Berenberg: Risse unter der Oberfläche
23.05.2023
Instone hat bekannt gegeben, zu welchem Preis die Aktien des Unternehmens an der Börse platziert werden / Foto: © eyetronic - stock.adobe.com
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei Berenberg, kommentiert die aktuellen Entwicklungen an den Märkten. Er erkennt Risse bei der jüngsten Aktienmarktrallye.
Aktueller Marktkommentar
Aktien haben die Hoffnungen auf eine zeitnahe Einigung im US-Schuldenstreit gefeiert. Der S&P 500 handelt mit einem KGV von 19 nun deutlich über seinem langfristigen durchschnittlichen Bewertungsniveau. Der DAX markierte letzten Freitag ein neues Allzeithoch, während japanische Aktienindizes das höchste Niveau seit 1990 erreichten. Die Anleihe- und Rohstoffmärkte sind hingegen deutlich skeptischer. Viele Zinsstrukturkurven sind invertiert und es werden 200Bp an US-Zinssenkungen bis Ende nächsten Jahres eingepreist, während Energierohstoffe und Industriemetalle deutlich gefallen sind. Der US-Dollar hat als sicherer Hafen zuletzt sogar seine YTD-Verluste nahezu aufgeholt. Die Aktienmärkte sind oberflächlich betrachtet also deutlich optimistischer als andere Anlageklassen. Unter der Oberfläche zeichnen sich aber auch dort Risse ab – Zykliker, Small Caps und Value-Titel haben an der Rallye kaum partizipiert, die primär von Tech-Titeln und Mega-Caps getragen wurde. Die spannende Frage bleibt, welcher Markt hat recht.
Kurzfristiger Ausblick
Im Fokus der Märkte dürfte in den nächsten zwei Wochen die
Verhandlungen zur US-Schuldenobergrenze zwischen Demokraten und Republikaner
sein. Zentralbanken tagen erst wieder ab Mitte Juni und die Q2-Berichtssaison
geht erst ab Mitte Juli richtig los.
Diesen Dienstag stehen die vorläufigen
Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes und der
Dienstleistungsindustrie (S&P, Mai) für Europa und die USA an. Am Mittwoch
folgen die Inflationsdaten (Apr.) für Großbritannien und der
ifo-Geschäftsklimaindex (Mai) für Deutschland. Das französische Geschäftsklima
(Mai) folgt am Donnerstag und am Freitag werden die Einkommen und Ausgaben der
US-Haushalte (Apr.) sowie die US-Auftragseingänge (Apr.) veröffentlicht. In der
Folgewoche stehen der ISM-Index (Mai) für die USA, das US-Verbrauchervertrauen
(Mai), die US-Arbeitsmarktdaten (Mai), die europäischen Inflationsdaten (Mai)
und die deutschen Einzelhandelsumsätze (Apr.) an. (ah)