Baufinanzierer im Stimmungstief
14.11.2019
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Obwohl bezüglich des Marktvolumens keine Probleme befürchtet werden, ist die Stimmung der Anbieter von Baufinanzierungen derzeit historisch schlecht. Die Gründe hierfür sind vor allem politischer Natur.
Das BF.Quartalsbarometer liegt im vierten Quartal 2019 auf dem schlechtesten Wert seit 2012: Mit minus 4,41 Punkten ist es gegenüber dem Vorquartal um weitere 1,3 Punkte zurückgegangen. Wesentliche Gründe für das Rekordtief sind einerseits eine restriktivere Marktentwicklung, die von 21 % der Befragten erwartet wird, ein deutlicher Anstieg um 17,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Zum anderen schätzen nur noch 17,6 % der befragten Institute den Markt als progressiv ein, ein Rückgang um 10,5 Prozentpunkte gegenüber dem dritten Quartal. 26 % der Institute sind zudem der Meinung, dass die Liquiditätskosten steigen werden, ein Anstieg um 6,5 Prozentpunkte gegenüber dem dritten Quartal.
Immerhin: Die Entwicklung der Margen im vierten Quartal weist auf keine deutlich verschlechterte Situation hin. So stiegen die Bestandsmargen um 8 Basispunkte auf 127 Basispunkte, während die Projektentwicklungsmargen sich um 2 Basispunkte auf 201 Basispunkte verschlechterten. Zudem ist der Loan-to-Value um 1,3 Prozentpunkte zurückgegangen liegt mit 69,6 % erstmals seit dem ersten Quartal wieder höher als im Vorquartal. Der durchschnittliche LTC beträgt 72,5 %, 0,5 Prozentpunkte weniger als im Vorquartal.
„Der Grund für den Pessimismus der Finanzierer ist nicht leicht auszumachen. Die wahrscheinlichste Ursache liegt in den verhaltenen Konjunkturaussichten“, erläutert Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls Immobilienfinanzierung an der IREBS und wissenschaftlicher Berater des BF. Quartalsbarometers. Das zeigt sich auch im BF.Quartalsbarometer, in dem die befragten Institute eine Rezession deutlich ernster nehmen als einen möglichen Zinsanstieg. „Der neue Tiefstwert spiegelt die Verunsicherungen der Umfrageteilnehmer wider sowie eine weitere Abschwächung der Weltwirtschaft durch Handelskonflikte und Brexit. Das Finanzierungsvolumen im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung ist aber weiterhin stabil. Insofern gibt es zumindest bei der erwarteten Kreditvergabe keine Anzeichen für einen Einbruch. Aber mehr oder konstantes Volumen allein bedeutet noch kein gutes Geschäft. Da die Margen durch den anhaltend hohen Wettbewerb weiterhin unter Druck bleiben, das Risiko aber eher zunimmt, steht der Gewinn immer weniger in einem gesunden Verhältnis zum Risiko“, so Sebastian weiter.
„Der aktuelle Barometerwert verdeutlicht eher die Sorge vor der künftigen Marktentwicklung, nicht so sehr die aktuelle Situation auf dem Markt. Wir hören derzeit von vielen Finanzinstituten, dass der Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung gute Erträge generiert“, ergänzt Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG. (ahu)