Big Data spielt bei Finanzierung (noch) keine große Rolle

08.11.2018

Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf / Foto: © creditshelf

Sowohl bei der Nutzung von Analyse-Tools auf Basis von Big Data als auch in Sachen Buchhaltungssoftware haben viele mittelständische Industriebetriebe noch Nachholbedarf. Doch ein Großteil der Unternehmen plant aktuell den Einsatz solcher Tools. Viele laufen aber auch Gefahr, den Anschluss zu verlieren.  

Für die Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“ befragte der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf gemeinsam mit der TU Darmstadt fast 250 Vorstände und Geschäftsführer von mittelständischen Industrieunternehmen. Von diesen gaben 26 % an, dass sie bereits ein Tool nutzen, das in der Lage ist, die eigene Liquiditätsplanung mit Zahlungsströmen anderer Firmen zu vergleichen. Dieser Anteil dürfte sich in den nächsten Jahren erhöhen: So planen 39 % nach eigener Aussage bereits den Einsatz solcher Tools, 23 % sagten aus, dass das Thema für sie interessant sei und auf der Agenda stehen würde. „Das Thema Finanzierung 4.0 ist für immer mehr Mittelständler also längst keine ferne Zukunftsmusik mehr“, so Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf.

Modernisierung nötig

Bis sich Big Data bei der Unternehmensfinanzierung tatsächlich durchsetzt, stehen für viele Unternehmen aber noch Investitionen an. So sind laut eigener Aussage nur 34 % der Befragten der Meinung, dass sich ihre Buchhaltungssoftware „auf dem modernsten Stand“ befinde. Immerhin 54 % sagten aus, dass ihr Programm „eher zukunftsfest“ sei, während jeder zehnte einräumt, dass seine Buchhaltungssoftware „eher nicht zukunftsfest“ oder sogar „absolut veraltet“ sei. Offenbar haben viele Unternehmen mit veralteter Buchhaltungssoftware die Zeichen der Zeit noch nicht ganz erkannt. So gab nur jeder fünfte Befragte, der sein Buchhaltungssystem als „eher nicht zukunftsfest“ oder auch als „absolut veraltert“ bezeichnete, an, „noch in diesem Jahr“ sein Programm austauschen zu wollen. 30 % wollen dies „binnen der nächsten zwei Jahre“ tun, 43 % sogar erst „binnen der nächsten fünf Jahre“. In einer schnelllebigen Welt drohen diesen Unternehmen somit erhebliche Wettbewerbsnachteile.

„Viele Unternehmen überblicken nicht ausreichend, wie schnell sich die digitale Welt verändert und schieben wichtige Innovationen erst viel zu spät an. Das gilt übrigens nicht nur für die Frage, was ich finanziere, sondern auch wie und mithilfe welcher Tools und Methoden ich mein Unternehmen finanziere", warnt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat.

„Unsere Studie verdeutlicht, dass Big Data zwar bisher noch von einem eher kleinen Teil des industriellen Mittelstands für die Liquiditätsplanung genutzt wird“, fasst Dr. Daniel Bartsch die Ergebnisse zusammen. „Der Trend zur Industrie 4.0 verlangt dem Mittelstand nicht nur Investitionen in neue Produktionstechnologie ab, sondern auch in neue Software zur Steuerung der Unternehmen oder zur Unterstützung bei Finanzierungsentscheidungen“, so Bartsch weiter. Sein Rat: „Da Banken häufig bei der Finanzierung solcher Investitionen zögern, sollten die Unternehmen neben der klassischen Kreditvergabe auch neue, alternative Finanzierungswege in den Blick nehmen.“ (ahu)

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