Aufklärung vonnöten

11.10.2015

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In den vergangenen Monaten hat es teils heftige Kritik (nicht nur) von Verbraucherschützern und Internetportalen an der privaten Unfallversicherung gegeben. Sie sei zu teuer und zudem meist überflüssig.

Doch damit wird diesem bewährten Produkt Unrecht getan, zumal die Leistungen stetig weiterentwickelt werden. Neuerdings haben Makler sogar Mitspracherecht bei der Produktentwicklung.

Vielen Umfragen zufolge sind die Bundesbürger über ihre tatsächlichen Leistungsansprüche bei Unfällen schlecht informiert. Auch bei Freizeitunfällen sehen sie beispielsweise die Sozialversicherungsträger in der Pflicht. Kai Waldmann, Vorstand der ALTE LEIPZIGER Versicherung, erkennt dahinter gleich mehrere Ursachen: „Der Gedanke an Gesundheitseinbußen mit Verlust der Arbeitskraft wird häufig verdrängt. Viele Menschen denken: Mir passiert schon nichts, ich bin vorsichtig.“ Und wenn etwas passiere, heile das schon wieder von selbst. Aber häufig gehe die Meinung in der Tat dahin, dass es ja eine gesetzliche Unfallversicherung gebe, in der schließlich alle Menschen abgesichert seien. Waldmann: „Die Leistungen aller Sozialversicherungsträger sind nicht transparent und die Zusammenhänge sind kompliziert und ‚behördlich‘.“ Darüber hinaus sei die Informationsbeschaffung mühselig. Institutionen wie zum Beispiel Caritas, VDK oder die Arbeitgeber würden als präventive Informationsquellen nicht wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund warnt Waldmann: „Anfallende Mehrkosten oder der Ausfall weiterer familiärer Einkommensquellen im Falle schwerer Unfallfolgen, aber auch zum Beispiel die Anpassung der Wohnverhältnisse, der Wegfall/Minderung des Partnereinkommens, Kosten für Pflegepersonal oder Haushaltshilfen werden unterschätzt.“ Deshalb finde keine Auseinandersetzung mit diesem Thema statt. Ins gleiche Horn bläst Volker Steck, CEO der Helvetia Deutschland: „Vielen ist unklar, wann der gesetzliche Schutz aufhört und der private notwendig ist.“ Es müsse noch deutliche Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Eine Millisekunde Unaufmerksamkeit kann zur vollständigen Vernichtung der finanziellen Existenz führen. Die fehlende Auseinandersetzung mit dem Unfallthema führt zu seltsamen Konsequenzen, die Makler nur mit viel Aufklärungsarbeit vermeiden können. So hat eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Helvetia ergeben, dass 62 % aller Deutschen das Risiko eines Autounfalls für besonders bedrohlich halten, dabei Frauen mit 67 % stärker als Männer mit 57 %. Sportunfälle hinken mit gerade mal 10 % weit dahinter zurück. Dabei ereignen sich im Freizeitbereich laut Statistik mit einem Anteil von 27 % die meisten Unfälle beim Sport, und das vor allem beim Fußball. Kommt es hierzu, kann die Meinung, beim Kicken in der Betriebsmannschaft über die Berufsgenossenschaft abgesichert zu sein, katastrophale Folgen haben.

Doch woran erkennen Makler eine

leistungsstarke Unfallversicherung?

Schließlich sagt Stephen Voss, der Vorstandsvorsitzende der Baden-Badener Versicherung: „Erfahrungsgemäß liest nicht jeder Kunde mit der notwendigen Intensität und Sorgfalt seine Vertragsunterlagen und damit die Versicherungsbedingungen. Es gibt in der Unfallversicherung bedeutende Unterschiede, welche Leistungen versichert sind und was als Unfall anerkannt wird.“ Dabei überbieten sich immer mehr Anbieter mit einer Verbesserung des Leistungsniveaus oder mit sonstigen Anhängseln. Peter Schneider, Geschäftsführer bei MORGEN & MORGEN, mahnt jedoch: „Leider wählen viele Marktteilnehmer die Produkte der Unfallversicherung immer noch nach dem Preis aus. Auf der anderen Seite überbieten sich die Versicherer zurzeit dabei, zusätzliche Leistungen anzubieten, die zum Teil recht weit von den originären Leistungen einer Unfallversicherung entfernt sind. Dies macht den Überblick nicht einfach.“ So sind in den vergangenen Monaten einige Versicherer mit einem Frakturen- oder einem Komageld auf den Markt gekommen. Originär mit der Unfallversicherung hat das oft nur bedingt zu tun.

Wichtig ist es allemal, eine risikogerechte

Versicherungssumme abzuschließen.

Nur so können im Fall der Vollinvalidität die Kosten für den Umbau der Wohnung oder ein Umbau des Autos finanziert werden. Doch was ist für den Kunden wichtiger, die Invaliditätssumme oder die Progression? Michael Mertens, Abteilungsleiter Sach/ HUK-Betrieb der HanseMerkur, sagt hierzu: „Für die meisten Unfälle ist eine hohe Invaliditätsgrundsumme wichtiger als die Progressionsstaffel. Bei den schlimmsten Unfällen erhöht die Progressionsstaffel die Grundleistungen dann zusätzlich um ein Vielfaches.“ Wobei etliche Versicherer an sinnvollen Produkterweiterungen arbeiten. So erläutert Christian Gesell, Produktmanager Existenzschutzversicherung bei AXA: „AXA bietet zwei Lösungen. Das ist zum einen die klassische Risiko-Unfallversicherung, denn gerade Berufe, die in der BU-Versicherung einen hohen Beitrag zahlen müssen, können durch die Risiko-Unfallversicherung Versicherungsschutz zu einem bezahlbaren Beitrag erhalten. Dabei leistet die Risiko-Unfallversicherung bereits ab einem geringen Invaliditätsgrad.“ Seit 2006 habe das Unternehmen die Risiko-Unfallversicherung allerdings um die Absicherung von dauerhaften Funktionseinschränkungen nach einer Krankheit oder einem Unfall erweitert.

Makler entwickeln Produkte mit Versicherern.

Die Bayerische lässt Makler bei der Produktentwicklung mitreden, wie deren Vorstand Martin Gräfer, erläutert: „Bei unseren jüngsten Unfall-Workshops mit Maklern waren fast alle Veranstaltungen überbucht. Wir sind begeistert über die konstruktiven und engagierten Diskussionen. Diesen Weg wollen wir weiter verfolgen.“ Man habe von den Teilnehmern wertvollen Input zu verschiedensten Feldern der Unfallversicherung erhalten. Die vielen Anregungen und Vorschläge arbeiteten Fachleute nun in die neuen Tarife ein. Und Gräfer erkennt hierin einen Ansporn für mehr: „Wir werden den Markt wieder mit innovativen Angeboten überraschen. So wie wir das 2014 mit unserer BU und unserer plusrente getan haben, in die ebenfalls das Know-how der Makler mit einfloss.“ Darüber hinaus habe der Versicherer seit Jahren einen Maklerbeirat, in dem das Unternehmen Fragen zu Produkten und Vertrieb diskutiere und anschließend umsetze. (hwt)

Printausgabe 05/2015