Aufwand im Vermögensaufbau um 30 bis 50 Prozent verringern

05.08.2024

Haimo Wassmer. Foto: privat

Berater müssen mit Blick auf die sinkende Rentenquote in der Lage sein, für ihre Mandanten bei geringerem Aufwand eine höhere Ruhestandsliquidität zu generieren. Dabei helfen professionelle, unabhängige Software-Lösungen.

Die Rentenquote in Deutschland, also das Verhältnis der durchschnittlichen Rentenbezüge zum durchschnittlichen Erwerbseinkommen, ist seit Jahren rückläufig. Dies stellt eine bedeutende Herausforderung für das deutsche Rentensystem und die finanzielle Sicherheit zukünftiger Rentner dar. Eine sinkende Rentenquote bedeutet, dass viele Arbeitnehmer im Alter mit geringeren Rentenleistungen auskommen müssen. Dies erhöht das Risiko von Altersarmut erheblich. Besonders betroffen sind Menschen mit niedrigem Einkommen, Frauen (aufgrund von häufigeren Unterbrechungen der Erwerbsbiografie durch

Kindererziehung) und Personen mit atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Aber auch Gutverdiener können in eine gefährliche Rentenfalle tappen, weil der Abstand zwischen dem letzten verfügbaren Einkommen und den staatlichen Rentenzahlungen sehr groß sein können.

Reicht die private Vorsorge für einen angemessenen Lebensstandard im Alter?

Arbeitnehmer müssen daher verstärkt auf private Altersvorsorge setzen, um die Lücke zwischen ihrem letzten Einkommen und der staatlichen Rente zu schließen. Die

Notwendigkeit, zusätzlich privat vorzusorgen, kann aber die finanzielle Belastung während des Erwerbslebens erhöhen, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen. Und: Die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Rentenquote und der Rentenpolitik erschwert die langfristige finanzielle Planung. Viele Arbeitnehmer fühlen sich zudem unsicher, ob ihre private Vorsorge ausreichen wird, um einen angemessenen

Lebensstandard im Alter zu gewährleisten.

Diese Gefahr besteht trotz des rasanten Vermögenswachstums in Deutschland: Das Geldvermögen der privaten Haushalte hierzulande erhöhte sich in den ersten drei Monaten das laufenden Jahres zum Vorquartal um 146 Milliarden auf rund 7393 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Zudem erhöhte sich das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte zwischen 2017 und 2021 um 83.600 Euro auf 316.500 Euro, meldete die Bundesbank Ende April im Rahmen der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)“. Alle drei Jahre erfasst sie Vermögenswerte wie Wohneigentum, Fahrzeuge sowie Bankguthaben und Ansprüche aus privaten Renten- und Lebensversicherungen.

Für Mandanten ein tragfähiges Konzept für die Ruhestandsfinanzierung entwickeln In diesem Zusammenhang berichten Berater immer wieder, dass auch wirklich vermögende Menschen über vergleichsweise geringe Einkommen verfügen, weil die Vermögenswerte illiquide sind beziehungsweise die Renditen nach Inflation und Steuern nicht ausreichen, um daraus angemessene Ausschüttungen zu erzielen. Das liegt daran, dass große Vermögen in renditeschwachen Immobilien und Beteiligungen gebunden sind. Um Geld zu erhalten, müssten diese Werte liquidiert werden. Aber das ist oftmals gar nicht möglich. Daher kommt es in der Vermögens- und Ruhestandsplanung darauf an, dem Thema der Liquidität viel Aufmerksamkeit zu widmen und alles dafür zu tun, auf der einen Seite die Liquidität beim Vermögensaufbau zu schonen und auf der anderen Seite gerade im Ruhestand ausreichend Liquidität für den Lebensunterhalt zu gewährleisten.

Damit stehen Berater in der Verantwortung, für ihre Mandanten ein tragfähiges Konzept für die Ruhestandsfinanzierung zu entwickeln. Dieses basiert auf drei Säulen: Liquidität im Jetzt, Liquidität bis zum Ruhestand und Liquidität im Ruhestand. Die Frage der Liquidität ist auch das Problem, weshalb so viele Menschen so schwer zu motivieren sind, strukturiert für ihren Ruhestand zu investieren. Für den klassischen Ruhestandsbeginn mit 67 wird üblicherweise ein „Was müsste ich tun?“-Szenario errechnet, das in der Regel bei weitem die Möglichkeiten übersteigt. Das bedeutet, dass in einer herkömmlichen Beratung schlichtweg ein Vermögensbetrag ermittelt wird, der zum Ruhestandsbeginn zur Verfügung stehen soll.

Wie diese Summe entsteht, wird aber meistens nicht klar – und auch nicht, wie aus dem laufenden Einkommen monatlich die Entnahmen getätigt werden sollen, um die (häufig mit einer Versicherungspolice) verbundenen Vermögenswerte wirklich aufzubauen.

Liquiditätsmanagement spielt aus zwei Gründen eine Rolle

Echtes Liquiditätsmanagement ist also das Gebot der Stunde. Das muss aber auf einer tragfähigen Systematik beruhen, nicht auf dem Prinzip Hoffnung oder Zufall. Dazu bedarf es einer leistungsfähigen Software, um den Mandanten in der Beratung schnell und einfach verschiedene Szenarien in der Liquiditätsentwicklung simulieren zu können. Eine solche Software sollte alle relevanten Bereiche wie Einkünfte/Vermögen sowie Ruhestand, Sparen und Absicherung abdecken und das Beratungsgespräch anhand der wesentlichen Parameter „Inflation“, „Rendite“, „Steuern“, „Verträge“ und „Humanvermögen“ steuern, um daran die wesentlichen Zusammenhänge in der Finanz- und Ruhestandsplanung zu erläutern.

Das Liquiditätsmanagement spielt in der Folge in zwei Bereichen eine Rolle. Zum einen eben, um in der Ansparphase regelmäßig die richtigen Summen abzuschöpfen und sinnvoll anzulegen. Und zum anderen, damit frühzeitig klar wird, wieviel Geld wann im Ruhestand zur Verfügung stehen muss und wird. Denn erst diese Berechnung ist der tatsächliche Indikator dafür, welche Anlagestrategie mit welchem finanziellen Aufwand verbunden werden muss. Nur durch kontinuierliche Erträge aus dem Vermögen kann der Ruhestand abgesichert werden.

Das Motto lautet: „Konzept vor Kondition“

Letztlich geht es darum, über diesen softwaregestützten Ansatz eines professionellen Liquiditätsmanagements den Aufwand im Vermögensaufbau um 30 bis 50 Prozent zu verringern, will heißen: Mit deutlich weniger eigenen Beiträgen kann die gewünschte Liquiditätssituation im Ruhestand erreicht werden. Die Methodik geschieht in drei Schritten: Basis ist die Ermittlung der optimalen Sollstellung mittels ausführlicher Analyse – getreu dem Motto „Konzept vor Kondition“. Wenn die Sollsituation erarbeitet ist, sind im zweiten Schritt vorhandene Kapitalanlagen darauf zu überprüfen, ob diese geeignet sind, die Vorgaben zu erfüllen.

Im letzten Schritt können Berater dann (idealerweise unabhängig von Produktanbietern) Empfehlungen für verschiedene liquide und illiquide Asset-Klassen aussprechen, die am besten der strategischen Konzeption entsprechen. Das Produkt ist am Ende des Tages immer nur das Ergebnis einer sinnvollen Beratung. Wer weiß, welche Möglichkeiten und Ansprüche er bei seiner derzeitigen und späteren Liquidität hat, kann professionell und strategisch agieren und Aufwand und Ergebnis in ein attraktives Verhältnis setzen. Mit diesem überaus überzeugenden Ansatz können Berater bei ihren Mandanten dauerhaft punkten.

Gastbeitrag von Haimo Wassmer, Inhaber der e:mendata GmbH und Honorarberater.