Ausschreibungsplattform 2.0 - Schnittstelle zwischen Vermittler und Versicherer

25.10.2021

Mathias Berg, CInsO Thinksurance GmbH / Foto: © Thinksurance GmbH

Die Versicherungswirtschaft gilt allgemein nicht als sonderlich innovativ und als wenig anpassungsfähig – das Geschäft gilt vielmehr als konservativ, ist teils schwer verständlich und lebt vom Vertrauen der Kunden. Gleichzeitig wird die zunehmende Digitalisierung die Versicherungsbranche weiter verändern und Prozesse automatisieren. Digitale Helfer wie die Thinksurance-Plattform optimieren dabei gezielt Ausschreibungsprozesse, um die Abwicklung von komplexen Risiken effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten.

Tarifrechner sind im Gewerbegeschäft mittlerweile ein etablierter und geschätzter Weg, um für Unternehmen passende Deckungen zu finden. Sie allein stellen allerdings keine ganzheitliche Lösung dar, denn bei rund einem Drittel der der Anfragen in der Gewerbe- und bei der Mehrheit der Anfragen in der Industrieversicherung bedarf es eines anderen Angangs: Hier wird das Risiko auf Versichererseite durch einen Underwriter bewertet und von ihm bzw. ihr entschieden, ob und zu welchen Konditionen das Risiko gezeichnet wird – typischerweise per Excel und/oder in separaten, von Tarifrechnern losgelösten Systemen.

Die Kommunikation hierbei findet häufig unstrukturiert per E-Mail statt und Angebote können kaum übersichtlich verglichen, beantragt und im Verwaltungsprogramm dokumentiert werden. Bisher fehlte es also an einer Lösung, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Einer Lösung, die der individuellen Risikosituation von Unternehmen Rechnung trägt, die die größtmögliche Auswahl und Transparenz schafft, die Rechner- und Anfragewelten verbindet , die aus den Erfahrungen bei Anfragen lernt und die mit anderen Systemen im Sinne eines Datenaustauschs kommuniziert und damit Doppelarbeiten vermeidet.

Erfolgsfaktor: „community-based learning“ – mittlerweile auf Basis von über 200.000 Ausschreibungen

Als erstes Unternehmen haben wir bei Thinksurance eine intelligente Plattform entwickelt, über die ich alle am Markt befindlichen Risiken eindecken kann. Es handelt sich um einen Prozess, der Tarifrechner (API-Underwriting) und manuelle Anfragen (Case-Underwriting) in einem Workflow verbindet – der entscheidende Faktor für eine User Experience ohne lose Enden. Denn wer kann schon zu Beginn einer Beratung vorhersagen, ob das Risiko in das API- oder das Case-Underwriting fällt? Der Nutzer startet unabhängig von der Frage, wie komplex das Risiko ist, mit einer dynamischen Risikoerfassung. Auf dieser Basis evaluiert das System, ob die Anfrage in das API- oder in das Case-Underwriting geht. Ist letzteres der Fall, ergänzt der Vermittler die Anfrage um weitere, für die Versicherer wichtigen Daten. Anschließend empfiehlt das System zur Anfrage passende Versicherer.

Diese Empfehlung basiert auf Einstellungen und Erfahrung. Einstellungen umfassen die für den Versicherer hinterlegten Kriterien zu angebotenen Sparten, versicherten Tätigkeiten je Sparte sowie Annahmerichtlinien. Versicherer werden diese künftig selbstständig und live anpassen und so ihren Risikoappetit steuern können. Spannend sind jedoch die Erfahrungen: Hier sprechen wir vom „community-based learning“. Dabei prüft das System automatisch alle Underwriting- Entscheidungen bei vergangenen Risiken und gibt eine Prognose dazu ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Versicherer das spezifische Risiko (z. B. Betriebshaftpflicht eines Schreiners mit Vorschäden) annimmt. So profitieren Vermittler vom Wissen der gesamten Community. Dabei greift das System bereits auf über 200.000 Ausschreibungen zurück – und durch die rege Nachfrage der Ausschreibungsplattform werden es täglich mehr. Diese Größen sind auch diejenigen Datenpunkte, die bereits in das „community-based learning“ einfließen und künftig einfließen werden.

Optimierte Prozesse für beste Performance

Das Ergebnis ist, dass der Vermittler eine informierte Entscheidung darüber treffen kann, bei welchen Versicherern er die Anfrage platzieren möchte. Damit sinkt die Absagequote entscheidend. Darüber hinaus steigt die Effizienz des Ausschreibungsprozesses: Kostete es ihn zuvor drei bis vier Stunden, um eine Ausschreibung für einen mittelgroßen Betrieb am Markt zu platzieren, gelingt es ihnen mit unserem Prozess nun in weit unter einer Stunde. Und nach Versand der Anfrage vergehen im Mittel ein bis zwei Tage bis zu einem Angebot – ein Versprechen, das bereits zahlreiche Versicherer abgeben. Das sorgt für höhere Kundenzufriedenheit.

Auch Produktgeber profitieren: Diese erhalten alle für die Bearbeitung relevanten Daten von Beginn an und können ohne Verzögerungen in die Angebotserstellung übergehen. Sollten dennoch Rückfragen bestehen, können sich die Versicherer direkt via Chat-Funktion an die Vermittler richten und die Informationen zügig einholen. Insgesamt entsteht so ein komplett digitaler und intelligenter Prozess, der für Vermittler ebenso wie für Versicherer doppelte und insbesondere manuelle Arbeitsschritte ausschließt. Es bleibt allen Beteiligten mehr Zeit für das Wesentliche.

Die Ausschreibungsplattform hat nicht nur einen bisher ungedeckten Bedarf adressiert, sondern sich innerhalb kürzester Zeit zu einem stark nachgefragten Tool entwickelt. Sie setzt neue Standards, wie komplexe Risiken digital, effizient und transparent versichert werden können. Zudem sind bereits weitere Evolutionsstufen geplant, zum Beispiel eine noch tiefere Integration in die Versicherersysteme, um Angebote unmittelbar in ihr Bestandssystem zu überführen und Policen nahtlos zu erstellen, oder die Anreicherung des „community-based learnings“ um qualitative Aspekte wie Time Performance und Sentiment bei eventuellen Rückfragen. Die Thinksurance Beratungsplattform fungiert damit als Nahtstelle zwischen den Maklern und den Versicherern – eben auch bei den Ausschreibungen. Mit unserer neuen Ausschreibungsplattform haben wir schon jetzt die Prozesse eindeutiger und effizienter für alle Akteure gestaltet.

Gastbeitrag von Mathias Berg, CInsO, Thinksurance GmbH