Aquakultur – säkulares Wachstum abseits der Technologie
21.02.2022
Gerd Häcker, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung GmbH in München / Foto: © Steinbeis & Häcker
Fischzucht oder Aquakultur ist eine Branche, die wir schon viele Jahre analysieren und beobachten. Eine steigende Weltbevölkerung treibt das Wachstum voran. Früher übernahm die Fischzucht lediglich eine Art „Feuerwehrfunktion“, um temporäre Angebotslücken der Fischereiindustrie zu schließen. Es war deutlich kostengünstiger, die Weltmeere zu befischen, um die Bevölkerung mit Meeresfrüchten zu versorgen. Zu dieser Zeit war die Aquakulturbranche noch mit hohen Risiken behaftet. Die Stabilität des Geschäftes ließ zu wünschen übrig. Nach und nach änderte sich die Lage. Die Überfischung der Weltmeere gab der Fischzucht den Startschuss in eine neue Ära. Wichtige Seegebiete geraten durch Überfischung unter Druck. Aktuell bestehen beispielsweise Befürchtungen, dass die Fischbestände im Schwarzen Meer deutlich schrumpfen werden. Die kommerzielle Fischerei wird zudem für diverse Umweltschäden verantwortlich gemacht. Die Aquakultur ist mehr und mehr gefordert, die entstehenden Angebotsdefizite zu decken.
Fischzucht ist effizient, aber auch nachhaltig?
Die hohe Effizienz der Eiweißproduktion ist bei Zuchtfischen bemerkenswert. Im Gegensatz zu Rindern benötigt man nur einen Bruchteil an Futter, um die gleiche Menge an gesundem Eiweiß zu produzieren. Gerade in der heutigen Zeit kann dieser Aspekt zu einer erhöhten Produktion von Fisch führen, da die Futterkosten in der Tierhaltung durch die inflationäre Preisentwicklung deutlich angestiegen sind. Auch das Bewusstsein für klimaschonende und gesündere Ernährung wird in Zukunft zu einem weiteren Nachfrageschub für Fisch führen. Allerdings blieb die Branche auch von der Corona-Krise nicht verschont. Durch sie entstanden für viele Fischfarmen große Absatzprobleme. Insbesondere Hotels und Restaurants sind elementar wichtige Abnehmer, die jüngst Pandemie-bedingt als Nachfrager ausfielen.
Neue Trends könnten die Branche verändern
Die Aquakulturbranche verändert sich laufend. Die Kritik über eine Zerstörung der Umwelt durch die Verunreinigung der Fjorde in Norwegen und Chile führt zu neuen Trends in der Zucht. Landbasierte Aquakultur wird als umweltschonende Alternative gesehen. Jüngst wurden in Brasilien Konzessionen für ein großes Offshore-Zuchtgebiet vom Landwirtschaftsministerium freigegeben. Hierbei handelt es sich um die weltweit größte Offshore-Konzession, die von der Firma Forever Oceans zur Fischproduktion genutzt wird. Andere Experten sehen den Trend eher in einer Zucht auf dem offenen Meer. Besondere Zuchtanlagen bzw. Zuchtschiffe sollen die Küstenbereiche vor einer Verschmutzung schützen.
Es gibt aber auch Gegenspieler. Veganer Lachs aus dem 3D-Drucker oder Sushi-Lachs aus künstlich gezüchteten Zellen gewinnen Marktanteile, wenn auch ausgehend von sehr niedrigem Niveau. Ob sich diese neuen Praktiken durchsetzen, ist heute sicherlich noch nicht klar auszumachen. Die Entwicklungen gilt es nun genau zu beobachten.
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