Bekanntes und Neues

20.12.2019

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Vorsichtig optimistisch / Interview

Die Politik legt die Rahmenbedingungen fest, auf deren Basis (erfolgreiches) Wirtschaften und Handeln möglich ist. Und eigentlich sollten die Handlungsakteure in Berlin und anderswo klug genug sein, um das „Richtige“ zu tun und möglichen Schaden abzuwenden. Stichwort: Finanztransaktionsteuer. finanzwelt bat hierzu Frank Huttel, Prokurist/Leiter Portfoliomanagement FiNet Asset Management AG, um eine Einschätzung und seinen Ausblick auf die kommenden Monate.

finanzwelt: Das ablaufende Jahr war wiederum geprägt von einer schwierigen Gemengelage und politischer Brisanz. Welches (Zwischen-)Fazit ziehen Sie für 2019? Welches Szenario erwarten Sie für 2020? Frank Huttel» Das Jahr 2019 hat sich bis jetzt erstaunlich gut entwickelt, und das trotz Brexit, Handelsstreit, Wahlen, Rezessionsängsten und vielen anderen Dingen. Hätte das einer am Jahresende 2018 zu mir gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber zum Glück kam es anders und die Verluste von 2018 waren schnell aufgeholt. Und da sich derzeit anscheinend einige Dinge nachhaltig zum Besseren ändern und wir vorerst wahrscheinlich nicht in eine Rezession abdriften, bin ich für die nächsten sechs Monate hinsichtlich der Risikoassets sehr optimistisch.

finanzwelt: Eines der großen Themen dieses Jahres war „Nachhaltiges Investieren“. Ist dieses Sujet bei Beratern als auch bei Anlegern sozusagen gesetzt und gewinnt mehr an Bedeutung? Huttel» Wir sind große Befürworter des nachhaltigen Investierens. Wobei das viele Marktteilnehmer noch mit „grün“ verwechseln. Es ist gut, dass ESG verpflichtend wird, aber wir gehen viel weiter. Wir sind große Unterstützer der 17 UN SDGs (Nachhaltigkeitsziele) und sehen uns als Impact Investoren. Aber in der Breite wird Nachhaltigkeit bei vielen Beratern – und Investmentgesellschaften – noch sehr oft in Frage gestellt. Ich denke, das ist fahrlässig. Anstatt dogmatisch zu sein, sollte man das Thema positiv angehen und nicht diskreditieren. Viele haben noch nicht verstanden, dass echtes nachhaltiges Investieren Risikomanagement ist. Um es zusammenfassen – es liegt noch viel Arbeit vor uns.

finanzwelt: Trotz mancher positiver Zahlen hat die Aktienkultur es hierzulande schwer. Könnten/müssten wir vom Ausland lernen? Wie bewerten Sie in diesem Kontext die Steuerpläne des BMF und das Vorhaben der Einführung der Finanztransaktionsteuer? Huttel» Es wäre schön, wenn wir zum Beispiel von den Holländern oder anderen Ländern lernen würden und die kapitalgedeckte Altersvorsorge mit Aktien ausbauen würden. Aber jeder Vorschlag in dieser Hinsicht wurde bis jetzt abgeschmettert. Aktienanlage ist ja Zockerei! Dagegen ist mit Fakten nicht anzukommen – noch nicht. Vielleicht hat der Bürgerfonds eine Chance, aber nur wenn er gut gemacht ist – breit und global gestreut und ohne Dogmen. Vielleicht wachen aber auch bald die kleinen, ganz normalen Kunden nach Einführung des Negativzinses auf das Girokonto endlich auf und beginnen (nachhaltig) zu investieren. Aber alle, die dies tun, werden durch die Transaktionssteuer bestraft. Das ist extrem kontraproduktiv. Denn eine langfristige Altersvorsorge kann ein Instrument sein, Altersarmut vorzubeugen.