BDV: Verbraucherschutz oder ideologische Kostenregulierung?

15.10.2024

Foto: Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV © DVAG

Wohlverhaltensaufsicht der BaFin als „Blaupause“?

Die BaFin wendet im Rahmen einer Wohlverhaltensaufsicht über Versicherungsunternehmen (Merkblatt 01/2023) Prinzipien des Value for Money bereits in der Praxis an. Unbenommen der Frage, ob es sinnvoll ist, dass die BaFin Vorgaben aus der EU nicht abgewartet hat und deshalb möglicherweise das Merkblatt revidieren muss, lohnt sich ein Blick in dieses. Darin wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass bei der Feststellung des Nutzens eines Versicherungsanlageproduktes eine Gesamtsicht erforderlich ist, bei der neben einem Renditeziel und Benchmarks für Kosten auch die Absicherung biometrischer Risiken, vertragliche Optionen und der Kundenservice zu berücksichtigen sind. Versicherer haben so im Rahmen des Produktfreigabeverfahrens die Möglichkeit, Kosten mit entsprechenden Leistungsnachweisen zu legitimieren. Nach Ansicht des BDV sollten sich diese Sichtweise und Aufsichtspraxis der BaFin im Rahmen des Trilogs zur RIS durchsetzen.

Warum nur und immer die Abschlusskosten?

Wie ein roter Faden durchzieht die RIS, aber auch die Wohlverhaltensaufsicht der BaFin, der Fokus auf die Abschlusskosten, wenn es um Kosten und Rendite geht. „Allein die Tatsache, dass die EU-Kommission anfangs mit dem Argument eines verbesserten „Value for Money“ Provisionen als renditemindernde Kostentreiber einstufte und damit implizit einer persönlichen Beratung und persönlichem Service vor Ort jegliche Werthaltigkeit abspricht, zeugt entweder von blanker Unkenntnis über die Arbeit der Berater oder ist Ideologie. Man muss den Eindruck gewinnen, dass die gesamte RIS in erster Linie ein zugegebenermaßen geschickt gemachter Generalangriff auf die Berater der Finanzbranche ist“, kritisiert Dr. Lach.

Leider richtet auch die BaFin den Blick vor allem auf die Abschlusskosten. Hier stellt sich die Frage, warum nicht anderen Kostenarten, die im Zweifel deutlich höher sein können, vergleichbares Augenmerk geschenkt wird? Niemand kritisiert die Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter eines Versicherers oder die Dividendenzahlungen an die Aktionäre, obwohl natürlich auch dies Kosten sind, die auf die Rendite wirken. Der BDV-Vorsitzende ergänzt: „Es wäre viel gewonnen, wenn endlich die Regulierungsflut ein Ende hat. Über die damit verbundenen Kosten und Renditeeffekte will niemand diskutieren. Spätestens damit ist der primär ideologische Fokus der RIS entlarvt“.

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