein Biogas-Kraftwerk kann sogar vollkommen autark betrieben werden.
Obwohl es Versorgungslücken schließen kann, wird das Multitalent Biogas häufig unterschätzt. „Wenn Sonne und Wind die Hauptlast der erneuerbaren Energie-Erzeugung tragen sollen, dann brauchen wir jede bedarfsgerecht bereitgestellte Kilowattstunde Strom aus Biogasanlagen. Einzig Biogas ist Tag und Nacht verfügbar und kann in riesigen Mengen gespeichert werden. Es ist ein Energieträger mit großer Zukunft“, so Stefan Keller, Geschäftsführer der UDI-Gruppe. Der Nürnberger Finanzvermittler hat bereits den Bau von 383 Windkraftanlagen, 46 Biogasanlagen sowie 90 Solarprojekten und einer grünen Immobilie realisieren können. „In Sachen Biogas planen wir die Kombination mit Solaranlagen oder auch mit Pelletheizungen und versuchen die Biogasanlagen zu möglichst autarken, grünen Energiekraftwerken auszubauen.“
So entsteht Biogas
Bei der Biogaserzeugung werden Gülle, Bioabfälle und Pflanzen (z.B. Getreide) zunächst in einen Fermeneter (Gärbehalter) gegeben, wo sie ohne Sauerstoff gerührt und auf 40 Grad aufgeheizt werden. Dieses Klima ist ideal für Mikroben, die das Substrat verzehren und Methan freisetzen. Aus diesem entsteht dann in Heizkraftwerken Ökostrom und –wärme. Das Biogas kann aber auch zu Biomethan veredelt und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Dieses Biomethan kann auch zum Betanken von Fahrzeugen genutzt werden. Das Gas kann auch ganz einfach gespeichert werden. So nutzt es das ca. 245.000 km lange deutsche Erdgasnetz, das über zahlreiche Gasspeicher und eine Kapazität von 200 Terrawattstunden verfügt.
„In vielen unserer Biogasanlagen wird das Rohbiogas mittels eines speziellen Verfahrens gereinigt, direkt ins Erdgasnetz eingespeist und kann dann überall dort entnommen werden, wo es sinnvolle Verwendung findet. Ob es als Gas oder über ein BHKW (Blockheizkraftwerk) verstromt zum Verbraucher gelangt, ist dabei nicht wichtig“, ergänzt der Geschäftsführer der UDI-Bioenergie GmbH, Harald Felker. „Wir arbeiten verstärkt an Konzepten, um die UDI-Biogasanlagen möglichst ohne Fremdenergie nachhaltig arbeiten zu lassen.“
Gibt es Beispiele für energieautarke Biogasanlagen?
„Ein gutes Beispiel ist die UDI-Biogasanlage Raitzen, in der Gemeinde Naundorf in Nordsachsen“, so Felker. Diese liefere rund 40 Millionen Kilowattstunden zu Biomethan aufbereitetes Gas jährlich und kann diese zu 100 % ins Erdgasnetz einspeisen. Die Anlage verbrauche keine eigene Heiz-Energie für den Betrieb, sie könne auf die Wärme einer Biogasanlage in der Nachbarschaft zugreifen und heize damit ihre Fermenter.
Für die UDI-Biogasanlage in Torgelow nahe der Insel Usedom habe man nachträglich eine Photovoltaikanlage installiert, die inzwischen circa 520 Kilowatt Peak Leistung für den Stromverbrauch der Biogasanlage liefere. Eine weitere Photovoltaikanlage sei auch für die Biogasanlage in Erdeborn geplant. „Beispielhaft für die Nachhaltigkeit bei der Biogasproduktion: In den UDI-Biogasanlagen werden hauptsächlich nachwachsende Rohstoffe vergoren. Das brachte unsere Projektierer auf die Idee, die Fermenter ebenfalls mit nachwachsenden Rohstoffen zu beheizen“, führt Felker weiter aus. Deshalb habe man in Torgelow, in Erdeborn und auch in einer weiteren Anlage in Thierbach Hackschnitzelheizungen eingerichtet.
„Wir möchten unsere Biogasanlagen zu autarken, grünen Energiekraftwerken ausbauen – so das Ziel“, schließt Keller. (ahu)