Assetklasse der Zukunft
20.10.2021
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Durch den demografischen Wandel werden in Deutschland immer mehr Pflegeeinrichtungen benötigt, was auch in der Marktentwicklung niederschlägt. Die Corona-Pandemie fördert diesen Trend weiter.
Aussagen wie „Deutschlands Bevölkerung wird immer älter“ sind längst allgemeinbekannt und beinahe schon abgedroschen. Um solchen Sätzen etwas mehr Inhalt zu geben, ist ein Blick auf den Altenquotient interessant, der das Verhältnis der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppe angibt: So kamen laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2019 auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 65 Jahre 36 Menschen, die bereits ihren 66. Geburtstag hinter sich haben. Zum Vergleich: 1950 waren es noch 16 Personen, im Jahr 1979 dann schon 27. Weil die Geburten in Deutschland seit den 1970er Jahren deutlich zurückgingen, während die Lebenserwartung immer weiter stieg, nahm der Anstieg des Altenquotienten in den vergangenen 30 Jahren immer stärker zu. In der Folge wächst die Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum und Pflegeeinrichtungen – auch von Seiten der Kapitalanleger: „Die Nachfrage nach Pflegeimmobilien ist ungebrochen und wächst weiter“, erläutert Sandro Pawils. Der Chief Sales Officer von Carestone macht für diese Entwicklung neben dem demografischen Wandel noch weitere Faktoren aus: „Eine gestiegene Sensibilität für die Themen Gesundheit und Vorsorge im Alter befeuert diesen Trend sicherlich.“ Ein wesentlicher Treiber sei auch die Corona- Pandemie gewesen: „Einmal mehr ist in den vergangenen Monaten deutlich geworden, wie wichtig und wertvoll optimal ausgestattete Pflegeeinrichtungen sind“, so Pawils weiter, laut dem das Problem aber schon vorher bestand. „Tatsache ist aber auch: Es gibt schon jetzt zu wenig. Momentan fehlen uns jedes Jahr etwa 150 neue Pflegeneubauten, um den Bedarf an freien Plätzen bis 2030 zu decken. Daran wird deutlich, wie gewaltig der Markt ist.“
Krisensichere Assetklasse
Auch wenn die Begriffe „Corona-Pandemie“ und „Corona-Krise“ häufig synonym verwendet werden, sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich dabei eigentlich um zwei unterschiedliche Dinge handelt: Während die Pandemie „nur“ den virologisch- medizinischen Bereich umfasst und zum Jahreswechsel 2019/2020 ihren Ursprung nahm, ist der Beginn der Krise in Deutschland erst für März 2020 zu verorten – als aufgrund der Corona-Maßnahmen große Teile des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft heruntergefahren wurden. Ein Symptom der Krise zeigte sich am 12. März, als der DAX den zweithöchsten relativen und höchsten absoluten Tagesverlust seiner Geschichte erlebte. Auch auf dem Immobilienmarkt ist die Eskalation der Corona-Lage nicht spurlos vorbeigegangen. Gerade auf dem Büroimmobilienmarkt ging aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Homeoffice die Nachfrage deutlich zurück und auch die künftige Nachfrage ist deshalb hier schwer einschätzbar. Ganz anders hingegen die Situation bei Pflegeimmobilien. So hat laut Sandro Pawils die Corona-Zeit gezeigt, dass eine Pflegeimmobilie, im Gegensatz zu anderen Immobilienklassen oder Aktien, ihren nachhaltigen Wert aus der Demografie und nicht allein aus der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland schöpfe: „Auch das erklärt die noch einmal gestiegene Nachfrage in den letzten Monaten.“ So wurden laut dem Marktbericht des Cushman & Wakefield im 1. Halbjahr 2021 auf dem deutschen Pflegeimmobilienmarkt ein Investitionsvolumen von 920 Mio. Euro erzielt. Diese hätte laut dem Gewerbeimmobilien- Beratungsunternehmen noch höher ausfallen können, wurde aber durch den massiven Produktmangel limitiert. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Nachfrage in Zukunft weiter steigt, was auch einen Anstieg des Angebots zur Folge haben dürfte. Denn der Altenquotient Deutschlands wird in den nächsten Jahren eher zu- als abnehmen. (ahu)