"Auf einem sehr hohen Niveau"
08.12.2024
Uwe Eilers. Foto: @ FV Frankfurter Vermögen AG
Der Jahreswechsel steht an. Uwe Eilers, Vorstand der FV Frankfurter Vermögen AG, stand für ein Interview zu den Marktentwicklungen zur Verfügung.
finanzwelt: Herr Eilers, 2024 stand wieder im Zeichen der US-Stärke. Bleiben die Vereinigten Staaten (Staatsverschuldung etc.) auch 2025 „the place to be?“
Uwe Eilers: Die US-Aktienmärkte waren insgesamt beeindruckend stark, allen voran die großen Tech-Werte. Ob es so weiter geht, kann bezweifelt werden, da die neue Regierung erhebliche Vorschusslorbeeren bekommen hat, die möglicherweise enttäuscht werden. Angekündigte Steuersenkungen würden das Haushaltsdefizit weiter erhöhen und damit die Staatsverschuldung weiter nach oben treiben. Die Zinslast könnte in den kommenden Jahren damit in Richtung 50% der Steuereinnahmen gehen. Dies würde die Handlungsfähigkeit der Regierung erheblich einschränken. Auch mögliche Zölle würden wohl schnell die Inflation nach oben treiben und die FED auf den Plan rufen die Zinsen wieder zu erhöhen. Eine angekündigte Ausweisung von tausenden Migranten wäre eher schädlich, da gerade diese Gruppe in den vergangenen Jahren das Wirtschaftswachstum unterstützt hat. Somit wären all die angekündigten Maßnahmen eher ungut für die US-Wirtschaft.
finanzwelt: Hierzulande liest man viel über Insolvenzen, Arbeitsplatzabbau etc. Wie ist die ökonomische Lage Deutschlands zur Jahreswende 2024/25?
Eilers: Die ökonomische Lage in Deutschland insgesamt ist noch recht gut, wenngleich die Tendenz derzeit eher unschön aussieht. Erhebliche Anstrengungen seitens der Politik und der Wirtschaft sind nötig, um wieder ein Wachstum zu erreichen. Beschleunigte Genehmigungsverfahren und Bürokratieabbau sind dabei sehr wichtige Themen, die angegangen werden müssen.
finanzwelt: Die Aktienhausse ist sozusagen in der Verlängerung. Wie stehen Sie generell derzeit zu Aktieninvestments?
Eilers: Nach dem insgesamt sehr starken Anstieg der Aktienmärkte in Europa und den USA sind die durchschnittlichen Aktienbewertungen auf einem sehr hohen Niveau angelangt. Sofern sich die Wirtschaft auch in den USA abschwächen sollte, könnten deutliche Korrekturen bevorstehen.
finanzwelt: Digitalisierung und Technologisierung sind Megatrends. Sie sind mit dem DigiTrends Aktienfonds dabei. Können Sie uns kurz die Charakteristika darlegen?
Eilers: Digitalisierung und Technologisierung sind Megatrends, sie weitergehen werden. Die Frage ist dabei, welche Unternehmen am meisten profitieren werden. Bislang waren es primär die großen Mega-Unternehmen. Dies könnte sich umkehren und die Zulieferer mehr in den Fokus rücken. Hier setzt der DigiTrends Aktienfonds an, der Mitte November zu einem reinen Tech-Fonds umgebaut wurde. Es sind nur noch Aktien drin, die in den Bereichen Spezialsoftware, Chip-Technologien, Hardware-Hersteller, Cyber-Security, etc. tätig sind. Hier sind es dann vorwiegend die schnell wachsenden Unternehmen in allen relevanten Bereiche der Wertschöpfungsketten.
finanzwelt: Wie blicken Sie mit der FV Frankfurter Vermögen AG auf das nun ablaufende Jahr zurück?
Eilers: Im
Aktienbereich waren wir in einigen Bereichen deutlich zu vorsichtig
aufgestellt, was im Nachhinein gesehen ein Fehler war. Auch hatten wir nicht
erwartet, dass die großen Tech-Werte trotz der schon hohen Bewertungen deutlich
weiter nach oben steigen würden. Im Anleihesegment hatten wir dagegen weiterhin
eine sehr gute Markteinschätzung. Im 3-Jahres-Vergleich liegt der FV Global
Bonds mit an der Spitze der vergleichbaren global investierenden Anleihefonds. (ah)