Auf falscher Fährte

26.08.2022

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So mancher Hund und so manche Katze werden noch immer aus einer Laune heraus gekauft. Aber auch als Allheilmittel gegen Einsamkeit – besonders in Zeiten von Corona oder in beängstigen Situationen wie aktuell dem Krieg in der Ukraine. Was die neuen Tierbesitzer jedoch oft nicht beachten: Neben ausreichend Pflege und Zeit kostet das Tier auch viel Geld. Und es kann krank werden und schlimmstenfalls eine Operation benötigen. Das kann schnell zur Belastung werden.

Laut einer Forsa-Studie, von der das Portal „Forschung und Wissen“ im vergangenen Jahr berichtete, musste in Deutschland fast die Hälfte (42 %) der Hundehalter ihren Vierbeiner bereits mindestens einmal operieren lassen. Die Kosten lagen bei der Hälfte (48 %) der Operationen bei über 500 Euro, bei 6 % der Operationen mussten die Hundebesitzer sogar über 2.000 Euro auf den Tisch legen. Trotzdem hat die große Mehrheit der Hundehalter in Deutschland (83 %) keine Tierkrankenversicherung, muss die Kosten im Ernstfall also selbst bezahlen. Dass die Leute dieses große finanzielle Risiko eingehen und keine vor finanziellen Risiken schützende Police abschließen, ist besonders überraschend, denn ein Großteil (78 %) der Umfrageteilnehmer erklärte, sich Sorgen darüber zu machen, wie sie die hohen und plötzlich auftretenden Tierarztkosten bei einer Operation ihres Hundes bezahlen können. Die im Übrigen immer höher ausfallen, je größer das Tier ist. Ein Fünftel der Hundebesitzer geht sogar davon aus, dass eine teure Operation sie in ernste finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. Angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass dieses Risiko Realität werden wird, rasen sie sehenden Auges darauf zu.

Sehenden Auges ins Unglück

Als Gründe gegen den Abschluss einer Tierkrankenversicherung für ihren Hund nannte fast die Hälfte (43 %) der Besitzer, dass sie die Kosten für den Tierarzt lieber selbst tragen möchten. Ein Viertel (24 %) ist überdies der Ansicht, dass von ihrem Tier keine Risiken ausgehen, die den Abschluss einer entsprechenden Versicherung rechtfertigen. Eine wirklich seltsame Einstellung. In anderen Ländern sind Tierkrankenversicherungen hingegen deutlich stärker verbreitet. Als Vorreiter gilt mit einer Krankenversicherungsquote von 50 % bei Hunden Schweden. Neben den kaum planbaren Kosten im Falle einer Operation müssen Hundebesitzer auch die regelmäßig anfallenden Tierarztbesuche bezahlen. Laut der Umfrage unter 1.012 zufällig ausgewählten Hundebesitzern ab 18 Jahren geht fast die Hälfte (47 %) der Hundehalter mit ihrem Tier zwei- bis dreimal jährlich zum Tierarzt. Ein Fünftel (17 %) sucht den Tierarzt sogar mindestens dreimal pro Jahr auf.

Die Gruppe der Hundebesitzer, die nie einen Tierarzt besuchen, ist hingegen verschwindend gering (2 %). Bei einem Großteil (55 %) der Umfrageteilnehmer liegen die regulären Tierarztkosten pro Jahr zwischen 100 und 500 Euro. Bei teuren Operationen kann es in Einzelfällen aber auch zu Kosten von 4.000 bis 5.000 Euro kommen. Experten empfehlen deshalb besonders Personen, die im Ernstfall solche Summen nicht problemlos stemmen können, den Abschluss einer Tierkrankenversicherung. Euthanasie mangels Kasse Inzwischen hat laut „Forschung und Wissen“ auch eine in der Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift publizierte Studie die Sinnhaftigkeit von Tierkrankenversicherungen für Hunde und Katzen untersucht. Ein Großteil der 360 befragten Tierärzte erklärte, dass bei Tieren mit einer Krankenversicherung deutlich weniger Behandlungseinschränkungen und Euthanasie aufgrund der finanziellen Situation der Halter vorkommen. Die meisten Tierärzte sprechen sich aus tierschutzrelevanten Aspekten deshalb für den Abschluss einer Tierkrankenversicherung aus. (hdm)