Auf dem Weg zu einem der führenden nachhaltigen Versicherer

26.07.2024

Foto: © R+V Versicherungsgruppe

Nachhaltigkeitsaspekte in Kapitalanlage, Versicherungsgeschäft und Geschäftsbetrieb sind für die R+V Versicherungsgruppe bereits seit langem von großer Bedeutung. Dahinter stehen die Ziele, einen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern sowie die Kunden mit nachhaltigen Produkten zu begeistern. Im Interview mit finanzwelt spricht Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V Versicherung AG, über den aktuellen Stand und künftige Ziele.

finanzwelt: Herr Bäcker, für die R+V spielt das Thema Nachhaltigkeit seit langem eine zentrale Rolle. Was sind die Gründe dafür? Wie weit sind Sie heute Ihrem Ziel gekommen, einer der führenden nachhaltigen Versicherer zu werden?

Philipp Bäcker» Die genossenschaftlichen Wurzeln von R+V sind Chance und Verpflichtung zugleich. Unsere Gründerväter, Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze- Delitzsch, wussten bereits vor mehr als 100 Jahren: ‚Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.‘ Auf welche Herausforderungen passt dieser Leitsatz besser als auf die aktuellen? Insofern haben wir bereits 2012 erstmalig einen Nachhaltigkeitsbeauftragten benannt. In den letzten Jahren ist Nachhaltigkeit immer weiter in unser Kerngeschäft – die Absicherung von Risiken und die Anlage von Kundengeldern – vorgerückt. Dabei kommen wir gut voran, zugleich bleibt noch viel zu tun.

finanzwelt: Welche ESG-Maßnahmen haben Sie bisher im Geschäftsbetrieb umgesetzt?

Bäcker» Die R+V stellt den unternehmenseigenen Fuhrpark sukzessive auf vollelektrische Fahrzeuge um. Das ist ein wichtiger Schritt, um das in der Nachhaltigkeitsstrategie festgehaltene Ziel zu erreichen, ab 2025 in der sogenannten Betriebsökologie bei den direkt (dazu zählt der Fuhrpark) und indirekt entstehenden Treibhausgasemissionen (Scope 1 & 2) klimaneutral zu sein. Zudem gilt seit April eine neue Dienstreiseordnung: Für innerdeutsche Ziele weniger als 400 Kilometer (Luftlinie) wird die Bahn als bevorzugtes Verkehrsmittel definiert. Damit leisten wir auch unseren Beitrag zur Reduktion der Scope-3-Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus haben wir zum 100. Geburtstag der R+V im Jahr 2022 unser gesellschaftliches Engagement auf eine neue Ebene gehoben und unsere 2018 gegründete R+V Stiftung mit 10 Mio. Euro Grundkapital ausgestattet.

finanzwelt: Wie erfüllen Sie die ESG-Vorgaben bei der Kapitalanlage sowie bei den konkreten Versicherungsprodukten?

Bäcker» Neben den Zielen Sicherheit, Rendite, Liquidität und Qualität unserer Kapitalanlagen haben wir mit Nachhaltigkeit ein weiteres Anlagekriterium in den Fokus gestellt. Zur Bekräftigung des eigenen Klimaziels ist die R+V im Jahr 2023 der Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) beigetreten. Bis zum Jahr 2050 soll das Anlageportfolio der R+V klimaneutral sein. Auf dem Weg zu unserem selbst gesteckten Net Zero-Ziel in der Kapitalanlage sind wir gut unterwegs und haben ein erstes Zwischenziel bereits vorzeitig erreicht: Ursprünglich sollte bis 2025 die Treibhausgasintensität bei Aktien und Unternehmensanleihen, gemessen am Basisjahr 2019, um 20 % verringert werden. Als nächstes Zwischenziel hat sich die R+V vorgenommen, die Treibhausgasemissionen aus Aktien und Unternehmensanleihen bis zum Jahr 2030 um weitere 20 % zu senken. Zusätzlich hat sich das Unternehmen vorgenommen, auch den CO2-Fußabdruck seiner direkt gehaltenen Immobilien bis 2030 um 25 % zu mindern.

finanzwelt: Welche wichtigen gesetzlichen Regularien sind in den vergangenen zwölf Monaten hinzugekommen und wie ist bei Ihnen der Stand der Umsetzung?

Bäcker» Eine neue EU-Richtlinie, die Corporate Sustainability Reporting Directive (kurz: CSRD), verpflichtet Unternehmen ab 2024 zu einer umfassenden Berichterstattung rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die CSRD fordert darum künftig von Unternehmen mehr Transparenz und Verbindlichkeit in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und setzt diese mit der Finanzberichterstattung im Geschäftsbericht gleich. Das heißt, dass Nachhaltigkeitsinformationen als sogenannte nicht-finanzielle Informationen erstmals für das Geschäftsjahr 2024 im Rahmen des Lageberichts offengelegt werden müssen. Das betrifft auch die R+V.

finanzwelt: Makler stellt das Thema ESG in der Beratung meist noch vor große Herausforderungen. Was tun Sie als Versicherer, um es dem Berater so einfach wie möglich zu machen?

Bäcker» Gerade für die jüngere Generation werden Nachhaltigkeitskriterien bei Kaufentscheidungen immer wichtiger, auch beim Kauf von Versicherungsprodukten. Der Austausch mit Versicherungsmaklern ist für uns hilfreich, weil sie einerseits aggregiert die Interessen vieler Kunden widerspiegeln, andererseits einen guten Marktüberblick haben. Insofern sind Makler auch wichtige Bindeglieder zwischen Versicherern und Kunden, um die Nachhaltigkeits-Bemühungen auf beiden Seiten zu unterstützen. Daher bieten wir vielfältige Informations- und Schulungsformate an, um Makler auf dem Laufenden zu halten.

finanzwelt: Welche weiteren zentralen Punkte stehen dieses Jahr auf Ihrer Agenda?

Bäcker» Nachhaltigkeitsaspekte sollen bei Entscheidungen in allen Bereichen des Unternehmens berücksichtigt werden. Nicht nur, um die genossenschaftliche Grundidee zu untermauern, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Mit der im Jahr 2021 grundlegend überarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie haben wir gemeinschaftlich konkretisiert, in welchen Handlungsfeldern wir einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten wollen: Über die bereits genannten Ziele zur Reduktion der CO2-Emissionen in Kapitalanlage, Versicherungsgeschäft und Geschäftsbetrieb hinaus wollen wir vor allem Kunden mit innovativen, nachhaltigen Produkten und Services begeistern. Wir sind hier auf einem guten Weg und arbeiten daran gemeinschaftlich, jeden Tag mit großem Engagement! (mho)