Big is beautiful?

14.09.2021

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Wir leben in einer Zeit der Superlative – höher, schneller, weiter sind die Attribute, die scheinbar unausweichlich mit unserem Fortschritt in Zusammenhang stehen. Auch an den Kapitalmärkten ist dieser Trend, ganz besonders in den letzten Jahren, eindeutig zu beobachten.

Die Flutung der Kapitalmärkte mit Liquidität durch die Zentralbanken und die immer größer werdende Anzahl an privaten Investoren ließ die Marktkapitalisierung der großen amerikanischen Weltkonzerne in ungeahnte Höhen steigen. Den Spitzenplatz in dieser elitären Gruppe nimmt der Apple Konzern mit einer Kapitalisierung von mehr als zwei Billionen (2000 Milliarden) US-Dollar ein – dies ist mehr als das jährliche Bruttoinlandsprodukt der 10 größten afrikanischen Länder zusammen!

Aber diese unglaubliche Größe birgt speziell für den gemeinen Anleger auch Risiken. Der S&P 500, einer der bedeutendsten weltweiden Aktienindizes, soll der Grundidee zur Folge die Entwicklung der 500 größten amerikanischen Unternehmen widerspiegeln und somit ein Gradmesser für den Stand der Wirtschaft sein. Durch die massive Verschiebung der Größenverhältnisse ist dies allerdings nicht mehr wirklich der Fall. Im IShares Core S&P 500 ETF machen die 10 größten Unternehmen wie Apple, Microsoft, Amazon oder Alphabet mittlerweile fast 30 Prozent der Entwicklung aus. Die übrigen 70 % verteilen sich somit auf die 490 verbleibenden Unternehmen, so dass diese bei der Performanceberechnung maximal noch eine untergeordnete Rolle spielen.

Zusammengenommen mit dem Trend zum passiven Investieren via ETFs führt dies in Phasen von Marktkorrekturen zu deutlich erhöhten Volatiliäten, da die Entwicklung von wenigen Unternehmen die Entwicklung der Indizes bestimmen. Zusammen mit computergesteuerten Handelssystemen, die auf geringste Schwankungen an den Börsen reagieren erhöht dies in Summe das Risiko für den Anleger deutlich. Selbst einzelne schlechte Nachrichten von hochgewichteten bzw. hochkapitalisierten Unternehmen können nachhaltig die Indexentwicklung beeinflussen.

Allerdings gibt es auch Möglichkeiten diesen Risiken aus den Weg zu gehen. So finden ETF-Produkte, die alle Aktien im Portfolio jeweils gleich gewichten („Equal-Weight“) immer mehr Zuspruch bei den Anlegern. Als Beispiel für einen solchen ETF sei an der Stelle der Xtrackers S&P 500 Equal Weight genannt. Bei diesem ETF werden alle Indexbestandteile mehr oder weniger gleich gewichtet, so dass sie jeweils ca. um die 0,2 Prozent des Portfolios ausmachen, in regelmäßigen Abständen erfolgen nötige Neuallokierungen.

Durch die gleiche Aufteilung aller Indexbestandteile wird das Risiko der gesamten Anlage deutlich reduziert. Außerdem bietet der Mechanismus auch Chancen: dadurch, daß alle Aktien gleich zur Indexentwicklung beitragen ist man nicht dem Wohl und Weh der Kursentwicklung einzelner hoch gewichteter Aktien ausgesetzt.

Die Kapitalmärkte haben sich in den letzten Jahren – besonders auf Grund der herausragenden Performance der amerikanischen Big Techs – fantastisch entwickelt. Aktuell wird das Marktumfeld deutlich rauer und anspruchsvoller so dass gerade jetzt für Anleger ein Blick auf Equal-Weight-ETFs mehr als die Mühe wert sein sollte.

Kolumne von Marco Jansen, Prokurist Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH in Kleve

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