Beratung als Qualitätsfaktor

19.12.2022

Elina Satschek - Foto: © ESFin GmbH, Gesellschaft für individuelle Finanzplanung

Die Finanzbranche ist sehr männlich geprägt. Doch es gibt Frauen, die das Know-how, den Mut und Courage besitzen, sich durchzusetzen und in diesem Metier Fuß zu fassen. finanzwelt sprach mit Elina Satschek, Geschäftsführerin der ESFin GmbH, Gesellschaft für individuelle Finanzplanung.

finanzwelt: Frau Satschek, Sie stehen der ESFin vor. Bitte umreißen Sie Ihr Geschäftsfeld. Elina Satschek: Gerne. Die ESFin GmbH - Gesellschaft für individuelle Finanzplanung fokussiert sich auf eine maßgeschneiderte Konzeptionierung der Finanzangelegenheiten ihrer Kunden. Priorität hat dabei, Mehrwerte zu generieren. Das bedeutet: Mehr Wissensvermittlung, mehr Auswahl und ganzheitliche Lösungen, mehr finanzmathematische und strukturierte Herangehensweisen und mehr Kommunikation auf Augenhöhe. Jeder Mensch hat seine Werte, Wünsche und Vorstellungen für sein Leben. Diese sind unausweichlich an Geld gekoppelt. Lassen Sie uns einige Beispiele anschauen.

Ob sie einen Grundstein für die finanzielle Zukunft Ihrer Kinder legen, Ihren Traum vom Haus verwirklichen, für einen selbstbestimmten Ruhestand sorgen möchten oder sich in der Erntephase des Lebens überlegen, wie sie steueroptimiert Geld an die nächste Generation übertragen möchten. In jeder dieser Lebensphasen benötigen Sie „finanzielle Freiheit“ und wir erachten es als unsere Aufgabe, den Kunden mit individuellen Konzepten jederzeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

finanzwelt: Sie blicken bereits auf einige Erfahrungen im Finanzbusiness zurück. Was war rückblickend Ihr erster Zugang? Satschek: Eine klassische Bankausbildung hat mir den Zugang zur Finanzbranche geebnet. Der Beweggrund für den Weg in die Finanzbranche ist die Freude daran, Menschen in die Selbstbestimmung ihrer Finanzen zu begleiten und zu unterstützen, ihre Träume und Wünsche erreichbar zu machen. Ich bin überzeugt, dass wir alle eine Aufgabe in unserem Leben haben: Anderen Menschen mit unseren Talenten und unserem Wissen zu helfen! Dadurch erleichtern wir uns alle das Leben.

Einige Worte zu meiner Person: Vor der Gründung der ESFin GmbH habe ich 10 Jahre als Kundenberaterin in einer mittelständigen Genossenschaftsbank gearbeitet. Angefangen mit Service- über Privatkunden hin zu vermögenden Kunden wurden mir recht schnell immer größere Vermögenswerte anvertraut. Vertrauen bedeutet auch Verantwortung. Das ist wichtig. Doch ab einem gewissen Punkt konnte ich, u.a. durch ein beschränktes Produktangebot, weder dem Qualitätsanspruch für meine Beratung gerecht werden noch Kunden eine objektive Analyse und die bestmögliche Lösung für Ihre Ziele ermöglichen. Das war sozusagen der Auslöser und zugleich Grundstein meiner Selbstständigkeit. Nun kann ich kundenzentriert und ohne Druck beraten und das Beste für meine Kunden herausholen.

finanzwelt: Was bedeutet nunmehr Selbstständigkeit für Sie? Satschek: Ich denke, das Gefühl der Dankbarkeit trifft es vortrefflich. Wenn ich aus einem Kundengespräch rausgehe und weiß, das "Finanzleben" meiner Kunden zumindest vereinfacht zu haben. Das einerseits durch die Vermittlung von Finanzwissen als auch andererseits durch das Herausarbeiten lebensbegleitender Konzepte, die ich individuell erstelle. Kundenzentrierung ist das höchste Gut – keine Standardlösungen. Zugleich ist es mitunter auch als ein Ansporn an die Industrie zu verstehen, ihre Produkte stetig zu verbessern. Sie möchten auch nicht in ein Bücherladen gehen, der nur Bücher von einem Autor anbietet, sondern die Auswahl vieler Autoren hat und am besten noch jemanden, der Ihnen nach einem kurzen Austausch genau das Buch empfiehlt, was Sie suchen.

finanzwelt: Finanzanlagen werden nach wie vor als dröges Thema abgestempelt. An welchen Stellschrauben gilt es zu drehen? Satschek: Da muss ich doch ein wenig schmunzeln, denn wie können Finanzanlagen dröge sein, wenn Geld bei vielen Menschen so eine Faszination auslöst? Aber ja, an Ihrer Aussage ist etwas dran. Schuld sind in erster Linie die zahlreichen Regulierungen und Richtlinien, die aber zugegebenermaßen zum Wohle der Anleger sind und ihre Existenzberechtigung haben. Aber da gibt es noch die andere Seite.

Und an dieser Stelle sind wir Berater entscheidend gefragt: Wie können wir dieses Thema gerade der jüngeren Generation näherbringen? Wie können wir es erlebbar oder greifbar machen? Darauf gilt es plausible Antworten zu finden.

Es reicht eben einfach nicht mehr, nur die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen oder irgendwelche Kennzahlen zu berechnen. Der Anleger möchte abgeholt werden, er möchte in seiner Lebenssituation passgenau beraten werden. In Zeiten sozialer Medien, Kontrollmöglichkeiten in Echtzeit und Überflutung von Informationen sollten wir Berater dies als veritable Chance erkennen. Denn Angebote gibt es auf dem Smartphone wie Sand am Meer. Wir hingegen können uns als Qualitätsfaktor positionieren – zum langfristigen Wohl des Anlegers.

finanzwelt: 2022 war sehr herausfordernd. Was bleibt zurück? Welches Fazit ziehen Sie? Satschek: Zunächst einmal war 2022 aus menschlicher Sicht ein äußerst tragisches Jahr. Wir erleben – unerwartet – den mittlerweile siebten Krieg seit dem Fall des Eisernen Vorhanges auf europäischem Boden. Das ging auch am Kapitalmarkt nicht folgenlos vorbei; im Gegenteil. Und erschwerend kommt hinzu, dass mehrere Faktoren zusammenkommen, die das Handeln nicht einfach erscheinen lassen. Der Krieg hat Sanktionen und Gegensanktionen zur Folge wie beispielsweise im Energiebereich. Vor dem Hintergrund gestörter Lieferketten, pandemiebedingter BIP-Rückgänge ist dies wahrlich eine explosive Situation, insbesondere mit Blick nach vorne.

Mein Fazit: Börsen lassen sich nicht vorhersagen. Aber mit aktivem Portfolio-Management können Risiken minimiert und Renditechancen insbesondere in schwierigen Phasen identifiziert werden. Die Zahlen bestätigen das: Nicht jede Anlageklasse hat dieses Jahr negativ abgeschlossen.

finanzwelt: Der Blick nach vorne – was erhoffen Sie sich von 2023; wo sehen Sie aktuell auf den Kapitalmärkten attraktive Chance-Risiko-Potenziale? Satschek: 2023 wird, von meinem Standpunkt aus, ein noch schwierigeres, herausforderndes Jahr. Ich befürchte, dass wir in eine deutlich ausgeprägte Rezession steuern. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon liegt in der Zinspolitik der EZB. So sehr Zinsanhebungen notwendig sind, so sehr würgen sie auch das zarte Pflänzchen des Post-Corona Wirtschaftswachstums ab. Das ist eben das Dilemma der EZB. Denn machen wir uns nichts vor: Die Gründe für die Inflation entziehen sich dem Gravitationsfeld der EZB. Ein weiterer Grund liegt in den Folgen der Energiepreisschocks. Auf der privaten Seite werden wir einen starken Konsumrückgang sehen und auf der Produzentenseite werden die hohen Energiepreise, kurzfristig zumindest, die Produktion verteuern und damit auch die Absätze nach unten drücken. Ein Teufelskreis.

Für Anleger bedeutet diese Herausforderung, auf aktives Portfolio-Management zu setzen, um auch in solchen Phasen gezielt Renditemöglichkeiten zu identifizieren. Eine davon ist beispielsweise das Thema Dividenden bzw. auf qualitativ hochwertige Unternehmen zu setzen, die auch in inflationären Zeiten wachsen können. Ein weiteres Thema werden sicherlich die USA sein. Diese sind weitestgehend energieautark und haben daher gegenüber Europa einen Wettbewerbsvorteil. Last but not least; steigende Zinsen lassen Anleihen wieder in den Fokus rücken. (ah)