Banken unter Druck

20.10.2016

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Aufgrund verschärfter Regulierungen wird die Eigenkapitalrendite der Banken deutlich reduziert, während der Kapitalbedarf steigt. Durch sinkende Erträge geraten die Banken zusätzlich in Zugzwang.

Im bislang für die Banken so hochprofitablen Kapitalmarktgeschäft sorgen die weltweit verschärften Regulierung dafür, dass die Eigenkapitalrendite der Banken teilweise dramatisch sinkt. So ist die Rendite in einzelnen Produktgruppen auf weniger als fünf Prozent zusammengeschmolzen und liegt damit weit unter den Eigenkapitalkosten. Zu diesen Ergebnissen kommt die internationalen Managerberartung Bain & Company in ihrer Studie "Mehr Regeln, weniger Rendite: Wie Banken im Kapitalmarktgeschäft gegensteuern". Eine verschärfte Regulierung  führt demnach dazu, dass die Eigenkapitalrendite beispielsweise bei Währungen auf 4 bis 7 Prozent fällt – von derzeit 10 bis 15 Prozent. Bei Rohstoffen sind es 5 bis 7 Prozent nach bislang 15 bis 20 Prozent. Ebenfalls zu deutlichen Rückgängen kommt es in den traditionell besonders ertragsstarken Bereichen, dem Handel mit Anleihen und Aktien.

Der Renditeverfall resultiert aus höherer Eigenkapitalanforderung und den Mindestliquiditätsqouten, niedriger Verschuldungsquote und Einschränkungen bei kurzfristiger Refinanzierung. Gerade bei Anleihen-, Rohstoff-, Währungs- und Aktiengeschäften müssen die Banken zum Teil erheblich mehr Eigenkapital als bisher vorenthalten. "Seit 2008 hat sich der Kapitalbedarf verdoppelt", so Robert Grübner, Bain-Partner und Autor der Studie. „Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.“ Zusätzliche Regulierungen wie die neuen Vorschriften zum Handelsbuch (FRTB) werden die Kapitalanforderungen bis 2020 noch einmal um ein Drittel erhöhen. „Die Banken müssen gegensteuern“, betont Grübner. „Ansonsten drohen ihnen zum Teil erhebliche Verluste bei weiter zunehmender Kapitalbindung.“

Erträge gehen in den ersten drei Monaten 2016 um 23 Prozent zurück

Je stärkte die Erträge auf breiter Front sind, desto höher ist der Handlungsbedarf. So fielen die Erträge im ersten Quartal 2016, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, um 23 Prozent auf 54 Milliarden US-Dollar. Vor allem das einst dominierende Rentengeschäft setzte seine Talfahrt dabei fort. Seit 2009 haben sich in diesem Bereich die Erträge nahezu halbiert. Auch das lange erfolgsverwöhnte und immer noch renditestarke Investment-Banking geriet dieses Jahr unter Druck. Die weltweiten Erträge schrumpften im ersten Quartal gemessen am Vorjahreszeitraum um 27 Prozent.

Der rückläufige Markt und die dauerhaft verschärfte Regulierung zwingen die Banken zum Handeln. Bain hat fünf Stellhebel für eine höhere Profitabilität erarbeitet:

  1. Strategischer Fokus. Banken müssen sich auf Kunden- und Produktgruppen konzentrieren, in denen sie über einen belastbaren Wettbewerbsvorsprung verfügen. Eine solche Fokussierung kann weit mehr als 50 Prozent des bestehenden Portfolios infrage stellen.
  2. Radikale Vereinfachung und Verbesserung der Effizienz. Um die operative Effizienz zu erhöhen, gilt es für Banken, ihre bestehenden Betriebsmodelle, Infrastrukturen und Prozesse radikal zu vereinfachen. Nur so lassen sich die Kosten im erforderlichen Umfang senken. Bei vielen Instituten sind Einsparungen von 30 bis 50 Prozent notwendig.
  3. Neuausrichtung von Organisation, Recruiting und Vergütung. Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse neuer Talente und strategisch bedeutsamer Kunden. Im Rahmen der Vergütung sollte demzufolge nicht länger das Eingehen kurzfristiger Risiken belohnt werden. Anreize verdienen vielmehr Leistungsträger, die langfristig im Sinne der Kunden handeln.
  4. Effektives Ressourcenmanagement. Die knappen Ressourcen sollten für die profitabelsten Kunden- und Produktsegmente eingesetzt werden. Gleichzeitig müssen Banken ihre Risiko- und Kapitalmodelle ebenso wie ihre Organisation und Prozesse an die neuen Regelwerke anpassen – mit dem Ziel, auf diese Weise mehr als die Hälfte der notwendigen Renditesteigerung zu erreichen.
  5. Vernetzung mit Partnern. Banken müssen ihr Betriebsmodell neu gestalten und mit den passenden Partnern zusammenarbeiten. So lassen sich Skalenvorteile erzielen und die Digitalisierung beschleunigen. Solche Kooperationen sind für viele Banken die Alternative zum Rückzug aus ganzen Geschäftsfeldern.

„Im Zuge der neuen Regulierung können die Banken mit zahlreichen Kunden, mit denen sie heute handeln, keine profitablen Geschäftsbeziehungen mehr aufrechterhalten“, betont Dr. Jan Alexander Huber, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. Daher müsse es den Instituten gelingen, mit der richtigen Strategie auch weiterhin die Kapitalkosten zu verdienen und auskömmliche Rendite zu erwirtschaften. Ansonsten sind sie eher früher als später gezwungen, den Markt zu verlassen. „Fakt aber ist, dass Unternehmen und Investoren auch in Zukunft professionelle Unterstützung bei ihren Kapitalmarktgeschäften brauchen“, stellt Huber fest. „Die Banken müssen deshalb einen Weg finden, wie sie diesen Bedarf in einem neuen Umfeld effizient und profitabel erfüllen können.“ (ah)

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