Augen auf bei Nachhaltigkeitsstrategien
15.04.2022
Jan Rabe - Foto: © Metzler
„Was hat die nachhaltige Ausrichtung der Kapitalanlage gebracht?“, fragen sich Anleger jedes Quartal aufs Neue. Zufriedenstellend lässt sich diese Frage nur beantworten, wenn man Nachhaltigkeitspräferenzen in numerische Größen überführt und diese dann differenziert analysiert. Legt man den Konsens globaler Asset-Manager zugrunde und untersucht, wie diese Nachhaltigkeit in Portfolios umsetzen, stechen vier Strategien heraus: Best-in-Class, Negativlisten, Impact sowie die Konformität gegenüber den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs, Sustainable Development Goals) und dem 2-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaschutzabkommen. Wir ermitteln im ESG:tracker die Renditen dieser Strategien und ordnen die Ergebnisse vierteljährlich in das Marktgeschehen ein.
Die Ergebnisse auf einen Blick
- „Best-in-Class“ baut Gewinne aus: Titel mit höchsten ESG-Ratings setzten sich innerhalb ihrer Branchen von deren Nachzüglern ab (im Vergleich zum Vorquartal Q4/2021 um +6 %-Pkt.). Die Differenzierung nach der Veränderungsrate von ESG-Ratings (Momentum) fiel hingegen leicht zurück.
- „Impact“ als Krisengewinner: Titel, deren Umsätze mit hohen, positiven Effekten auf Umwelt (+5 %-Pkt.) und Gesellschaft (+8 %-Pkt.) assoziiert werden, entwickelten sich besser als der Markt.
- Klumpenrisiko CO2-intensiver Titel: Strategien, die Energie- und Grundstoffbranchen mieden, verbuchten hohe Verluste. Dies betraf Negativlisten, die Titel mit kritischen Aktivitäten führen (-26 %-Pkt.) und Strategien, die Konformität ggü. Klimazielen (-12 %-Pkt.) und SDGs anstreben (-23 %-Pkt.).
Rückblick Q1/2022: Achillesferse Rohstoffpreisrally
In einer langfristig und nachhaltig ausgerichteten Kapitalanlage, in der zuvor genannte Strategien umgesetzt sind, werden eher defensive gegenüber zyklischen Geschäftsmodellen bevorzugt. Folglich hätten die meisten der Strategien, die auf diesen Ansätzen aufbauen, Überschussrenditen in Zeiten extremer ökonomischer Unsicherheit erwirtschaften müssen (vergleiche Abb. 1).
Jedoch führte die geopolitische Krise – der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – zu einer Verknappung des Angebots an Energie, Industriemetallen und Lebensmitteln mit entsprechend steigenden Preisen. Die nun drohende Stagflation stellt Zentralbanken vor ein Dilemma. Sie können die Leitzinsen vermutlich nicht in dem Maße anheben, wie es ein Einhalten der Inflationsziele erfordern würde.
Abb. 1: Globale Aktien – Nachhaltigkeitsstrategien im Quartalsvergleich (USD-Bruttorendite: Q1/2022 gegenüber Q4/2021)
Bemerkung: Renditen wurden auf Basis von Marktkapitalisierungsgewichten berechnet. Das zugrunde liegende Universum ist der MSCI ACWI. Quellen: MSCI, Refinitiv, Metzler
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