Bank of Japan: Zinserhöhung und Stockpicking
27.01.2025
Junichi Inoue. Foto: @ Janus Henderson Investors
Der japanische Verbraucherpreisindex (VPI) steigt weiter über das von der Bank of Japan (BoJ) festgelegte Inflationsziel von 2 %. Laut dem aktuellen Bericht der Zentralbank über die Aussichten für Wirtschaftstätigkeit und Preise dürfte der VPI in dem im März 2025 endenden Fiskaljahr 2,7 %, in dem im März 2026 endenden Fiskaljahr 2,4 % und in dem im März 2027 endenden Fiskaljahr 2,0 % betragen. Damit hat die Zentralbank ihre Prognosen für die nächsten Jahre angehoben, wobei sie jeweils das BoJ-Ziel übertreffen.
Dies hat die BoJ veranlasst, aktuell ihre dritte Zinserhöhung in diesem Zyklus anzukündigen und den Leitzins von 0,25 % auf 0,5 % zu erhöhen. Obwohl der Ton der Pressekonferenz neutral war, bleibt die Zentralbankpolitik im Vergleich zur potenziellen Wachstumsrate und Inflationsrate deutlich akkommodierend. Gouverneur Ueda erklärte, er beabsichtige, die Zinssätze vorbehaltlich günstiger Wirtschaftsdaten und Risikobewertungen weiter anzuheben, bis der neutrale Zinssatz erreicht sei, der zwischen 1,0 % und 2,5 % liegen dürfte.
Die Entscheidung, die Zinsen im Dezember letzten Jahres nicht anzuheben, schien im Widerspruch zu früheren Erklärungen des Gouverneurs zu stehen. Auch wenn die Gründe für diese Inkonsistenz noch unklar sind, ist es wahrscheinlich, dass der Zeitpunkt im Januar dieses Jahres – sechs Monate nach der letzten Zinserhöhung – als akzeptableres, gemäßigteres Tempo gilt. Der nächste Zinserhöhungskonsens wird wahrscheinlich entweder auf der kommenden geldpolitischen Sitzung im Juli oder im September erfolgen.
Die Auswirkungen auf den Aktienmarkt sind überwiegend positiv. Es zeichnet sich ein Konsens über die Erwartung weiter steigender Preise ab, was die Unternehmen dazu veranlassen dürfte, ihre Investitionen nicht länger aufzuschieben, und die Verbraucher, ihre Kaufentscheidungen zu treffen. Zusammengenommen wird dies die Inlandsnachfrage weiter ankurbeln.
Was die jährlichen Lohnerhöhungen in Japan betrifft, so scheinen die Unternehmen ähnliche oder leicht höhere Lohnerhöhungen als im letzten Jahr in Betracht zu ziehen. Viele Unternehmen erwägen erhebliche Erhöhungen für jüngere Arbeitnehmer, was seit vielen Jahren nicht mehr der Fall war. Dies ist ein sehr ermutigendes Zeichen, das zu aktiverem Konsum unter der jüngeren Generation führen sollte, die eine höhere Konsumneigung hat.
Während die Zinserhöhungen den Gewinnen des Bankensektors zugutekommen, ist das Gegenteil der Fall für die Unternehmen, die empfindlicher auf höhere Zinssätze reagieren. Steigende Zinssätze und Preise führen dazu, dass Unternehmen mit geringen Gewinnen und Fusionen, von denen viele hoch verschuldet sind, aufgeben.
Jetzt, da Preiserhöhungen und eine leichte Inflation nach Jahren der Deflation und der schlechten Stimmung akzeptabler werden, können die Unternehmen ihre Preissetzungsmacht und ihre Gewinnspannen erhöhen, während die höheren Finanzierungskosten den Kosten- und Schuldenabbau vorantreiben werden. Zusammengenommen werden diese Faktoren letztlich zu einer allgemeinen Verbesserung der Marktprofitabilität und der Kapitalrendite für japanische Anleger führen.
Unseres Erachtens ist der Zinsanstieg auf den höchsten Stand seit 17 Jahren ein Indikator dafür, dass weitere positive Veränderungen zu erwarten sind, was die Chancen für Stockpicking erhöht.
Marktkommentar von Junichi Inoue, Head of Japanese Equities, Janus Henderson Investors.